Berlin. Die Regale der Drogerien und Parfümerien sind voll von Anti-Aging-Produkten. Das Ergebnis der Stiftung Warentest ist ernüchternd.
Jede Falte erzählt eine Geschichte. Netter Spruch, der die meisten Frauen ab einem gewissen Alter jedoch wenig interessiert. Wenn sich feine Linien um die Augen abzeichnen, fangen viele Frauen an zu cremen. Die Regale der Drogerien und Parfümerien sind voll von Anti-Aging-Produkten, die mit Hoffnung machenden Versprechen werben. Die Stiftung Warentest hat jetzt neun solcher Produkte auf ihre Falten mindernde Wirkung getestet. Ihr Ergebnis: Alles Cremen bringt nichts. Die Stiftung vergab neunmal die Note „mangelhaft“.
Für den Test cremten sich 270 Frauen vier Wochen lang das Gesicht ein. Einmal morgens, einmal am Abend. Für die eine Gesichtshälfte verwendeten sie ein Testprodukt, für die andere eine „gute“ Feuchtigkeitscreme, wie die Autoren schreiben. „Wir haben uns vorher die Haut rund um das Auge angeschaut und nach diesen vier Wochen“, erklärt Nicole Merbach von Stiftung Warentest. „Wir konnten leider keine Unterschiede erkennen.“ Das Fazit der Experten: Keine der Cremes konnte kleine Fältchen oder tiefere Falten so mildern, dass mit bloßem Auge eine Verbesserung zu sehen war. Die Werbeaussagen auf den Produkten versprechen anderes: „Tag für Tag erscheinen Falten sichtbar reduziert“, wirbt Lancaster, „Nach vier Wochen werden Falten sichtbar gemildert“, verspricht L’Oréal, Olaz prophezeit sogar „sichtbar reduzierte Falten in 14 Tagen“.
Stellt sich die Frage, wie die Hersteller zu solchen Aussagen kommen. Stiftung Warentest hat bei den Herstellern nachgefragt. Demnach belegen einige Hersteller die Wirkung der Produkte mit einem Verfahren, bei dem der Hautzustand fotografiert und Veränderungen der Hautoberfläche gemessen werden. Damit lassen sich laut der Stiftung Verbesserungen um Bruchteile von Millimetern messen – mit bloßem Auge nicht zu erkennen.
Gerd Gauglitz, Facharzt für Dermatologie und Venerologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, verwundern die Testergebnisse nicht. „Wer 40 Jahre oder älter ist, die Falten also schon eine gewisse Tiefe haben, kann einer Creme nicht zumuten, die Falten zu beseitigen.“ Anders sehe es bei feinen Fältchen aus, die beispielsweise durch Trockenheit entstehen. „Aber hier zeigt meistens schon eine einfache Feuchtigkeitscreme Verbesserungen“, sagte Gauglitz dieser Zeitung.
Auch diesen Punkt testete Stiftung Warentest. Ausgerechnet die teuerste Creme im Test, Advanced Time Zone von Estée Lauder für 87 Euro, schnitt in der Unterkategorie Versorgung der Haut mit Feuchtigkeit am schlechtesten ab: Note 4. „Eine Grundeigenschaft, die sie erfüllen müsste, nämlich die Haut gut mit Feuchtigkeit anzureichern, selbst die hat sie nicht erfüllt“, sagt Nicole Merbach. Die günstigste Creme im Test, CV Vital 35+ Anti-Falten Q10 Tagespflege von Müller/Cadeavera für 2,95 Euro, bekam im Punkt Feuchtigkeitsanreicherung die Note 2. Das beste Mittel gegen Falten ist noch immer, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Dermatologe Gauglitz rät zu UV-Schutz und Feuchtigkeitscreme.