In schwierigen Zeiten sparen manche Menschen sogar am Todesfall. Davon profitieren einheimische Handwerker, die Särge günstiger produzieren als die Bestattungsindustrie. Laut einer Umfrage erwägen immer mehr Menschen eine anonyme Bestattung für ihre Angehörigen - aus Kostengründen.

Klütz. Schlicht soll er sein und oft nur aus einfachem Nadelholz gezimmert. Nur für den Augenblick gedacht - so sehen viele das Transportmittel für den sprichwörtlich letzten Weg zu einer Feuer- oder Erdbestattung, wie Sargtischler Christian Berg aus Klütz (Nordwestmecklenburg) weiß.

Seine Zunft kann wieder gut leben: Seit der Wirtschaftskrise sparen immer mehr Menschen am Todesfall und greifen auf der Suche nach dem passenden Sarg für einen Angehörigen oder Freund öfter auf preiswerte einheimische Handwerksarbeit zurück denn auf teure Industrieware, so der Tischlermeister.

Der Mecklenburger Bestatter hat sein Holzlager aufgefüllt und baut bei jährlich 600 Beisetzungen nun rund 450 Särge wieder selbst - aus einheimischem Rohstoff und für weniger als ein Drittel oder maximal die Hälfte des Preises, den Lieferanten großer Fabriken derzeit verlangen würden, wie er erklärt. In seinem Bestattungsinstitut, das Christian Berg nun schon in sechster Generation und im 175. Jahr nach Gründung führt, liegen handgefertigte Kiefern- oder Fichtensärge ohne viel Schmuck und Schnörkel im Trend. Gerade auf dem Lande erinnerten sich die Leute an frühere Traditionen, da jede Totenlade noch vor Ort getischlert wurde. So fragten alte Bauern - unabhängig vom Wunsch nach Feuer- oder Erdbestattung - immer öfter: "Macht ihr die noch selbst?"

"Jeder Kundenwunsch ist machbar"

Schon zu DDR-Zeiten bauten die Bergs ihre Särge lieber eigenhändig, weil die Industriemodelle mehr aus Spanplatten als Holz bestanden und nicht so schön aussahen, meint der Chef. Nach der Wende setzte dann ein Run auf zugekaufte Totenschreine ein, "weil alle mal was Neues wollten". Doch mittlerweile erhöhe die Industrie ihre Preise jährlich so drastisch, dass die Nachfrage nach günstiger solider Tischlerarbeit wieder zunehme.

Obendrein sei fast jeder Kundenwunsch machbar: Farben, Oberflächen, Muster, ja sogar Größen könnten in der Werkstatt vor Ort angepasst werden. Trend seien helle, freundliche, warme Töne, die Maße würden mit den Menschen länger und breiter, so Berg. Sonderanfertigungen seien zunehmend gefragt. Daher tischlert Bestatter Berg inzwischen auch für andere Institute und hat in seiner Holzwerkstatt Arbeit für drei Mitarbeiter.

Mit der Wende vor 20 Jahren habe ein kultureller Umbruch eingesetzt, sagt Berg. Die Familien fielen auseinander, Eltern und Kinder wohnten oft weit voneinander entfernt, der Friedhof verliere als Ort der Trauer ebenso an Bedeutung wie traditionelle Bestattungsformen. Auch am Sarg werde gespart, in sozialen Härtefällen springe die Kommune ein, sagt der Unternehmer.

Anonyme Bestattung - aus Kostengründen

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS-Emnid im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Bestatter von 2008 suchen immer mehr Hinterbliebene nach günstigen Beisetzungsformen, ein Drittel der Befragten könnte sich unter anderem aus Kostengründen sogar eine anonyme Bestattung für die nächsten Angehörigen vorstellen.

"Der Preis muss stimmen", weiß Bestatter Berg. So nimmt er immer mehr in die eigene Hand, kauft weniger zu und kann den Rund-um- Service auch für geringer Betuchte leisten. Neben seinen eigenen Tischlersärgen bietet er günstige Blumengestecke, die eine kleine Privatgärtnerei gegenüber in Kooperation für ihn anfertigt. Kerzen schnitzt Berg in Arbeitspausen noch selbst zurecht.

Sechs Sargträger hat sein Unternehmen fest angestellt und für die Trauernden einen würdevollen Aufbahrungsraum zum Abschiednehmen eingerichtet. Für sich selbst indes stellt sich der 39-Jährige eine Seebestattung nach alter Familientradition vor: "Bei uns sind alle auf der Ostsee verstreut."