Hamburg. Die Milch gehört zu jenen Grundnahrungsmitteln, mit denen es den deutschen Handelskonzernen in besonderer Art und Weise gelingt, Kunden in ihre Supermärkte zu lotsen. "95 Prozent aller Deutschen trinken Milch und da sie leicht verderblich ist, müssen die Verbraucher immer wieder ins Geschäft, um sie zu kaufen", sagt Thomas Müller, Lebensmittelexperte beim Marktforschungsunternehmen AC Nielsen.

Aus diesem Grund ist es für die Händler auch so wichtig, Milch zu einem möglichst niedrigen Preis anzubieten. "Milch ist das klassische Lockangebot, mit dem die Unternehmen unter Beweis stellen wollen, dass sie generell besonders günstig sind", sagt Ernährungsexpertin Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. Jeder Supermarkt verkauft Frisch- und H-Milch daher unter einer Eigenmarke, die sich preislich an den Vorgaben der großen deutschen Billigketten Aldi und Lidl orientiert. Gut & Günstig heißt diese Marke bei Edeka, Ja! bei Rewe.

Wie groß die Bedeutung der Discounter für die Preisgestaltung ist, zeigte sich zuletzt beim Milchstreik der Bauern. Es war die Billigkette Lidl, die zuerst dem Druck der Bauern nachgab und eine Anhebung des Literpreises um zehn Cent verkündete. Große Unternehmen wie die Hamburger Edeka-Gruppe zogen nach, doch als Billigkonkurrent Aldi erklärte, den Preis nur um sieben Cent anheben zu wollen, wurde der Preis auch bei den anderen Händlern prompt auf dieses Niveau angepasst.

Wer übrigens Milch in einem durchschnittlichen Supermarkt sucht, wird sie zunächst schwer finden. "Die Händler platzieren Milchprodukte gern im hinteren Teil des Geschäfts, damit die Kunden auf ihrer Suche noch an vielen anderen Regalen vorbeikommen", sagt Verbraucherschützerin Schwartau.