Der Konzern will ohne Geld vom Staat durch die Finanzkrise kommen. Trotz hoher Verluste im Jahr 2008 soll die Strategie nicht geändert werden.

Hamburg/Frankfurt. Josef Ackermann hat die Aktionäre der Deutschen Bank in ein wahres Wechselbad der Gefühle gestürzt. Zwar berichtete der Vorstandschef über einen guten Start in das neue Jahr. Im Januar hätten die Erträge deutlich über den Werten des Vorjahresmonats gelegen und nur unwesentlich unter den Spitzenresultaten zum Jahresanfang 2007. "Dies stimmt uns bei aller gebotenen Vorsicht zuversichtlich für 2009", sagte Ackermann auf der Bilanzpressekonferenz.

Aber gleichzeitig warnte er, man dürfe vom Januar nicht auf das gesamte erste Quartal schließen. Es könnte noch zu "dramatischen Erschütterungen" am Finanzmarkt kommen. Wegen der Auswirkungen der Krise auf die Realwirtschaft erwartet Ackermann zudem mehr Kreditausfälle bei Unternehmen und privaten Haushalten.

An der Börse fanden die skeptischen Töne offenbar größeres Gehör als die optimistischen: Nachdem die Aktie der Deutschen Bank zunächst um fast zehn Prozent abgestürzt war, konnte sie den Kursverlust zeitweise fast vollständig abbauen, um schließlich wieder auf ein Minus von gut vier Prozent abzurutschen.

"Vielleicht hatten sich manche noch mehr Optimismus erhofft", sagte Branchenanalyst Christian Hamann von der Haspa dem Abendblatt. "Aber das war nicht wirklich realistisch, zumal Ackermann im vergangenen Jahr mehrfach zu früh Hoffnungen geweckt hat."

Trotz des für 2008 verbuchten Fehlbetrags von 3,9 Milliarden Euro - der erste Jahresverlust des Konzerns in der Nachkriegszeit - schlägt der Deutsche-Bank-Vorstand eine Dividende von 50 Cent je Aktie (Vorjahr: 4,50 Euro) vor. Ackermann nannte nicht nur das Jahresergebnis "völlig unbefriedigend", er zeigte sich mit Blick auf den Umgang mit der Krise auch durchaus selbstkritisch. Dies betrifft vor allem den Handel mit Wertpapieren, aus dem ein Verlust von 5,5 Milliarden Euro resultierte. Einige Handelspositionen seien "schlichtweg zu groß" gewesen. Inzwischen habe man jedoch das Risiko im sogenannten Eigenhandel um 75 Prozent reduziert.

Ackermann stellte klar, dass er an der generellen Ausrichtung des Instituts nichts ändern wolle. Die Strategie als "eine führende Investmentbank mit einem starken Privatkundengeschäft" habe sich auch in dieser schwierigen Phase im Grundsatz bewährt. Das Vertrauen in die Märkte werde zurückkommen und dann würden "die wenigen unabhängigen Investmentbanken" besonders profitieren.

"Es macht Sinn, bei seinen Stärken zu bleiben", meint Hamann dazu. Allerdings konnte die Bank im Privatkundengeschäft schon 2008 mehr als 800 000 Neukunden gewinnen, davon 420 000 in Deutschland. Trotz Stellenabbaus im Investmentbanking nahm die Zahl der Beschäftigten um mehr als 2000 auf rund 80 500 zu, in Deutschland blieb sie mit knapp 28 000 Personen nahezu stabil.

Ackermann zufolge braucht der Konzern auch weiter kein Geld vom Staat: "Diese Bank bestimmt ihr Schicksal selbst." Eine "Bad Bank" benötige sie ebenfalls nicht. Wenn der deutsche Branchenprimus es schaffe, ohne Unterstützung mit Steuergeldern auszukommen, "wird man in zehn bis 20 Jahren sagen, man kann stolz sein, dass diese Bank die größte Finanzkrise seit der Großen Depression eigenständig gemeistert hat."

Josef Ackermann wird dann allerdings schon lange nicht mehr im Dienst sein. Der knapp 61-jährige will, das bestätigte er gestern noch einmal, wie vorgesehen im kommenden Jahr seinen Posten abgeben.