Bergedorf. Bergedorf. Mit der Fördervereins-Gründung und seiner intensiven Öffentlichkeitsarbeit wurde 1998 der Verkauf der Sternwarte verhindert.
. Beinahe wäre die Sternwarte verkauft worden: Vor gerade mal 20 Jahren setzte der Hamburger Senat alles daran, das Ensemble auf dem Gojenberg zu Geld zu machen. Luxuswohnanlagen sollten Millionen in die klammen Kassen der Stadt spülen. Und auch die Astrophysiker der Universität hatten kein Interesse mehr an ihrem Observatorium, das nach damals fast neun Jahrzehnten in Bergedorf doch sehr in die Jahre gekommen war. Ihr Plan: Ihre mächtigen Instrumente wechseln in ein neu zu gründendes naturwissenschaftliches Museum, und sie selbst ziehen vom abgelegenen Bergedorf endlich direkt an den Campus der Hamburger Universität.
Sommerfest und Festakt zum 20. Fördervereins-Geburtstag am Mittwoch, 18. Juli
Dass diese Pläne wieder in der Schublade verschwanden, wird nun gefeiert – und zwar von der Institution, die 1998 gegründet wurde und der es tatsächlich gelang, den heutigen Weltkulturerbekandidaten zu retten: Der Förderverein Hamburger Sternwarte begeht am 18. Juli seinen 20. Geburtstag mit Sommerfest (17 bis 20 Uhr) und offiziellem Festakt (20 Uhr) auf dem Areal an der August-Bebel-Straße 196.
Sternwarte stand bis 1996 noch nicht mal unter Denkmalschutz
„Der Verkauf war damals schon beschlossene Sache“, ist Dr. Agnes Seemann bis heute geschockt. Als Mitarbeiterin des Denkmalschutzamtes erfasste sie ab 1993 Bergedorfs historische Baudenkmäler. „Als ich das erste Mal auf die Sternwarte kam, war ich sofort begeistert – aber auch sprachlos, weil ein Baudenkmal von solchem Rang nicht mal unter Denkmalschutz stand.“ Das holte die junge Denkmalschützerin 1996 nach, was im Senat aber gar nicht gut ankam. Kurz darauf machten Gerüchte über den Verkauf die Runde und erreichten 1997 auch Dr. Gudrun Wolfschmidt, die gerade als Professorin an das Institut für die Geschichte der Naturwissenschaften der Uni Hamburg gekommen war.
Erste Großveranstalzung des Fördervereins zur Sonnenfinsternis 1999
Die Entrüstung über den Senat brachte die beiden Expertinnen zusammen und ließ sie mit kaum 20 Aktiven den Förderverein als erhoffte Rettungsorganisation gründen. An ihrer Spitze in den ersten Jahren: Dr. Ulf Borgeest, Astronom an der Sternwarte und ein Naturtalent in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. Er lockte mit der ersten Großveranstaltung auf dem Gelände – zur Sonnenfinsternis im Jahr 1999 – Tausende Besucher auf das Gelände und erzielte dabei für den Förderverein auch noch mehrere Tausend D-Mark an Einnahmen.
Bis heute gut eine Million Euro Sanierungsmittel für die Sternwarte eingeworben
Das Geld wurde in verschiedene Sanierungsprojekte auf dem Gelände investiert. Die Begeisterung der Öffentlichkeit aber ließ den Senat nun endgültig klein beigeben. Seither hat der Verein für den Erhalt und die Zukunft der Sternwarte viel erreicht. Unter anderem wurde das Äquatorial grundsaniert, mit Baujahr 1867 ältestes Instrument in Bergedorf, ferner das ganze Observatorium 2008 zum Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung erhoben und der Ein-Meter-Spiegel als Sitz des heutigen Besucherzentrums samt „Café Raum & Zeit“ hergerichtet. Insgesamt hat der Verein bis heute gut eine Million Euro an Sanierungsmitteln eingeworben.
Rückschlag bei Bewerbung zum Weltkulturerbe 2014 – Jetzt legt Bezirksversammlung nach
Nur bei der Bewerbung zum Weltkulturerbe gab es 2014 einen Rückschlag, als die Sternwarte in der deutschen Vorauswahl am Votum der Kultusministerkonferenz scheiterte. Jetzt soll es Mitte des kommenden Jahrzehnts noch einmal versucht werden. Eine entsprechende Initiative hat die Bezirksversammlung gerade gestartet.
Agnes Seemann: „Sternwarte kommt nicht vor 2026 auf Welterbe-Vorschlagsliste“
Agnes Seemann, heute Projektleiterin für Hamburgs aktuelle und künftige Weltkulturerbestätten, ist begeistert, warnt aber vor zu eiligen Erwartungen: „Großartig, wie sehr die Sternwarte heute im öffentlichen Bewusstsein verankert ist. Aber für ein Welterbe braucht es allein schon wegen der vielen Vorbereitungen einen langen Atem. Wenn alles schnell geht, könnte die Sternwarte kaum vor 2026 auf die Vorschlagsliste kommen.“