Zwei Drittel der Mitarbeiter im Mercedes-Werk in Harburg betroffen. Zu wenig Beschäftigung auch bei Bosch und ThyssenKrupp.

Hamburg/Stuttgart. Die Zahl der Kurzarbeiter in der deutschen Industrie nimmt immer stärker zu. Betroffen sind nun auch die großen Daimler-Werke in Sindelfingen und Untertürkheim sowie weitere Standorte des Konzerns. Auch bei der Stahlsparte von ThyssenKrupp wird weniger gearbeitet. Der Autozulieferer Bosch hat ebenfalls Kurzarbeit angemeldet. Der Bundesanstalt für Arbeit liegen bereits Anträge auf Kurzarbeit für 300 000 Menschen vor, ein Jahr zuvor waren es noch 10 000.

Insgesamt werden bei Daimler in Sindelfingen, Untertürkheim, Berlin, Rastatt, Ludwigsfelde und Hamburg-Harburg nach derzeitigem Stand rund 39 000 Beschäftigte in Kurzarbeit gehen. Gearbeitet wird während der Regelung, die zunächst bis Ende März gilt, zumeist an vier beziehungsweise drei Tagen die Woche. Bei Mercedes in Harburg sind gut 1700 der 2600 Beschäftigten betroffen, die Achsen, Lenksäulen, Querträger, Pedalanlagen und Schaltungen fertigen. "Das Kurzarbeitergeld von 60 oder 67 Prozent des Nettogehalts wird von Daimler auf 90 Prozent aufgestockt", sagte der Werksbetriebsratsvorsitzende Norbert Demel dem Abendblatt. Die Kurzarbeit gilt auch in Hamburg zunächst bis Ende März.

Nach vier Wochen Betriebsferien haben die Mitarbeiter bei der General-Motors (GM)-Tochter Opel in Eisenach gestern die Arbeit wieder aufgenommen, wie Firmensprecher Matthias Mederacke sagte. Als Reaktion auf die Absatzkrise waren die Weihnachtsferien in dem Montagewerk, in dem der Corsa gebaut wird, vom 15. Dezember an auf vier Wochen ausgedehnt worden. Auch im Werk Eisenach droht nun Kurzarbeit.

Für Februar sei bereits eine weitere Woche Betriebsferien geplant, sagte Opel-Sprecher Mederacke. Verhandelt werde über weitere Ausfalltage im Januar. Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel geht ohnehin davon aus, dass außerhalb des Werks Rüsselsheim allen Mitarbeitern der europäischen GM-Standorte 2009 Kurzarbeit an 70 bis 100 Tagen bevorsteht.

Allerdings hat sich GM jetzt mit den europäischen Arbeitnehmervertretern auf ein Rahmenabkommen geeinigt, das betriebsbedingte Kündigungen und Werkschließungen ausschließt, wie Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sagte. Der unbefristete Vertrag soll greifen, falls die Produktion in den kommenden Wochen gedrosselt werden müsste.

Getroffen von der Flaute in der Autoindustrie hat Bosch vorsorglich für 9000 Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet. Ob diese Möglichkeit vollständig genutzt wird, hängt von der Nachfrage der Autobauer ab. Betroffen sind die Werke in Bamberg , Reutlingen, Eisenach und Salzgitter. Auch Konkurrent Continental hat für die meisten der 50 deutschen Standorte Kurzarbeit betragt.

Nicht nur die Autobranche ist von Kurzarbeit betroffen. Auch ThyssenKrupp hat Teile seiner 20 000-Mann-Belegschaft in der Stahlsparte im Januar in Kurzarbeit geschickt. Von Februar an sei wegen der Krise mit flächendeckender Kurzarbeit zu rechnen.