Daimler-Chef Dieter Zetsche sieht die Autobranche in einer “Jahrhundertkrise“ und schließt selbst bei dem schwäbischen Vorzeigeunternehmen Entlassungen nicht mehr aus.

Daimler-Chef Dieter Zetsche sieht die Autobranche in einer "Jahrhundertkrise" und schließt selbst bei dem schwäbischen Vorzeigeunternehmen Entlassungen nicht mehr aus. "Nach unserer Einschätzung werden die Automobilmärkte die Talsohle frühestens in der zweiten Jahreshälfte durchschreiten", sagte Zetsche auf der Hauptversammlung in Berlin. "Letztlich wird niemand in unserer Branche von dieser Jahrhundertkrise verschont bleiben." Deshalb müsse in allen Sparten des DAX-Konzerns der Gürtel enger geschnallt werden. Zu Entlassungen könne es im äußersten Fall kommen, wenn die Krise weiter anhält. "Zu einer Kündigung darf aber nur als Ultima Ratio gegriffen werden", sagte Finanzvorstand Bodo Uebber. Zuvor müssten alle anderen Möglichkeiten wie Kurzarbeit oder Abbau von Arbeitszeitkonten ausgeschöpft werden. Ein Beschäftigungssicherungspakt schließt betriebsbedingte Kündigungen eigentlich bis Ende 2011 aus. In Krisenzeiten kann davon aber abgewichen werden, sofern der Betriebsrat zustimmt.

Für das Gesamtjahr stellt sich der Autobauer wegen des seit Monaten anhaltenden Sinkfluges beim Absatz auf einen "deutlichen Rückgang des Geschäftsvolumens" ein. Beim Ergebnis werde mit "weiteren erheblichen Belastungen" gerechnet, so Zetsche. Der Umsatz ginge wohl in allen automobilen Geschäftsfeldern zurück.

Zetsche räumte ein, 2008 nicht sofort auf den Absatzeinbruch reagiert zu haben. "Ich gebe zu: Im Nachhinein würden wir uns wünschen, wir hätten Mitte letzten Jahres sogar noch früher gebremst."

In diesem Jahr will der Daimler-Chef mehrere Milliarden Euro einsparen. Allein die Personalkosten in Deutschland sollen um rund zwei Milliarden Euro sinken. Die Kurzarbeit für die 68 000 Produktionsbeschäftigten in den deutschen Werken reiche nicht mehr aus. Nun soll auch die Wochenarbeitszeit für 73 000 Mitarbeiter in Verwaltung, Einkauf sowie Forschung und Entwicklung um bis zu fünf Stunden gekürzt werden. Dies bedeutet Lohneinbußen von bis zu 14 Prozent.

Außerdem sollen die Kosten in der Verwaltung noch einmal um 500 Millionen Euro gedrückt werden. Die Aktionäre müssen sich mit einer von zwei Euro auf 60 Cent gekappten Dividende zufriedengeben.