Betriebsrat: Bundesweit sind 230 Jobs in Gefahr, 60 in der Hansestadt. Marke soll weitgehend verschwinden.

Hamburg. Höchste Alarmstimmung bei Hamburgs Versicherer Deutscher Ring: Gestern Abend blinkten von außen gut sichtbar 300 Baustellenwarnleuchten in den Büros der 1400 Beschäftigten. Ein Hilferuf an die Öffentlichkeit, denn dem Unternehmen droht die Zerschlagung. "Die Leuchten sind unser Symbol der Gegenwehr", sagt Konzernbetriebsratsvorsitzende Kristina Andresen. Denn heute will Frank Grund, Vorstandsvorsitzender der Deutscher Ring Sach- und Lebensversicherungs AG sowie der Basler Versicherungen in Hamburg, präsentieren, wie die beiden Unternehmen stärker mit einander verzahnt werden können. Die Basler sitzt in Bad Homburg und gehört wie der Deutsche Ring zur Schweizer Versicherung Baloise.

Vertrieb und Marketing sollen in Bad Homburg konzentriert werden. Geplant sei ein Jobabbau von 341 auf 281 Stellen, befürchtet der Betriebsrat. Insgesamt stehen an allen Standorten in Deutschland 230 Stellen zur Disposition. Auch die Marke Deutscher Ring soll weitgehend vom Markt verschwinden und die Policen künftig unter dem Namen Basler vermarktet werden, bestätigte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Sven Kluth dem Abendblatt. Aus Unternehmenskreisen hieß es, dass die Marke Deutscher Ring lediglich noch in Nischenmärkten eingesetzt werde. Das Unternehmen wollte sich gestern zu den Zahlen nicht äußern. Eine Sprecherin des Deutschen Rings verwies auf die heutige Pressekonferenz.

Der Betriebsrat des Deutschen Rings befürchtet, dass es nicht bei diesen Einschnitten bleibt. Das Gremium wird erst nach der Pressekonferenz am Abend informiert. "Wir fürchten eine Salamitaktik und Beruhigungspillen durch die Geschäftsführung", sagt Kluth dem Abendblatt. "Die Vorgabe ist, 40 Millionen Euro jährlich an Kosten einzusparen. Das bisherige Restrukturierungsprojekt mit dem Namen Kurs hat aber dem Vernehmen nach nur ein Einsparpotenzial von 20 Millionen Euro erbracht", sagt Kluth. Das bedeute nichts Gutes für die Beschäftigten in Hamburg. Kluth befürchtet, "dass mit dem Programm Kurs lediglich die Voraussetzungen geschaffen werden sollen, um das Unternehmen fusionsfähig zu machen".

Die stärkere Verzahnung von Deutscher Ring und Basler dürfte nach Einschätzung von Branchenexperten dazu führen, dass das Geschäft der Lebensversicherung in Hamburg verbleibt, während das Geschäft mit Sachversicherungen in Bad Homburg gebündelt wird. Damit wird berücksichtigt, dass der Deutsche Ring 80 Prozent seines Geschäfts mit Lebensversicherungen und den Rest mit Sachversicherungen macht. Bei der Basler ist es gerade umgekehrt. Möglicherweise wird noch ein Vorstandsmitglied zur Steuerung des Lebensversicherungsgeschäfts in Hamburg ansässig sein. "Ich sehe durchaus Parallelen zum Fall der Volksfürsorge", sagt Kluth. Diese Hamburger Versicherung hat mit der Generali in München fusioniert. Der Hauptsitz ist in München und in Hamburg verblieb lediglich das Lebensversicherungsgeschäft. Der Name Volksfürsorge am Firmengebäude wurde unmittelbar nach der Fusion durch Generali ersetzt.

Die Pläne von Frank Grund werden nicht nur bei den Beschäftigten auf Widerstand stoßen. Denn unter der Marke Deutscher Ring arbeitet auch eine Krankenversicherung, die zwar organisatorisch, aber nicht eigentumsrechtlich zu Baloise gehört. Bei der Deutsche Ring Krankenversicherung handelt es sich um einen Versicherungsverein, der den Versicherten gehört. Ende 2008 beendete Baloise die einvernehmliche Zusammenarbeit zwischen den drei Sparten, in dem sie Wolfgang Fauter als Vorstandsvorsitzenden von Deutscher Ring Lebens- und Sachversicherung ablöste und durch Frank Grund ersetzte. Fauter führt seitdem nur noch die Krankenversicherung. Die Verlagerung von Bereichen von Vertrieb und Marketing funktioniert aber nicht ohne Zustimmung der Krankenversicherung. "Wir sind höchst irritiert über die neuen Pläne", sagt Dietmar Jllert, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutscher Ring Krankenversicherung.