Yahoo-Großaktionär will ins Aufsichtsgremium - bislang vergeblich. Nun setzt der den Internet-Pionier nach dem Titel-Skandal unter Druck.

New York. Dan Loeb, der Yahoo-Großaktionär, der den falschen Uni-Abschluss bei Yahoo-Chef Scott Thompson entdeckt hat, nimmt den Internet-Konzern in die Zange. Der Fondsmanager verlangte am Montag einen umfassenden Einblick in die Aufzeichnungen der Firma. Loeb will wissen, wie und warum Thompson Chef wurde. Thompson entschuldigte sich unterdessen bei den Mitarbeitern für den Ärger, den die Kontroverse dem Unternehmen bereite. Zu den Vorwürfen Loebs, er habe seinen Lebenslauf absichtlich geschönt, nimmt Thompson weiterhin keine Stellung.

Yahoo hatte am Donnerstag zugeben müssen, dass Thompson entgegen bisherigen Angaben keinen Bachelor-Titel in Computerwissenschaften hat . Loeb forderte daraufhin, dass Thompson bis zum Montag gefeuert wird. Sonst werde er rechtliche Schritte prüfen. Jetzt will er zunächst alle möglichen Dokumente zur Auswahl Thompsons einsehen, inklusive der von ihm ausgefüllten Fragebögen und Protokollen von Beratungen zu dessen Berufung.

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„Die Anteilseigner haben ein Recht auf totale Transparenz“, erklärte Loebs Investmentfirma Third Point, die 5,8 Prozent an Yahoo hält. Es könne nicht sein, dass die Untersuchungen im Geheimen abliefen. Zudem zweifelte der Investor auch die Qualifikationen von mehreren Yahoo-Verwaltungsräten an.

Yahoo hatte vergangene Woche zunächst von einem „unbeabsichtigten Fehler“ gesprochen – Loeb fragt jetzt auch nach der Grundlage für diese Behauptung. Inzwischen hat das Unternehmen angekündigt, der Verwaltungsrat werde sich mit dem Thema befassen.

Die erste Reaktion von Yahoo war schnell nicht mehr zu halten, denn zeitig wurde klar, dass die falsche Information auch schon vor Jahren in Thompsons offizieller Biografie zu seiner Zeit bei der Online-Handelsplattform Ebay stand. Allerdings schaffte es Ebay interessanterweise im Gegensatz zu Yahoo, den falschen Titel aus den rechtlich relevanten Mitteilungen an die Börsenaufsicht SEC herauszuhalten.

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Für weiteren Druck sorgte ein Rundfunk-Interview, in dem Thompson eine Journalistin nicht korrigierte, nachdem diese seine Titel aufgezählt hatte. Investor Loeb kommt das Thompson-Debakel gerade recht, denn er kann Yahoo damit unter Druck setzen. Der Großaktionär will schon lange selbst in das Yahoo-Aufsichtsgremium einziehen und den Kurs des Konzerns mitbestimmen. Bisher hat ihn die Yahoo-Führung abgeblockt.

Loeb will neben Thompson sechs weitere Verwaltungsräte hinausdrängen und durch eigene Leute ersetzen. So soll Patti Hart gehen, die für die Chefsuche verantwortlich war. „Yahoo hat nicht erklärt, warum das für die Suche verantwortliche Gremium einen Firmenchef anheuern konnte, ohne die Qualifikationen des Kandidaten auch nur rudimentär zu überprüfen“, hieß es in einem öffentlichen Brief an den Yahoo-Verwaltungsrat.

Thompson entschuldigte sich in einer E-Mail an die Mitarbeiter für den Ärger. „Ich möchte, dass Sie wissen, wie sehr ich bedaure, dass diese Angelegenheit das Unternehmen und Sie alle belastet hat. Wir alle haben hart daran gearbeitet, das Unternehmen voranzubringen - und dies hat den gegenteiligen Effekt. Dafür übernehmen ich die volle Verantwortung und möchte mich bei Ihnen entschuldigen“, zitierte das US-Blog „All Things Digital" aus der Mail.

Für Yahoo kommt der Feuersturm des Investors zur Unzeit. Thompson kam erst Anfang des Jahres zu dem mit sinkenden Umsätzen kämpfenden Internet-Pionier, dem Rivalen wie Google und Facebook einen immer größeren Teil der Werbeeinnahmen weggeschnappt haben. Thompson leitete einen Sparkurs ein, baute um und konnte auch schon erste Erfolge vorweisen. Vor Thompson war Yahoo monatelang führungslos, nachdem Vorgängerin Carol Bartz das Unternehmen im Streit verlassen hatte . (dpa/abendblatt.de)