Schuhwerk für mehr als 1000 Euro? Das zahlt die Kundschaft von Kay Gundlach aus Mecklenburg-Vorpommern gern für ein Paar nach Maß. Die Handfertigkeit des jungen Schuhmachers zahlt sich aus: Seine Kundschaft ist international, auch Preise hat der 35-Jährige schon eingeheimst.

Parchim. Kay Gundlack sitzt zwischen Nähmaschine, Schleifgerät und Lederbergen. In der Hand hält er eine Art elektrisches Brenneisen, mit dem er das Werk von drei Tagen Arbeit vollendet: In die Sohle eines von Hand gefertigten Schuhs prägt er sein Signet das der Schuhmanufaktur Kay Gundlack. Der 35-Jährige betreibt die einzige Werkstatt im Land, die Schuhe nach Maß produziert.

2006 eröffnete der gelernte Orthopädieschuhmacher seine Werkstatt in Parchim, einer Region, in denen es nicht allzu viel Absatzmöglichkeiten für Schuhe jenseit der 1000 Euro pro Paar gibt. Sein Kundenkreis habe er größtenteils "nicht gerade vor der Haustür", sagt Gundlack. Dafür müsse er bundesweit und auch international werben. In Frankfurt am Main stehen seine Schuhe in einer Vitrine des exklusiven Maßkonfektionsgeschäftes Stephan Görner, am Berliner Kurfürstendamm darf der junge Geschäftsmann bei "Monsieur Albert" auf sich aufmerksam machen. Außerdem plant er Präsentationen in Köln und Hamburg.

Anfragen hat der mecklenburgische Schuhmacher, der 2008 mit dem Förderpreis des Handwerks im Land ausgezeichnet wurde, mittlerweile aus den Niederlanden, Dänemark sowie aus Mailand, wo er gerade auf der Handwerksmesse "L' Artigiano in Fiera" ausstellte. Auch Aufträge nahm er aus Italien mit nach Hause. Stefan Rudolph, Staatssekretär aus dem Wirtschaftsministerium, der die Präsentation aus Mecklenburg-Vorpommern in Mailand begleitete, wunderte es nicht: "Die Qualität des deutschen Handwerks genießt Weltruf. Unsere Handwerker haben gute Chancen, mit ihren Produkten neue Märkte zu erschließen", sagt er, das habe sich auf der Messe gezeigt.

Ein zukunftsfähiges Handwerk

Wer bei Gundlack ein Paar Schuhe bestellt, nimmt in der Parchimer Werkstatt Platz auf einem Teakholz-Stuhl. Im Gespräch mit dem Kunden fertigt der Schuhmacher eine Zeichnung an, bevor in der gläsernen Werkstatt gleich nebenan kurz darauf die Späne für die passenden Leisten fliegen. "Ein guter Leisten muss exakt dem Fuß entsprechen. Das ist die Grundlage dafür, dass die Schuhe nicht eingelaufen werden müssen, sondern von Anfang an passen", sagt der Handwerker.

Stück für Stück baut Gundlack die Sohle aus Holz auf. Leises Hämmern klingt durch den Raum, in dem Tierhäute, Pflegefette und Farben einen typischen Geruch hinterlassen. Am Ende deckt eine Lederschicht die Basis des Schuhs nach unten ab. Zum Fuß hin wird ein Bett geformt, an das sich ein von Hand vernähter Schaft anschließt. Einem Schnittmuster gleich übertragen Papierstücke Formen auf Leder, das den Schuh schließen wird. Zum Einsatz kommen Materialien wie Cordovan, Boxcalf oder Anilincalf, aber auch Dachs-, Straußen- oder Krokodilleder.

Wie zukunftsfähig das alte Handwerk des Schumachers ist, spürt Kay Gundlack in diesen Wochen. Von Krisenstimmung kann keine Rede sein - im Gegenteil: "Ich habe in den Monaten Dezember, Januar und Februar mehr Aufträge angenommen als je zuvor", sagt der Parchimer. Jede noch so ungewöhnliche Anfrage von Kunden beantworte er grundsätzlich mit dem Satz "Kein Problem". Und wenn es dann doch Probleme gibt, bekommt der Kunde nicht mit, wie viel Mühen es gekostet hat, zum Beispiel ein exklusives Leder in ungewöhnlicher Farbe zu besorgen. Gundlack selbst ist übrigens sein bestes Modell an seinen Füßen werben handgefertigte Schuhe für das ungewöhnliche Handwerk.