Hamburg/Offenbach. Wann war es zuletzt so warm im Dezember? Das Wetter vor 20 Jahren war auch nicht besser. In New York sind es an Weihnachten 24 Grad!
„Das Wetter vor 15 Jahren“ von Wolf Haas ist beinahe schon ein Klassiker der Krimi-Literatur. Die „Tagesschau vor 20 Jahren“ ist in der ARD ein beliebtes Format, um Politiker und Probleme von damals sowie Frisuren und Jacketts des Grauens aus dem Jahr 1995 zu besichtigen. Beides hat aktuelle Bezüge, denn auch wer die alten Tagesschau-Sendungen anguckt, wird feststellen, dass das Wetter in Hamburg und im Norden auch vor zwei Jahrzehnten nicht immer so kalt und voller Schnee war, wie man sich das heute einbildet. Bei aktuell 14 Grad, leichter Bewölkung und kaum Wind fühlt sich Weihnachten 2015 in Hamburg an wie ein recht kühl geratener Sommer. Es knospt und blüht allerorten, wenn man genau hinschaut.
Es drängt sich ein anderer kultureller Vergleich auf: Der Winter, der ein Sommer war. So hieß ein ARD-Fernsehspiel aus dem Jahr 1976 (nach Sandra Parettis Roman). Es ging um die deutsche Beteiligung am Unabhängigkeitskrieg der USA.
Natürlich: Früher war alles besser, auch das Wetter. Sollte man das von diesen Weihnachten behaupten? So lässt sich noch immer in den alten Abendblatt-Ausgaben nachlesen, dass zum Beispiel 1995 an Weihnachten in Hamburg 10 Grad und Regen herrschten. 1996 waren es heiter bis wolkig bei minus 2 bis minus 4 Grad, 1997 bedeckt (später Regen) bei 6 bis 9 Grad. Dann kam im Jahr 2000 der Schneeregen bei 0 Grad.
Wettervorhersage für Hamburg und den Norden
Es ging hoch und runter auf der Temperaturskala, 2004 dann mal wieder Regenschauer (um 7 Grad), 2005 bewölkt und 5 bis 9 Grad, später kälter und Schneefall.
Es wurde wieder winterlicher, sodass wir 2008 tagsüber 7, nachts 0 Grad hatten und eher sonnige Abschnitte. 2009 war es wolkig (um null Grad) und es gab nachts gefrierenden Regen. Überhaupt kam dann 2010 mit frostigen minus zwei Grad, Schnee und Eis. 2011 dann wieder Regen, 9 Grad. Weihnachten 2013 verhieß 13 Grad und Sturmböen, 2014 zehn Grad und Regen.
Der erste Schnee im Winter 2015
Erster Schnee in Hamburg und im Norden
Meteorologen: Warmer Winter ist Vorbote des Klimawandels
So viel zu den Mythen um das Wetter in Hamburg und die weißen Weihnachten. Ist das schon ein Klimawandel? Die Meteorologen sagen inzwischen vorsichtig: „Ja.“ Doch immer wieder überlagern quasi festsitzende Wetterlagen die langfristigen Trends. Mal sind es wahre Eisgebiete, die bei Ostwetterlagen über uns verharren, mal wie jetzt fast unbewegliche Mild-Lagen.
Und so wird Weihnachten 2015 in Deutschland Temperaturen von 10 bis 16 Grad bringen. Der Spitzenwert von 18,9 Grad in Freiburg aus dem Jahr 2012 wird laut Deutschem Wetterdienst (DWD) nicht erreicht. Aufpassen sollten Allergiker rund um Stuttgart, am Bodensee und in der Rheinebene: Hier fliegen zu Weihnachten die Haselpollen.
Der wärmste Dezember seit der Wetteraufzeichnung
Nach der Rekordwärme im November könnte nun auch der Dezember der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Die bislang höchste Durchschnittstemperatur in einem Dezember von 4,8 Grad im Jahr 1934 wird nach Einschätzung der Wetterexperten wahrscheinlich übertroffen. Derzeit liegen die Temperaturen bereits um etwa 5,5 Grad über dem Mittelwert aus mehreren Jahrzehnten von 0,8 Grad.
Auch in anderen Ländern ist der Dezember viel wärmer als sonst üblich: In Griechenland scheint seit Wochen die Sonne und die Temperaturen steigen um die Mittagszeit auf Werte über 20 Grad. Am Mittwoch gingen viele Menschen auf der Halbinsel Peloponnes schwimmen. Auch am Strand von Athen wurden zahlreiche Winterschwimmer gesichtet. Allerdings war das Meereswasser ziemlich kalt. „Um die 16 bis 17 Grad“, berichtete eine junge Frau am Strand von Alimos im griechischen Fernsehen.
Kurzarbeit in den Skigebieten der Alpen
In der Schweiz wird der Schneemangel in Teilen der Alpen ein Fall für die Arbeitslosenversicherung: In Graubünden haben ein Dutzend Bergbahnen und andere Tourismusbetriebe Kurzarbeit angemeldet, wie die Schweizer Nachrichtenagentur sda berichtete. Bergtourismus-Unternehmen können in der Schweiz bei Ausfällen durch ungewöhnliches Wetter zeitweilig bis zu 80 Prozent der Löhne vom Arbeitsamt finanzieren lassen. Große Skigebiete wie die Weisse-Arena in Laax hätten aber immer noch genug zu tun für ihre Beschäftigten. Allerdings musste auch dort wegen Schneemangels das Pistenangebot eingeschränkt werden.
Im englischen Colchester wurde es zu teuer, die Eisbahn kalt zu halten: Das „Winter Wonderland“ der Stadt in Ostengland musste am Mittwoch dicht machen - obwohl schon etwa 5000 Tickets für die Zeit bis zum 3. Januar verkauft waren. Schuld seien nicht nur die milden Temperaturen, sondern auch das stürmische Wetter, teilten die Betreiber mit. Das sei „sehr traurig“.
Im Nordosten der USA werden zu Heiligabend Rekordtemperaturen vorausgesagt. Auf bis zu 22 und 24 Grad Celsius sollen laut „Weather Channel“ die Thermometer in New York und Washington steigen. Durch das schwüle Wetter fühle sich dies sogar wie bis zu 27 Grad an.