Maschinenbauer Körber kann sich gegen den Trend behaupten. Neueinstellungen geplant.

Hamburg. Die deutsche Schlüsselindustrie Maschinen- und Anlagenbau mit knapp einer Million Beschäftigten wird immer stärker von der weltweiten Konjunkturkrise erfasst. Der Auftragseingang ist den vierten Monat in Folge brutal abgestürzt. Im Januar gingen die Aufträge um 42 Prozent zurück, wie der Verband der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) gestern mitteilte. "Wir bewegen uns aber immer noch über dem Niveau von Mitte 2005", sagt VDMA-Experte Olaf Wortmann dem Abendblatt. Von 2003 bis 2008 verzeichnete der Maschinenbau Jahr für Jahr steigende Aufträge.

"Besonders schwer sind die Hersteller von Maschinen betroffen, die am Fahrzeugbau und der Bauwirtschaft hängen", sagt Wortmann. Im Anlagengeschäft wie dem Turbinen- oder Bergbau seien die Auswirkungen nicht so gravierend, weil solche Anlagen nicht so schnell storniert werden. Auch der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich kann der Auftragsflaute nicht länger trotzen.

"Wir haben Kurzarbeit vom 1. März bis 31. Oktober beantragt", sagte Unternehmenssprecher Markus Piazza dem Abendblatt. Betroffen sind die Werke Norderstedt und Moosburg. In Norderstedt werden 1100 von 1500 Mitarbeitern in Kurzarbeit geschickt. "Die Anzahl der Kurzarbeitstage ist abhängig von der Auftragslage in der jeweiligen Produktionslinie und wird sich zwischen vier und 13 Tagen je Monat bewegen", sagt Piazza. Im Hamburger Werk des Gabelstaplerbauers Still ist seit 1. Februar Kurzarbeit für 1400 Mitarbeiter angesagt.

Dagegen profitiert der Maschinenbauer Körber noch von einer Sonderkonjunktur. "Das Hauni-Werk in Hamburg mit 2000 Mitarbeitern ist gut ausgelastet, Kurzarbeit nicht in Sicht", sagt Körber-Sprecherin Bettina Lichtenberg. "Nachdem wir im vergangenen Jahr 80 neue Stellen geschaffen haben, planen wir in diesem Jahr noch mindestens 20 Neueinstellungen", sagt Lichtenberg. Gesucht würden Facharbeiter und Konstrukteure. Hauni ist Weltmartktführer für Maschinen zur Tabakverarbeitung und Zigarettenherstellung. Ein Modernisierungsschub in dieser Branche sorgt für viele Aufträge. In den anderen Bereichen des Körber-Konzern gibt es Kurzarbeit außerhalb von Hamburg. Betroffen ist die Fertigung von Werkzeug- und Papierverarbeitungsmaschinen.

Trotz der Auftragsrückgänge sieht Ifo-Experte Hans-Günther Vieweg die Branche noch gut aufgestellt, weil der Auftragsschub vor allem mit Leiharbeitern bewältigt wurde. "Die Stammbelegschaften sind deshalb noch nicht gefährdet", sagt er. "Damit das so bleibt, müsste sich im Herbst 2009 eine Wende bei den Auftragseingängen abzeichnen. Damit rechne ich allerdings nicht", sagt Vieweg. Nach dem massiven Auftragseinbruch rechnet der Experte eher damit, dass die Branche erst in eine Phase der Stagnation geht. Der VDMA erwartet in diesem Jahr den Abbau von 25 000 Stellen, nachdem 2008 noch 40 000 neue Mitarbeiter eingestellt wurden.