Hamburg. Obwohl die Bewerbung bei der Unesco noch läuft und eine Entscheidung nicht in Sicht ist, lädt der Förderverein zum Sommerfest ein.
Am Mittwoch wird gefeiert in den Kuppeln und im malerischen Park von Bergedorfs Weltkulturerbe-Kandidat: Die Sternwarte gibt sich selbstbewusst und lädt für 16 bis 22 Uhr am 17. August zum Welterbe-Sommerfest ans idyllische Ende des Gojenbergswegs – auch wenn die Bewerbung als Weltkulturerbe zwar läuft, aber längst noch keine Entscheidung der Unesco in Sicht ist.
„Ich schätze unsere Chancen auf 50 Prozent. Vielleicht ein bisschen mehr“, gibt sich Privatdozent Dr. Matthias Hünsch noch zurückhaltend. Der 59-Jährige ist zweiter Vorsitzender des Fördervereins der Sternwarte und hat das 51 Seiten starke Gutachten verfasst, mit dem Hamburg vor knapp einem Jahr ins Rennen um den Titel für das 1912 eingeweihte Observatorium gegangen ist. Nach der Speicherstadt samt Chilehaus wäre es das zweite Weltkulturerbe der Hansestadt.
Vortrag und Führungen beim Sommerfest in der Sternwarte
Hünsch wird die Hauptperson sein beim Sommerfest, stellt er in seinem Vortrag ab 20 Uhr in der Bibliothek der Sternwarte doch den steinigen Weg von der Bewerbung bis zum Weltkulturerbe dar. Einschließlich des Scheiterns beim ersten Versuch vor zehn Jahren und den verschiedenen Instanzen, die es jetzt wieder zu überzeugen gilt.
Bei freiem Eintritt startet das vielseitige Programm schon vier Stunden vor seinem Auftritt: Ab 16 Uhr wird es Führungen über das Gelände des 110 Jahre alten Observatoriums geben, zudem Sonnenbeobachtungen durch diverse Teleskope und natürlich Einblicke in die Forschung der bis heute hier beheimateten Astrophysiker der Universität Hamburg. Auch die beiden Ausstellungen sind erstmals seit dem Beginn der Corona-Pandemie wieder zu sehen: eine zu Nikolaus Kopernikus († 1543) und dem durch ihn grundlegend veränderten Weltbild, die andere über den genialen wie sonderbaren Sternwarten-Optiker Bernhard Schmidt († 1935).
Förderverein braucht Öffentlichkeit für die Bewerbung
Für das Programm, das ohne feste Zeiten für den Start von Führungen oder Beobachtungen auskommt, zeichnet der Förderverein der Sternwarte verantwortlich. Er sorgt auch für die Verpflegung, bei der Spenden ebenso willkommen sind wie bei Matthias Hünschs Vortrag in der Bibliothek im Hauptgebäude.
Der Astrophysiker sieht Publikumsmagneten wie das Sommerfest als wichtige Triebfedern für die Welterbe-Bewerbung: „Was wir jetzt brauchen ist viel Öffentlichkeit, in Form von großen Veranstaltungen ebenso wie durch Veröffentlichungen in Fachkreisen.“
Kulturministerkonferenz muss überzeugt werden
Denn als nächster Schritt müsse in einem Jahr nun die Kultusministerkonferenz überzeugt werden. Sie ließ die Sternwarte 2012 durchfallen, weil in ihrem Expertenrat kein Fachmann für Technik-Denkmäler vertreten war. „Die haben uns in Bergedorf damals nicht mal besucht. Das muss jetzt anders sein“, gibt Matthias Hünsch die Richtung vor.
21 Bewerbungen liegen der Konferenz vor, die daraus zehn auswählt – je eine pro Jahr für 2025 bis 2034. Diese sogenannte Tentativliste geht dann an die Unesco in Paris, die dann nach intensiver eigener Prüfung die Titel verleiht. „Wir wären die erste Sternwarte der Welt, die nicht wie etwa Greenwich als Teil eines Ensembles, sondern als Forschungseinrichtung selbst Weltkulturerbe wird“, sagt Hünsch.