Schlechte Nachrichten für Traditionsbewusste: Ausgerechnet an Ostern droht ein Engpass beim Eiervorrat. Denn viele Landwirte sind zur Zwangspause oder Aufgabe verdonnert, weil sie die neuen Bestimmungen zur Hühnerhaltung nicht stemmen können. Deshalb sind Eier auch deutlich teurer geworden.

Düsseldorf. Der Appetit auf bunte Eier ist zu Ostern traditionell groß - doch ausgerechnet vor den Feiertagen droht der Vorrat an Eiern knapp zu werden.

"Die Nachfrage ist so stark, dass die Produktion kaum nachkommt", sagt Uta Schmidt von der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP). Grund dafür ist allerdings nicht nur ein steigender Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern, sondern auch das seit diesem Jahr in Deutschland geltende EU-Verbot für Käfighaltung.

Vor allem viele kleinere Betriebe zwingen die Umrüstungsmaßnahmen zu einer Zwangspause oder sogar zur Aufgabe ihres Betriebs, weil sie die finanziellen Belastungen nicht stemmen können, sagen Vertreter von Bauern- und Geflügelverbänden.

Mehr Freiraum für Hennen - weniger Freiraum für Landwirte

Landwirt Karl-Frieder Kottsieper hat derzeit alle Hände voll zu tun. Bis zum Ende des Jahres muss der 46-Jährige seinen Geflügelhof im nordrhein-westfälischen Remscheid von Käfig- auf die sogenannte Kleingruppenhaltung umstellen, die den Hennen mit mindestens 800 Quadratzentimetern Platz pro Tier deutlich mehr Freiraum geben soll.

Die Kosten belaufen sich laut Kottsieper pro Henne auf 20 bis 40 Euro je nach Aufwand der Umbaumaßnahme. "Solche Ausgaben würde man normalerweise nach und nach machen, jetzt aber geht es um eine Investition innerhalb kürzester Zeit. Das ist hart", sagt der Landwirt, der auch Vorsitzender der Geflügelwirtschaftsverbandes NRW ist. Von vielen seiner Kollegen wisse er, dass sie das nicht verkraften könnten. "Sie geben auf oder müssen ihren Hennenzahl deutlich reduzieren" sagte er.

Die Folgen bekommen auch die Verbraucher zu spüren. "An Ostern sind Eier-Engpässe normal, aber in diesem Jahr ist es besonders schlimm", sagt Agnes Scharl vom Deutschen Bauernverband (DBV). Die deutschen Landwirte, die bislang zum größten Teil auf Käfighaltung setzten, seien wegen der Ende 2009 auslaufenden Übergangsfrist unter hohem Druck.

Der DBV befürchtet, dass der Selbstversorgungsgrad an Eiern in Deutschland angesichts der Probleme vieler Landwirte weiter sinken könnte. Schon jetzt liege er deutlich unter 70 Prozent. Weil das Käfig-Verbot in den übrigen EU-Länder erst ab 2012 verbindlich sei, sei eine weitere Zunahme bei den Importen wahrscheinlich.

Eierpreise zogen vor Ostern deutlich an

Besonders stark angezogen haben in diesem Jahr laut ZMP auch die Eierpreise: Inzwischen lägen sie im Großhandel pro 100 Stück bei 8,47 Euro, sagte Schmidt. 2007 habe der Preis kurz vor Ostern noch 7,45 Euro betragen. Der abklingende Nachfrageboom nach Ostern dürfte die Situation aber wieder entspannen, sagte die ZMP-Expertin.

Langfristig müssen sich die Verbraucher dennoch darauf einstellen, mehr für ihr Ei auszugeben, sagte Thomas Janning, Geschäftsführer vom Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG). Vom Verbraucher und Handel gewünscht sei in Zukunft vor allem die Bodenhaltung, die wegen des höheren Betreuungs- und Futteraufwands aber auch 20 bis 25 Prozent höhere laufende Kosten mit sich bringe, sagte er.

Kritik äußerte der Bauernverband daran, dass es trotz der Vorreiterrolle Deutschlands beim Tierschutz für Eier aus der Kleingruppenhaltung derzeit keine eigene Kennzeichnung gebe. Sie erhielten wie Käfigeier die Kennziffer 3, sagt Sprecherin Scharl. "Verbraucher können daher nicht sofort unterscheiden, welche Eier aus der tiergerechten deutschen Haltung und welche aus der Käfighaltung im Ausland kommen", erklärte sie.