Mit jedem Tag der Wirtschaftskrise wird das soziale Klima in Frankreich rauer. Jetzt hat es einen Manager des US-Konzerns 3M erwischt. Arbeiter...

Paris. Mit jedem Tag der Wirtschaftskrise wird das soziale Klima in Frankreich rauer. Jetzt hat es einen Manager des US-Konzerns 3M erwischt. Arbeiter nahmen Luc Rousselet als Geisel fest.

In der Kleinstadt Pithiviers ist das Medizingerätewerk von 3M mit 235 Beschäftigten einer der wenigen Arbeitgeber. Die Hälfte hat nun die Kündigung erhalten. Firmenchef Rousselet musste die ganze Nacht in seinem Büro verbringen, vor dem Arbeiter Wache hielten. "Diese Aktion ist unser einziges Druckmittel", sagte Gewerkschaftsvertreter Jean-François Caparros. Die Arbeiter wollen höhere Abfindungen und einen Umzugsplan durchsetzen, denn vor Ort wird kaum einer einen neuen Job finden.

In Frankreich, wo Arbeiterproteste traditionell radikaler sind als in Deutschland, häufen sich solche Übergriffe auf Manager. Mitte März wurde der Chef von Sony Frankreich von seinen Angestellten festgehalten. Beim deutschen Autozulieferer Continental wurden Puppen der Manager mit Füßen getreten, aufgehängt und mit Schuhen beworfen. Dann flogen Eier gegen die Firmenvertreter selbst. Und immer wieder besetzen Beschäftigte ihre Fabriken. Präsident Nicolas Sarkozy will nun großzügige Abfindungen, Bonuszahlungen und die Ausgabe von Aktienoptionen an Manager, deren Unternehmen in Schwierigkeiten stecken, unterbinden - im Notfall per Gesetz.

Auch in Schottland gab es Proteste: Nahe Edinburgh verwüsteten Unbekannte in der Nacht zu gestern das Haus des früheren Chefs der Royal Bank of Scotland (RBS) und schlugen die Heckscheibe seiner Mercedes-Benz S-600-Limousine ein. Für Empörung hatte gesorgt, dass Goodwin nach seinem Rücktritt im vergangenen Jahr jährlich 700 000 Pfund (755 000 Euro) Pension bekommt - obwohl die RBS 2008 einen Verlust von mehr als 24 Milliarden Pfund (26 Milliarden Euro) gemacht hatte.