Im vergangenen Jahr ist der Überschuss des Rückversicherers um mehr als die Hälfte eingebrochen, von 3,9 Milliarden auf 1,5 Milliarden Euro. Die Münchener Rück gehe aber “verhalten optimistisch“ ins Jahr, rote Zahlen seien nicht zu befürchten.

München. Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück hat nach einem Gewinneinbruch im Krisenjahr 2008 auch sein mittelfristiges Ziel kassiert. Die Prognose, dass der Gewinn je Aktie bis zum Jahr 2010 auf 18 Euro steigt, sei nicht mehr realistisch, teilte das Unternehmen in München mit. Auch für 2009 stellt sich Konzernchef Nikolaus von Bomhard auf ein schwieriges Börsenumfeld ein. "Die Krise ist noch nicht vorbei, die Krise tobt", sagte Bomhard. Deshalb sei auch keine vernünftige Prognose möglich. Die Münchener Rück gehe aber "verhalten optimistisch" ins Jahr, rote Zahlen seien also nicht zu befürchten. "Wir glauben wir werden in diesem Jahr zurechtkommen, jedenfalls relativ besser als viele andere."

Im vergangenen Jahr war der Überschuss des Rückversicherers wegen der Verwerfungen an den Kapitalmärkten um mehr als die Hälfte eingebrochen von 3,9 Milliarden auf 1,5 Milliarden Euro. "2008 war wohl für niemanden ein gutes Jahr, aber es war auch keine Katastrophe für die Münchener Rück", sagte Bomhard. In einem schwierigen Umfeld habe man noch ein solides Ergebnis geschafft. "Oberste Bürgerpflicht ist jetzt der Kapitalerhalt."

Dies stehe auch bei möglichen Übernahmen im Vordergrund, die man gegebenenfalls umsichtig prüfen werde. "Wir machen keine Wochenend-Akquisitionen, wo wir in zwei Tagen mal schnell etwas kaufen", sagte Bomhard. "Lieber lassen wir eine Chance mal durchziehen und verpassen sie, als dass wir unvorsichtig vorgehen." Eine Übernahme weiterer Teile des ums Überleben kämpfenden US-Versicherungsriesen AIG stehe momentan nicht auf der Tagesordnung. Ende 2008 hatte die Münchener Rück die AIG-Tochter Hartford Steam Boiler (HSB) für 742 Millionen Euro gekauft.

Wegen der Finanzkrise rechnet die Münchener Rück mit weiteren Abschreibungen auf festverzinsliche Wertpapiere. Bei Aktien dagegen sieht Finanzvorstand Jörg Schneider keine großen Wertberichtigungen, weil die Münchener Rück kaum mehr Aktien habe. Seine geplanten Aktienrückkäufe will der Konzern in den kommenden Monaten derweil etwas langsamer angehen. "Wir wollen beim Aktienrückkauf etwas innehalten", sagte Schneider. Zwar lasse die Kapitalausstattung weitere Rückkäufe zu, doch sei fraglich, ob diese Maßnahmen in die Zeit passen. Die Börse reagierte mit einem Kursabschlag für die Münchener-Rück-Aktien. Zeitweilig notierten die Papiere in einem negativen Umfeld um fast 1,6 Prozent im Minus bei gut 90 Euro.

Den größten Wettbewerber Swiss Re hatte die Finanzkrise im vergangenen Jahr mit einem Verlust von 864 Millionen Franken getroffen und auch die Hannover Rück hatte zuletzt einen Verlust für 2008 nicht ausgeschlossen.

Im wichtigsten Geschäftsfeld mit Rückversicherungen spürte die Münchener Rück 2008 die Schaden-Belastungen durch Naturkatastophen wie die Wirbelstürme "Ike" und "Gustav", die mit insgesamt 560 Millionen Euro zu Buche schlugen. Darunter litt vor allem die US-Tochter Munich Re America, die mit einem Jahresverlust von 503 Millionen Dollar wieder tief in die roten Zahlen rutschte (Vorjahr: plus 169 Millionen Dollar). Der Gewinn in der Rückversicherung gab so um fast ein Drittel auf 2,3 Milliarden Euro nach. In der maßgeblich von der Tochter Ergo (unter anderem Hamburg Mannheimer, Victoria, D.A.S.) geprägten Erstversicherungssparte schmolz der Gewinn wegen des deutlich schlechteren Kapitalanlageergebnisses von 984 Millionen Euro im Vorjahr auf 163 Millionen Euro zusammen.