Viele Reeder ziehen ihre Schiffe aus dem Europa-Asien-Verkehr ab. Europas größte Umschlaggruppe Eurogate sieht momentan keine Erholung: “Das erste Quartal können wir abhaken.“ In Bremerhaven ist ab Mai Kurzarbeit für 2500 Beschäftige möglich.

Hamburg. Die weltweite Konjunkturkrise wirkt sich immer stärker in den deutschen Seehäfen aus. Nach einem Plus von 50 Prozent in den vergangenen drei Jahren auf 5,5 Millionen Standardcontainer (TEU) gibt es jetzt nach Hamburg auch in Bremerhaven eine Trendwende. Der Umschlag am größten Terminal der Eurogate-Gruppe sank im Dezember zum ersten Mal. Um 4,3 Prozent ging die Zahl der abgefertigten Boxen zurück. Tendenz weiter sinkend.

Bei Eurogate in Hamburger fiel bereits das Gesamtergebnis für 2008 um 7,7 Prozent schwächer aus. Emanuel Schiffer, Gruppengeschäftsführer des größten europäischen Umschlagunternehmens, sieht für den durch Feiertage in Russland und China sowie Werksferien traditionell schwachen Jahresbeginn keine Erholung mehr. "Das erste Quartal können wir abhaken."

Wenn das reicht. "Klar ist, dass vor allem das Wachstum der Volkswirtschaften Einfluss auf den Handel hat, und die Wachstumsraten gehen zurück", sagt Alkis Otto, Konjunkturforscher am Hamburger WeltWirtschaftsInstitut (HWWI). Die sinkenden Umschlagzahlen in den Häfen könnten im ersten Quartal und möglicherweise auch im zweiten anhalten. "In diesem Fall wird es schwer, selbst bei einer Erholung der Wirtschaft 2009 noch ein Umschlagplus zu erzielen."

Kennzeichnend für den Abschwung in der Schifffahrt ist, dass die Reeder regelmäßige Verbindungen vor allem nach Fernost einstellen. Dies soll derzeit 21 Dienste betreffen, in denen jeweils mehrere Containerfrachter fahren. Rein rechnerisch, so haben Experten ermittelt, seien dies acht Prozent der Gesamtkapazität.

Allein bei Eurogate in Bremerhaven wurden von November bis Januar drei Dienste nach Asien und einer nach Amerika vorerst ausgesetzt. Ihr Gesamtvolumen beträgt 24 000 TEU im Monat, wobei allerdings offen ist, ob andere Eurogate-Kunden nun Ladung übernommen haben. Auch in Hamburg, wo 2008 statt 2,9 nur noch 2,7 Millionen TEU verladen wurden, gingen Kunden verloren.

Dennoch werde das Unternehmen "keine laufenden Ausbauprojekte verschieben", sagte Schiffer. Das gilt für den Aufbau des Containerterminals in Wilhelmshaven, der Westerweiterung des Terminals in Hamburg sowie den Ausbau des dortigen Liegeplatzes 3. Kurzfristige Investitionen von 50 Millionen Euro etwa für die Befestigung von Flächen für Container würden jedoch hinausgeschoben.

Die Konsequenzen für die Belegschaften bei Eurogate: Bis zum Mai kann die Krise, die bereits durch Lücken in den Containerlagern in Bremerhaven zu erkennbar ist, über freie Tage der 2500 Beschäftigten aufgefangen werden, hieß es gestern bei einer Betriebsversammlung. "Wenn sich die Lage bis dahin nicht bessert, müssen wir Kurzarbeit anmelden. Die Vorbereitungen sind getroffen", sagte Schiffer.

Dagegen werden am Hamburger Terminal vom 1. Februar an 200 von 300 Mitarbeitern des Gesamthafenbetriebs, die im festen Schichtbetrieb eingesetzt wurden, nicht weiter beschäftigt. Durch diese Maßnahme ist Kurzarbeit an der Elbe vorerst nicht absehbar. Eurogate geht dabei davon aus, dass das Minus im Umschlag 2009 in jedem Fall zurückgehen wird.

Schiffer will den Einbruch dafür nutzen, mehr Zeit für Wartung, Umbauten und Ausbildung einzuplanen. 350 im Jahr 2008 neu eingestellte Mitarbeiter in Bremerhaven und 100 in Hamburg müssten integriert, mit den Reedern soll über eine effizientere Umschlagabwicklung beraten werden. Mit den Konjunkturprogrammen sei zudem der Ausbau und die Elektrifizierung von Eisenbahnstrecken zu den Terminals möglich.

"Denn die weltweite Arbeitsteilung wird weitergehen", ist der Manager überzeugt. Sie ließ den Umschlag der Eurogate-Gruppe, die auch in Italien, Portugal und seit Oktober in Tangar aktiv ist, 2008 um 2,3 Prozent auf 14,2 Millionen TEU steigen. Im Tiefwasserhafen Wilhelmshaven will Eurogate im November 2011 das erste Schiff abfertigen. "Bis dahin", so Schiffer, "ist die Krise vorbei."