1,5 Kilo Bienen in einen Holzkäfig, dazu eine begattete Königin, ein Puderzucker-Honig-Gemisch als Wegzehrung - fertig ist die summende Ladung. Michael Mehler ist einer von 50 Händlern in Deutschland, die Schwärme mit Honigfabrikanten vertreiben. Die Nachfrage ist groß.

Neichen/Duisburg. "In diesem Jahr sei die Nachfrage nach Kunstschwärmen sogar besonders groß", sagt Michael Mehler. Der Unternehmer betreibt ein weltweites Im- und Exportgeschäft rund um Bienen und Honig in Neichen (Kreis Vulkaneifel) betreibt.

Dies liege daran, dass viele Bienenvölker 2008 wegen Krankheiten und Pflanzenschutzmitteln eingegangen seien. Nach Angaben des Imkerverbandes Rheinland verloren Imker im Rheintal rund 12.000 Völker aufgrund ausgebrachten gebeizten Mais-Saatgutes.

"Das war eine Katastrophe", sagt der Verbandsvorsitzende Udo Schmelz in Duisburg. Und ein Riesenverlust. "Die Bienen fehlen jetzt natürlich". Mit Kunstschwärmen, die in der Regel von Ende April bis Ende Mai ausgeliefert werden, könne innerhalb von acht Wochen ein neues 20.000 bis 30.000 Bienen starkes Volk angelegt werden. Bundesweit gibt es nach Angaben des Verbandes 85.000 Imker, davon 5000 Züchter und maximal 50 Händler, die Königinnen und Schwärme vertreiben.

2000 Schwärme pro Jahr

Die lebendige Ware bekommt die Firma "Honig Mehler" aus Italien, Frankreich und osteuropäischen Ländern. In einer vorgewärmten Halle werden die Bienen auf ihrem Zwischenstopp in der Eifel mit Wasser bespritzt und mit Luft besprüht, bevor sie in Versandkisten die Weiterreise antreten.

"Da muss man sehr sensibel sein. Wenn eine kleine Sache nicht stimmt, kann ein Schwarm in 15 Minuten komplett sterben", sagt Mehler, der nach eigenen Angaben europaweit vor etwa 20 Jahren der erste war, der ins Geschäft mit Königinnen und Schwärmen einstieg. Im vergangenen Jahr hat auch er 200 seiner 700 Völker verloren. Wegen der Beizmittel, sagt er.

Rund 2000 Schwärme und 4000 Königinnen verschickt der 47-Jährige im Jahr. Doch den Großteil seines Umsatzes macht der gebürtige Eifeler mit Honig: Ob Manuka-Honig aus Neuseeland, Lederbaumhonig aus Tasmanien oder Thymianhonig aus Spanien - auf dem Firmengelände lagert das süße Produkt in zig 200-Liter-Fässern.

Um die 5000 Tonnen Honig setzt Mehler inzwischen auf dem deutschen Markt ab. Die Geschäfte laufen gut: "2008 hatten wir eine 100-prozentige Umsatzsteigerung." Die Kontakte ins Ausland hat er sich über die Jahre aufgebaut: "Ich habe schon in 20 Ländern geimkert", sagt er.

Honig für Kronprinz Frederik von Dänemark

Gute Verbindungen sind gerade in diesem Jahr wichtig, um Verträge zu erfüllen. Denn: "Es hat sich eine Honigknappheit auf dem Weltmarkt etabliert", sagt der Imkerverbands-Vorsitzende Schmelz. Nach schweren Unwettern in Argentinien und China - den größten Honigproduzenten der Welt - gingen dortige Imker davon aus, nur etwa 30 bis 50 Prozent des Jahresbedarfs schleudern zu können.

Dies könnte für den Honig- Weltmeister Deutschland mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund 1,4 Kilo im Jahr ein Problem werden, sagt Schmelz. Denn von den rund 100.000 Tonnen Honig, die jährlich bundesweit verzehrt werden, stammten 75 Prozent aus dem Ausland.

Michael Mehler, dessen Familie mit der Imkerei vor 450 Jahren im thüringischen Eichsfeld begann und seit 1961 in der Eifel lebt, verschickt inzwischen auch Honig-Container in alle Welt. Über eine Niederlassung in Luxemburg gingen kürzlich etwa einige Tonnen spanischer Lavendelhonig nach China. Und zur Hochzeit des dänischen Kronprinzen Frederik und Prinzessin Mary aus Australien 2004 schickte Mehler reichlich tasmanischen Honig ans dänische Königshaus.