Der frühere Ebay-Manager sollte Yahoo wieder auf die Erfolgsspur bringen. Jetzt kam heraus: Thompson gab einen falschen Uni-Abschluss an.
New York. Der einstige Internetpionier Yahoo muss nicht nur gegen geschäftlichen Turbulenzen ankämpfen, jetzt gibt es eine weitere Front in der Chefetage: Der Internet-Konzern musste zugeben, dass sein neuer Chef Scott Thompson entgegen bisherigen Angaben über keinen Abschluss in Computerwissenschaften verfügt. Die falsche Information sei ein „unbeabsichtigter Fehler“ gewesen, erklärte Yahoo dem Blog „All Things Digital“ am Donnerstag.
US-Medien wiesen allerdings sofort darauf hin, dass der falsche Titel schon vor Jahren zu Thompsons Zeit bei der Handelsplattform Ebay in seinen offiziellen Lebensläufen auftauchte. Entsprechend viel Zeit hatte der Manager, den Fehler zu korrigieren. In Wirklichkeit hatte er nur den ebenfalls erwähnten Abschluss in Buchhaltung gemacht.
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Der Hinweis auf den falschen Titel kam vom Großaktionär Dan Loeb, der mit der Yahoo-Führung im Clinch liegt. Er forderte in einem Brief Aufklärung über Ungereimtheiten in Thompsons offizieller Biografie.
Für Yahoo könnte die Angelegenheit schwere Folgen haben. Es ist unklar, ob sich Aktionäre und Aufseher mit der knappen Erklärung zufriedengeben. Schließlich tauchte der falsche Titel auch in Börsenmitteilungen zu Thompsons Berufung an die Konzernspitze auf. Aktionärsklagen sind nicht auszuschließen.
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Der Yahoo-Verwaltungsrat werde sich mit dem Thema befassen, erklärte das Unternehmen. Insider sagten „All Things Digital“, mehrere Mitglieder des Verwaltungsrates seien tief besorgt. Die Angelegenheit sei in vieler Hinsicht ein Problem, insbesondere mit Blick auf das Vertrauen der Anleger.
Thompson kam Anfang des Jahres als großer Hoffnungsträger zu dem mit Rückgängen kämpfenden Internet-Pionier. Yahoo lebt von Online-Werbeeinnahmen. Und in diesem Geschäft sind Konkurrenten wie Google und zuletzt auch das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook immer stärker geworden. Thompson, der zuvor die Ebay-Bezahltochter PayPal führte, leitete einen strikten Sparkurs mit drastischem Stellenabbau ein. Vor seinem Antritt war Yahoo monatelang führungslos, nachdem die vorherige Chefin Carol Bartz nach zwei Jahren gefeuert worden war.
Yahoo stärkte Thompson zunächst ausdrücklich den Rücken. Der falsche Titel ändere nichts an der Tatsache, dass Thompson ein hochqualifizierter Manager sei. Unter seiner Führung sei Yahoo auf dem Weg zu weiterem Wachstum und mehr Wert für die Anteilseigner.
Loeb will in den Yahoo-Verwaltungsrat einziehen und den Kurs des Unternehmens mitbestimmen. Seine Finanzfirma Third Point hält 5,8 Prozent an Yahoo. Loeb betonte in dem recht süffisant formulierten Brief, dass Thompsons Stonehill College erst vier Jahre nach dessen Abschluss 1979 überhaupt angefangen habe, Titel in Computerwissenschaften zu vergeben. Eine einfache Google-Suche habe gereicht, um den Widerspruch festzustellen. Thompson war zuvor IT-Chef in mehreren Unternehmen gewesen.
Der nicht korrigierte falsche Titel Thompsons wirft auch einen Schatten auf Verwaltungsrats-Mitglied Patti Hart, die mit der Chefsuche betraut worden war. Schlimmer noch: Loeb behauptete in seinem Brief, Hart habe auch ihren eigenen Abschluss in Betriebswirtschaft für einen in Ökonomie und Marketing ausgegeben. Yahoo erklärte dazu, Hart habe tatsächlich einen Betriebswirtschafts-Abschluss, aber mit einer Spezialisierung auf Ökonomie und Marketing. (dpa/abendblatt.de)