Der weltweite Handel zur See schrumpft, die Zahl der neuen Anleger bei Schiffsfonds ebenfalls. Das gefährdet den Bau neuer Schiffe und damit die gesamte maritime Wirtschaft. Erste Schiffsfonds mussten Insolvenz anmelden - Verbraucherschützer sind alarmiert.

Der Schifffahrt geht es schlecht und den Werften nicht viel besser. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise könnte der weltweite Handel in diesem Jahr schrumpfen; große Reedereien legen einen Teil ihrer Schiffe still und bei vielen Schiffbauern ist schon seit einem Jahr oder länger kein Auftrag mehr angekommen. Sie leben von der Auftragssubstanz.

In dieser Situation fällt es auch den Schiffsfonds schwer, neue Anleger für Frachtschiffe zu finden. "Jetzt ein Containerschiff zu platzieren, wäre sicherlich ein schwieriges Unterfangen", sagt Stefanie Rother von der Fondsgesellschaft Nordcapital.

Die Schiffsfondsgesellschaften sind ein wichtiger Baustein der maritimen Wirtschaft. Sie helfen dabei, das notwendige Kapital für den Bau eines Schiffes aufzubringen und das Risiko auf möglichst viele Schultern zu verteilen. In der Regel werben die Fonds Kapital bei privaten und teilweise institutionellen Anlegern ein, nehmen noch einen Kredit einer Schiffsbank dazu, lassen ein Schiff bauen und verchartern es langfristig an eine Reederei.

Erste Schiffsfonds mussten Insolvenz anmelden

Auch ohne die früher gewährten besonderen steuerlichen Abschreibungen kann das für gutverdienende Anleger ein sehr lohnendes Geschäft sein. Sie kauften im vergangenen Jahr Schiffsanteile für rund drei Milliarden Euro. Doch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Schiffstypen und den Fondsgesellschaften sind groß; die Renditen schwanken.

Vor gut einem Monat segelten gleich drei kleinere Containerschiffe in die Pleite. Die entsprechenden Schiffsfonds mussten Insolvenz anmelden; ob nach Ablauf der Verfahren für die Anleger noch etwas übrigbleibt, ist offen. Die Investoren haben auf jeden Fall Verluste in Millionenhöhe erlitten. Die Branche betrachtet diese drei Frachtschiffe als bedauerliche Einzelfälle, die auch an Bau- und Managementmängeln gescheitert sind. Die betroffenen Fondsanbieter gehören nicht zu den ersten Adressen.

Verbraucherschützer zeigen sich alarmiert

"Offensichtlich sind diese Insolvenzen die ersten Signale vom möglichen Ende weiterer Schiffsfonds", sagt Claudia Lunderstedt-Georgi, Geschäftsführerin des Deutschen Verbraucherschutzringes aus Erfurt. Leidtragende seien wieder einmal die Anleger, die statt der versprochenen Renditen nun mit dem Totalverlust ihrer Anlagen rechnen müssten. "Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder vor zu hohen Erwartungen und Risiken der Schiffsfonds gewarnt", sagt Lunderstedt-Georgi.

Das sehen die Anbieter naturgemäß ganz anders. "Wir verkaufen Langfristinvestments", sagt Olaf Streuer von der Fondsgesellschaft HCI Capital in Hamburg. "Die Schifffahrtsmärkte waren schon immer sehr zyklisch und unsere Anleger schauen nicht so stark auf die kurzfristige Entwicklung. Wir machen es auch nicht." Ein gut konzipierter Schiffsfonds könne eine Durststrecke durchstehen, denn das sei eingeplant. Ist ein Schiff langfristig verchartert, fließen die Einnahmen wie geplant weiter; erst beim Auslaufen der Charterfrist und der Suche nach einer Anschlusscharter kann es zu Einbußen kommen. Zudem müsse jedes Schiff gesondert für sich betrachtet werden.

Noch gebe es Nachfrage, doch herrsche allgemein eine große Verunsicherung und langfristige Anlageentscheidungen würden auf die lange Bank geschoben, sagt Michael Benninghoff von der Anlagefirma MPC Capital. So suchen die Anbieter ihr Heil in Nischen abseits der taumelnden Containerschifffahrt. Bei MPC kann sich der Anleger zwar auch an Containerschiffen beteiligen, aber ebenso an Energie- und Rohstofffonds. HCI verkauft seinen Kunden Beteiligungen an Tankern und Schwergutschiffen. Nordcapital forciert den Verkauf von Anteilen an Versorgungsschiffen für die Ölindustrie.

Die neueste Anlagemöglichkeit bei Nordcapital hat rein gar nichts mit Schiffen zu tun: Sie dreht sich um rumänische Wälder, die über Jahrzehnte nicht bewirtschaftet wurden und deshalb voller wertvoller Bäume stehen. Dort, so schwärmen die Geldanlage-Spezialisten von Nordcapital, werden sich die Preise langfristig verdoppeln oder verdreifachen.