In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass die Hamburg-Mannheimer 2007 für ihre 100 besten Vertreter eine Sex-Party organisiert hatte.

Düsseldorf. Die Sex-Party in Budapest für erfolgreiche Versicherungsvertreter hat 83.000 Euro gekostet. Das sagte der Chef des Düsseldorfer Versicherungskonzerns Ergo, Torsten Oletzky (44), dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Der ganzen Firma sei das heute „unglaublich peinlich“. Die Party war 2007 von der inzwischen zur Ergo-Gruppe gehörenden Hamburg-Mannheimer ausgerichtet worden.

„Besagte Abendveranstaltung“ habe im Rahmen einer dreitägigen Reise stattgefunden, sagte Oletzky. Einzelheiten wollte er nicht zu Protokoll geben, „da wir die Details noch untersuchen“. Die Darstellungen variierten stark. In jedem Fall sei die Veranstaltung jedoch „ein grober Fehler“ und schon damals „ein krasser Verstoß“ gegen die Unternehmensregeln gewesen.

Viele der selbstständige Vertreter, die damals an der Reise teilgenommen hätten, seien noch für Ergo tätig, sagte Oletzky. „Es wird schwer zu rekonstruieren sein, wer was auf dieser Reise getan hat. Außerdem ist die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung allein kein Grund, personelle Konsequenzen zu ziehen. Man kann das moralisch verurteilen – aber das wirklich gravierende Vergehen ist, dass damals Verantwortliche aus unserem Unternehmen so etwas organisiert haben.“ Diese hätten das Unternehmen aber mittlerweile verlassen. Auf die Frage, ob die Versicherung gegen die damals Zuständigen vorgehen wolle, sagte Oletzky: „Wir prüfen das zumindest.“

In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass die Hamburg-Mannheimer 2007 für ihre 100 besten Vertreter eine Sex-Party in Budapest organisiert hatte. Teilnehmer berichteten dem „Handelsblatt“, die offenbar attraktivsten Frauen mit weißen Bändchen seien für den Vorstand und die allerbesten Vertriebler reserviert gewesen.

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Nach der Sexorgie für Vertreter der Ergo-Versicherungsgruppe in Budapest untersucht der Konzern, ob es weitere derartige Partys gegeben hat. "Wir sind uns sehr sicher, dass sich das seit 2007 nicht wiederholt hat", sagte eine Unternehmenssprecherin am Freitag in Düsseldorf. Was die Zeit davor angeht, konnte das Unternehmen dies aber nicht ausschließen: "Die Nachforschungen dazu dauern noch an", hieß es lediglich.

Ein Streit ehemaliger Vertreter um Ausgleichszahlungen könnte der Hintergrund für das Bekanntwerden des Sexskandals gewesen sein, berichtet die "Financial Times Deutschland". Die ehemaligen Beschäftigten sähen sich um viele Millionen Euro gebracht und kämpften bereits seit Jahren um das Geld, so die Zeitung weiter.

In der Branche der Incentive-Agenturen herrschte nach Bekanntwerden der Vorgänge "Entsetzen" und "sehr große Überraschung". Das ist "unfassbar", sagte ein Veranstalter. Keines der von der Deutschen Presseagentur (dpa) befragten elf Unternehmen wollte offen zu dem gut organisierten Sex-Event Stellung nehmen.

Die zum Ergo-Versicherungskonzern gehörende Hamburg-Mannheimer hatte für ihre besten 100 Vertreter eine Sexparty in Budapest organisiert. Am 5. Juni 2007 war dazu die traditionsreiche Gellert-Therme in Budapest in ein Freiluftbordell verwandelt worden. Die Ergo hatte bestätigt, dass an jenem Abend während einer sogenannten Incentive-Reise etwa 20 Prostituierte anwesend gewesen seien.

Das "Handelsblatt" beruft sich auch auf eidesstattliche Versicherungen mehrerer Teilnehmer der Orgie. Diesen Teilnehmern zufolge sei bei der Veranstaltung alles bestens organisiert gewesen: "Die Damen trugen rote und gelbe Bändchen. Die einen waren als Hostessen anwesend, die anderen würden sämtliche Wünsche erfüllen. Es gab auch Damen mit weißen Bändchen. Die waren reserviert für die Vorstände und die allerbesten Vertriebler." (dpa/abendblatt.de)