Hamburg. Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre führte eine erhöhte Milchproduktion in Europa zu den sogenannten "Milchseen" und "Butterbergen". Als Instrument zur Regulierung führte die Europäische Union (EU) deshalb 1984 die Milchquote ein. Sie reguliert den Wettbewerb unter den Produzenten. Die EU-weite Produktionsmenge von maximal 145 Millionen Tonnen ist auf die 27 Mitgliedstaaten aufgeteilt, die wiederum jedem einzelnen Milchbauern eine bestimmte Quote zugewiesen haben. Überschreiten die Bauern die ihnen jährlich zugestandene Liefermenge, müssen sie eine Strafe zahlen, die Superabgabe. Eine Überproduktion wird auf diese Weise unrentabel.

Seit einem knappen Jahr sorgt das EU-Milchquotensystem jetzt allerdings für Streit. Nach dem Anstieg der Milchpreise im Sommer 2007 wurde eine Abschaffung der Quote gefordert, weil sie die Menge der in Europa produzierten Milch beschränkt. Die EU hob die Quote zum 1. April von 142 Tonnen auf nunmehr 145 Millionen Tonnen an. Dabei gibt es ohnehin bereits eine Überproduktion in der EU.

Von einer Anhebung der Quote profitieren zudem nur theoretisch alle Bauern - praktisch jedoch ist gar nicht jeder Betrieb imstande, seine Produktionskapazitäten zu erweitern. Viele Bauern befürchten deshalb, dass vor allem Großbetriebe von der Quotenerhöhung etwas haben werden. Sie könnten mehr produzieren, der Milchpreis geriete noch stärker unter Druck - und Kleinbauern hätten das Nachsehen. Am meisten Sorge bereitet vielen Bauern aber der Blick ins Jahr 2015, wenn die Quote ausläuft und ersatzlos abgeschafft werden soll. Derzeit ist dies eine Ankündigung der EU-Kommission, die im Herbst der Ministerrat bestätigen soll.