Als “Herr der Zahlen“ beim größten deutschen Handelskonzern genießt Koch in der Finanzgemeinde einen guten Ruf. Jetzt ist er Chef der Metro.
Düsseldorf. Alle wichtigen Themen der Metro laufen über seinen Schreibtisch. Ob Kaufhof-Verkauf oder milliardenschweres Sparprogramm, die Analyse von Olaf Koch ist gefragt. Das zahlt sich jetzt für den 41-Jährigen aus. Der bisherige Metro-Finanzvorstand wird neuer Chef des größten deutschen Handelskonzerns. Der Aufsichtsrat des Unternehmens berief den Manager am Freitag zum Nachfolger des scheidenden Vorstandsvorsitzenden Eckhard Schulz. Koch soll das Amt am 1. Januar 2012 antreten.
Mit dem Aufstieg zum Vorstandschef wird der eher zurückhaltende 41-jährige Manager aus dem Schatten seines Förderers Eckhard Cordes heraustreten und selbst im Rampenlicht stehen. Als er 2009 von Cordes zur Metro geholt wurde, trieb Koch konsequent das Sparprogramm "Shape“ voran. Der ehrgeizige Plan: Durch Einsparungen und neue Strukturen soll der Konzern bis Ende 2012 auf Rendite getrimmt werden. Zahlreiche Maßnahmen wurden inzwischen schon umgesetzt.
Allerdings haben viele Mitarbeiter durch den Umbau ihren Arbeitsplatz verloren. 19.000 Jobs wurden weltweit im Metro-Konzern gestrichen, ebenso viele wurden an anderer Stelle wieder aufgebaut. Im Herbst vergangenen Jahres bekam Koch zudem die Verantwortung für die zum Verkauf stehende Warenhaustochter Kaufhof übertragen. Er steht bei Kaufhof an der Spitze des Aufsichtsrates.
Bei Präsentationen treten Cordes und Koch als Gespann auf. Im Zentrum der Vorstandschef, der die Leitlinien vorgibt, daneben der Finanzexperte, der das Ganze mit Details untermauert. Als "Herr der Zahlen“ bei Deutschlands größtem Handelskonzern Metro genießt der Diplom-Betriebswirt in der Finanzgemeinde einen guten Ruf.
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Koch und Cordes kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit beim Stuttgarter Autobauer Daimler. Als Cordes im Jahr 2005 im Rennen um den Daimler-Vorstandsvorsitz den Kürzeren zog und den Konzern verließ, blieb Koch zwei weitere Jahre an Bord. 2007 wechselte er zum Finanzinvestor Permira, bei dem er unter anderem den Modekonzern Hugo Boss betreute. Zwei Jahre später folgte er Cordes’ Ruf zur Metro.
"Meine Zeit in der Private-Equity-Branche war eine echte Bereicherung“, sagte Koch in der Zeitschrift "Finanzplatz“ vor wenigen Monaten. Der besondere Reiz sei gewesen, sich mit sehr unterschiedlichen Unternehmen und Geschäftsmodellen auseinandersetzen zu können. Koch spricht von konsequenter "Wertorientierung“, "Transformation“ eines Unternehmens und von starker "Umsetzungsdisziplin“.
Die Nähe zu Cordes wurde Koch beinahe zum Verhängnis. Als der Vorstandschef im Sommer diesen Jahres immer stärker unter Beschuss geriet und nach wochenlangen Querelen um eine weitere Amtszeit im September schließlich entnervt das Handtuch warf, unkten einige, auch Kochs Schicksal bei Metro sei besiegelt. Der gebürtige Hesse und Vater von drei Kindern hat aber gewichtige Fürsprecher bei den Großaktionären - und ist jetzt der große Boss.