Die Flaute auf den Weltmeeren trifft nun auch die Anleger mit voller Wucht. Das Problem für die Zukunft: Trotz der Krise werden immer mehr neue Schiffe gebaut. Das Angebot wird immer größer.

Hamburg. Die Finanzkrise hat jetzt auch die Schiffsfonds erreicht. Gleich drei Fonds aus Norddeutschland haben nach Angaben des Deutschen Verbraucherschutzrings (DVS) in den vergangenen Wochen Insolvenz angemeldet. Anleger müssen den Experten zufolge mit einem Totalverlust rechnen, und auch Investoren anderer Schiffsbeteiligungen drohen erhebliche Verluste.

"Offensichtlich sind diese Insolvenzen die ersten Signale vom möglichen Ende weiterer Schiffsfonds", sagt DVS-Geschäftsführerin Claudia Lunderstedt-Georgi. Grund für die schwierige Situation ist der dramatische Verfall der Fracht- und Charterraten. So sind die Transportkosten für einen Standardcontainer von Asien nach Europa innerhalb eines Jahres von 2000 Dollar auf rund 400 Dollar gesunken.

"Die Situation für die Reedereien ist schwierig, einige haben bereits Schiffe stillgelegt", sagt Burkhard Lemper vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in Bremen. Nach den jüngsten Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) sei zu erwarten, dass der weltweite Containerverkehr in diesem Jahr stagniere.

Verschärft wird die Situation durch das Überangebot bei den Containerschiffen. "In diesem Jahr werden 565 Frachter mit einer Kapazität von zwei Millionen Containern ausgeliefert, das entspricht einem Kapazitätszuwachs von 16,5 Prozent", sagt Lemper.

Geschlossene Schiffsfonds zählen zum Grauen Kapitalmarkt und werden nicht staatlich überwacht. Wegen ihrer steuerlichen Vorteile waren sie in den vergangenen Jahren sehr begehrt. Im vergangenen Jahr investierten Anleger rund 2,8 Milliarden Euro in Schiffsbeteiligungen, und damit zählten sie nach Angaben des Verbandes Geschlossene Fonds (VGF) neben Immobilienfonds zu den erfolgreichsten Anlageklassen.

Ein Grund dafür dürfte sein, dass sie von der Abgeltungsteuer befreit sind. Für Investoren wird lediglich eine geringe Tonnagesteuer fällig, sie können Auszahlungen nahezu steuerfrei kassieren.

Ob es künftig überhaupt noch Gewinne gibt, ist jedoch fraglich. "Auch bei Schiffsfonds ist die Euphorie der vergangenen Jahre durch zuletzt eingebrochene Charterraten verschwunden", sagt Andrea Hoffmann, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Sachsen. Sie rät Anlegern grundsätzlich zu erhöhter Vorsicht bei Investments am Grauen Kapitalmarkt. Denn im Vergleich zum geregelten Finanzmarkt drohten hier weitaus höhere finanzielle Einbußen bis hin zum Totalverlust.

"Das Risiko einzelner Fonds ist für Privatanleger nicht leicht zu erkennen", erläutert Ariane Lauenburg vom Magazin "Finanztest" der Stiftung Warentest. Ein hohes Risiko bestehe beispielsweise dann, wenn die Fonds keine Leistungsbilanz bieten, weil sie entweder neu auf dem Markt sind oder in der Vergangenheit schlecht gelaufen sind. Das gilt auch, wenn die Laufzeit mehr als zehn Jahre beträgt, nur ein Schiff finanziert wird und die Fremdkapitalquote mehr als 75 Prozent beträgt.

Zudem droht bei einigen Anbietern auch eine Haftungsfalle. Handelt es sich nämlich um eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), haftet der Anleger nicht nur unbegrenzt für Verluste, er hat im Fall einer Pleite sogar eine Nachschusspflicht.

Die Befreiung von der Abgeltungsteuer sollte nicht ausschlaggebend bei der Entscheidung sein. "Eine Beteiligung ist nur sinnvoll, wenn das Unternehmen eine solide Rendite erwarten lässt", sagt Lauenburg. "Nur aus Steuergründen sollten Anleger grundsätzlich keine geschlossenen Fonds kaufen."

Außerdem müssten Investoren bedenken, dass das Geld langfristig im Fonds angelegt ist. Wer dennoch kündigt oder seine Anteile am Zweitmarkt verkauft, der müsse hohe Verluste einkalkulieren. "Deshalb sollten Privatanleger allenfalls einen geringen Teil ihres Anlagevermögens investieren, denn Schiffsbeteiligungen sind immer ein hoch spekulatives Investment", sagt die Expertin.