Der Chef von Opel-Mutter General Motors verlässt seinen Posten mit einem Scheck über 23 Millionen Dollar, während Opel-Beschäftigte in Deutschland auf Teile ihres Lohns verzichten sollen. Die Empörung ist groß - und auch das Warten auf Rettung des Autobauers zerrt an den Nerven.

Hamburg/Rüsselsheim. Rund 23 Millionen Dollar soll der am Montag geschasste General-Motors-Chef Rick Wagoner aus "Rentenansprüchen" erhalten, wie Anfang der Woche bekannt wurde.

Das sorgt auch in Deutschland für Empörung. "Das ist ein unglaublicher Skandal", sagte der nordrhein-westfälische DGB-Chef Guntram Schneider der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Aus Sicht der Opel-Beschäftigten, die zu Sanierungsopfern aufgefordert werden, sei ein solcher Fall "zum Verzweifeln".

Der auf Druck der US-Regierung zurückgetretene Wagoner erhält zwar keine Abfindung, hat aber in beinahe 32 Jahren bei General Motors Pensionsansprüche von nach Unternehmensangaben 22,1 Millionen Dollar erworben. Dazu kommen weitere ausstehende Zahlungen, so dass nach diesen Angaben Wagoner mit etwa 23 Millionen Dollar aussteigt.

"Wagoner war Teil des Problems"

Von solchen Beträgen können die Opel-Beschäftigten nur träumen: Im Bochumer Werk des angeschlagenen Autobauers wird derzeit ein Sparbeitrag der Belegschaft in Höhe von rund 14 Millionen Euro diskutiert. Hierfür müssten die Mitarbeiter auf ihre Tariferhöhung vom Februar in Höhe von 2,1 Prozent verzichten.

Angesichts dessen stoßen die hohen Zahlungen an den scheidenden GM-Chef auf Unverständnis. "Rick Wagoner war Teil des Problems bei GM. Dass Fehlentscheidungen nun vergoldet werden sollen, ist niemandem zu vermitteln", sagte der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel. Er verwies auf "Wagoners verfehlte Modellpolitik".

Vom gestrigen Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Opel-Stammwerk Rüsselsheim zeigte sich Einenkel enttäuscht. "Ich hätte mir eine deutlichere Aussage der Kanzlerin gewünscht. Die Situation hat sich mit dem Auftritt nicht geändert", sagte er.

"Opel wird eine gute Zukunft haben"

Deutlichere Worte zur Zukunft von Opel findet hingegen der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU). Er könne zwar nicht über die laufenden Verhandlungen reden, sagte Koch der "Passauer Neuen Presse". "Aber es gibt eine ganze Reihe von seriösen Interessenten."

Es sehe es als wichtiges Signal der US-Regierung, dass der Opel-Mutterkonzern General Motors "auch in Zukunft weitergeführt und zu einem leistungsfähigen Autokonzern ohne Altlasten gemacht werden soll"". Für Opel in Europa sei das eine sehr gute Nachricht. GM und Opel seien aufeinander angewiesen, sagte Koch. Er gab sich überzeugt, dass Opel "eine gute Zukunft" haben werde - seiner Überzeugung nach aber ohne direkte staatliche Beteiligung: "Der Staat ist kein guter Unternehmer."

Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) hingegen geht davon aus, dass Opel um Werksschließungen nicht herumkommen wird. Um überleben zu können, müsse der Autobauer 1,2 Milliarden Euro pro Jahr einsparen und 20 bis 30 Prozent seiner Kapazitäten zurückfahren, sagte Hering laut "Pfälzischem Merkur".

Auch die Mitarbeiter müssten ihren Teil zur Rettung des Unternehmens beitragen und auf zehn bis 20 Prozent ihrer Einkommen verzichten. Eine vorübergehende staatliche Beteiligung zur Rettung von Opel hält Hering nach wie vor für sinnvoll.

Rettung für schwedischen Autobauer Saab drängt

Eine weitere General-Motors-Tochter, die schwedische Marke Saab, steht zunehmend unter Druck, bald einen Käufer zu finden. Wirtschaftsministerin Maud Olofsson sagte am Mittwoch im Rundfunk nach Gesprächen in Washington, es sei "jetzt für alle sehr eilig".

Das Unternehmen mit 4000 Beschäftigten verfügt nach eigenen Angaben noch über Finanzmittel für die Produktion bis Mai. Olofsson erklärte in der US-Hauptstadt, ein Käufer müsse spätestens zum Ende der von Präsident Barack Obama eingeräumten Frist von 60 Tagen für einen neuen GM-Sanierungsplan gefunden sein.

Schwedens Regierung will Saab nur helfen, wenn neue Investoren einsteigen. Sie schließt eine staatliche Übernahme oder Beteiligung aus.