Rücktritt aus Frust: Am 31. Januar hat der Chef des Bankenrettungsfonds Soffin, Günther Merl, seinen letzten Arbeitstag. Das gab das Bundesfinanzministerium bekannt. Offenbar hatte Merl den massiven Einfluss der Politik unterschätzt.

Frankfurt. Lange hat er sein Amt nicht ausgeführt. Gerade einmal ein Vierteljahr war Günther Merl Chef des Bankenrettungsfonds Soffin. Gestern Nachmittag gab das Bundesfinanzministerium seinen Rückzug zum 31. Januar bekannt. Der Grund für die Entscheidung sei persönlicher Natur, die Bundesregierung bereits mit Nachfolgern im Gespräch.

Im seinem Umfeld hieß es, der massive Einfluss der Politik bei Beschlüssen des SoFFin hätten Merl frustriert. "Er hat sich den Job anders vorgestellt", sagte ein Vertrauter. Der Entscheidungsspielraum für den Leitungsausschuss sei minimal, da wichtige Beschlüsse vom Lenkungsausschuss getroffen würden, in dem vor allem Vertreter der Ministerien und des Bundeskanzleramts sitzen. Sie entscheiden laut Gesetz über die Genehmigung von Hilfen für Banken, während der Leitungsausschuss den vor drei Monaten ins Leben gerufenen Fonds verwaltet.

Dabei hatte sich Merl im Oktober noch so über seine neue Aufgabe gefreut. Sein Wunsch, auch als Ruheständler noch arbeiten zu dürfen, hatte sich im Oktober 2008 rasch erfüllt: Knapp drei Wochen nach seinem Ausscheiden als Chef der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) wurde Günther Merl zum Vorsitzenden des Leitungsausschusses für den staatlichen Bankenrettungsfonds SoFFin berufen, der über die Vergabe von 480 Milliarden Euro mitentscheidet. "Es ist eine Verpflichtung, die man angehen muss", sagte Merl bei seinem Amtsantritt.

Der 62-jährige Merl hatte seinen Posten bei der Helaba auf eigenen Wunsch 2008 geräumt. Sein Vertrag lief bis 2011, doch Merl sah einen günstigen Zeitpunkt für einen Generationenwechsel. Zumal der gebürtige Bayer, der stets besonnen und ruhig auftrat, eine Bank übergeben konnte, die trotz Finanzkrise vergleichsweise gut dastand.

1946 im oberpfälzischen Amberg geboren, studierte Merl an der Universität Nürnberg-Erlangen Betriebswirtschaft. Ein Jahr später fing Merl bei der Westdeutschen Landesbank (WestLB) an und kam von dort 1978 zur Hessischen Landesbank nach Frankfurt. Bei der Helaba begann Merl als Leiter des Bereichs Wertpapiere, Geld und Devisen. 1991 rückte er in den Vorstand des Konzerns auf. Vorstandschef der Bank war Merl seit 2001.

Mit Merl tritt bereits der zweite aus dem Leitungsausschuss zurück. Im Dezember hatte Karlheinz Bentele, der frühere Chef des Rheinischen Sparkassenverbands, den Ausschuss verlassen. Auch in diesem Fall hatte der Fonds den Weggang Benteles mit "persönlichen Gründen" begründet. Schon damals waren politische Querelen vermutet worden. Von der ursprünglichen Besetzung ist damit nur noch der frühere baden-württembergische Finanzminister Gerhard Stratthaus übrig.