Es ist das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass die Deutsche Bank einen Jahresverlust verkünden muss: Mit fast vier Milliarden Euro ist das größte deutsche Geldinstitut in die roten Zahlen gerutscht. Dem fallen Hunderte von Arbeitsplätzen außerhalb Deutschlands zum Opfer.

Frankfurt/Main. Die Deutsche Bank hat im vierten Quartal weltweit mehrere hundert Stellen abgebaut. Gegenüber dem Vorquartal sank die Zahl der Vollzeitstellen von 81.308 auf 80.456, teilte das Institut am Donnerstag mit. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet das aber immer noch ein Plus von rund drei Prozent. In Deutschland blieb die Zahl der Mitarbeiter mit 27.942 praktisch stabil. Erst Mitte Januar hatte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann einen Stellenabbau im großen Stil ausgeschlossen.

Die Personalkosten sind im vergangenen Quartal deutlich gesunken. Wegen niedrigerer Bonuszahlungen in Folge des geringeren Ergebnisses ging der Personalaufwand im vierten Quartal um 36 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro zurück, wie das größte deutsche Geldhaus mitteilte.

Nach ihrem Milliardenverlust 2008 rechnet die Deutsche Bank in diesem Jahr mit einem anhaltend schwierigen Marktumfeld. "Für die nächste Zeit sehen wir weiterhin sehr schwierige Bedingungen für die Weltwirtschaft und damit große Herausforderungen für unsere Kunden wie auch für unsere Branche", sagte Vorstandschef Josef Ackermann bei der Bilanzvorlage in Frankfurt.

Verlust von 3,9 Milliarden Euro im Jahr 2008

Im vergangenen Jahr war die größte deutsche Bank infolge der Finanzmarktkrise tief in die roten Zahlen gerutscht: Unter dem Strich lag der Verlust bei 3,9 Milliarden Euro - nach einem Rekordüberschuss von 6,5 Milliarden Euro im Jahr 2007. Vor Steuern betrug der Verlust 5,7 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 8,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Damit bestätigte die Bank vorläufige Zahlen, die sie Mitte Januar veröffentlicht hatte.

Es ist der erste Jahresverlust der Deutschen Bank seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Aktionäre sollen für das abgelaufene Jahr eine deutlich reduzierte Dividende von 50 Cent erhalten nach 4,50 Euro für das Rekordjahr 2007. Allein im Schlussquartal 2008, im dem sich die Finanzmarktkrise nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers nochmals zugespitzt hatte, lag das Minus nach Steuern bei 4,8 Milliarden Euro (Vorjahreszeitraum: plus 1,0 Milliarden Euro).

"Wir sind absolut unzufrieden mit unserem Ergebnis im vierten Quartal und dem daraus resultierenden Verlust im Gesamtjahr 2008", erklärte Ackermann. Noch kurz vor der Lehman-Pleite hatte er sich optimistisch gezeigt, dass der Anfang vom Ende der seit Sommer 2007 tobenden Krise gekommen sei. "Die zuvor nie erlebten Marktverhältnisse in diesem Quartal haben einige Schwächen in unserem Geschäftsmodell offenbart", räumte Ackermann ein. "Deshalb ändern wir unsere Aufstellung in einigen Geschäftsfeldern." So soll etwa der Eigenhandel reduziert werden. Insgesamt stehe die Bank aber zu ihrem Geschäftsmodell, das auf Investmentbanking und Privatkundengeschäft baut.

Auch das Geschäft mit Privatkunden schwächelt

Insgesamt summierten sich die Belastungen für die Bank seit Beginn der Krise im Sommer 2007 auf 9,3 Milliarden Euro. Davon fielen sieben Milliarden im vergangenen Jahr an. Ihre Vorsorge für Kreditausfälle erhöhte die Bank deutlich: Im vierten Quartal lag die Risikovorsorge mit 591 Millionen Euro rund 80 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr legte die Bank für faule Kredite mit 1,1 Milliarden Euro 76 Prozent mehr zurück als im Jahr 2007.

Auch in der Privatkundensparte bekommt die Deutsche Bank die Krise immer deutlicher zu spüren. Im Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden (PBC) sank der Vorsteuergewinn 2008 um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 945 Millionen Euro. Im klassischen Investmentbanking (CB&S) lag der Verlust vor Steuern allein im Schlussquartal bei 5,8 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr summierte sich der Verlust in dieser Sparte auf 8,5 Milliarden Euro - nach einem Gewinn von 4,2 Milliarden Euro im Jahr 2007.