Nach harten ersten Monaten im Gefängnis gab es Ende 2014 für Uli Hoeneß Urlaub. Dann wurde er Freigänger. Wann ist er ganz in Freiheit?
Den 2. Juni 2014 wird Uli Hoeneß nie vergessen. Es ist der wohl schwärzeste Tag in seinem Leben. Mit wenig Habseligkeiten trat der einst mächtigste deutsche Fußball-Manager im Gefängnis von Landsberg am Lech seine Haft an. Zuvor hatte ihn das Landgericht München wegen Hinterziehung von 28,5 Millionen Euro Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Am Dienstag (2.6.) jährt sich der Haftantritt des mittlerweile 63-Jährigen.
Uli Hoeneß kann indessen nach vorne blicken. Seit fünf Monaten ist er Freigänger, muss nur noch zum Schlafen hinter Gitter. Tagsüber arbeitet er in der Jugendabteilung seines Clubs, des Rekordmeisters FC Bayern München. Und wenn alles nach Plan läuft, wird Hoeneß Anfang März 2016 vorzeitig aus der Haft entlassen.
Es gibt kein Foto vom Steuersünder in Anstaltskleidung, nur Bilder vom Ausgang und dem Freigänger Hoeneß. Darauf sieht er deutlich schlanker aus als früher.
Längst wieder lässt sich Hoeneß auf dem Gelände des Fußballvereins bei den Profi-Kickern blicken, festgehalten von Fotografen zum Beispiel am 11. Mai beim Abschlusstraining vor dem Rückspiel im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona. Die ernste Miene lässt erahnen, dass er schon mit dem Aus der Bayern rechnete.
Rummenigge: „Er hat seinen Frieden gefunden“
Viele wüssten zu gerne, wie Hoeneß über die vergleichsweise magere Saisonbilanz von Philipp Lahm, Manuel Neuer und Co. denkt, aber es gibt keine öffentliche Äußerung von ihm. Dafür reden andere über ihn. „Wir haben gesprochen über Fußball, Fußball, Fußball“, berichtete etwa Trainer Pep Guardiola Anfang des Jahres. Und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge glaubte über seinen Freund Uli zu wissen, „dass er seinen Frieden gefunden hat“.
Die ersten Monate im Gefängnis dürften die härtesten gewesen sein. Zwar machten allerlei Spekulationen über eine Vorzugsbehandlung des Promi-Häftlings die Runde. Hoeneß sei nicht in einer der normalen acht Quadratmeter großen Einzelzellen untergebracht, hieß es, sondern wohne deutlich komfortabler auf der Krankenstation. Auch beim Essen genieße Hoeneß Privilegien, wurde gemunkelt.
Bayerns Justizministerium in München und seine Anwälte schwiegen dazu. Stets wurde auf die Persönlichkeitsrechte des Gefangenen verwiesen. Auch aktuell gibt es von beiden Seiten kein Wort dazu.
Möglicher Entlassungstermin: Anfang März 2016
Der Jahreswechsel markierte die Wende für Hoeneß. Weihnachten und Silvester wurde ihm Hafturlaub genehmigt. Hoeneß verbrachte die Feste bei der Familie daheim in Bad Wiessee hoch über dem Tegernsee. Am 2. Januar 2015 wurde er Freigänger und begann seinen Job in der Nachwuchsabteilung der Bayern. Damit verbunden war die Verlegung in die Außenstelle Rothenfeld des Landsberger Gefängnisses unweit des Starnberger Sees.
Auslandsreisen sind für den 63-Jährigen tabu, der Freigängerstatus hat strenge Auflagen. Hoeneß kann aber hoffen, die Hälfte seiner Strafe zur Bewährung ausgesetzt zu bekommen. Die in Strafgesetzbuch und Strafprozessordnung festgelegten Voraussetzungen dafür dürfte er erfüllen, vor allem weil er zum ersten Mal im Gefängnis sitzt und sich dort bisher wohl nichts zuschulden kommen ließ.
Bei 42 Monaten Haft sind die Hälfte 21 Monate. Demnach wäre sein Entlassungstermin Anfang März 2016. Bis dahin steht ihm weiterer Urlaub zu. Zu den 21 Tagen Jahresurlaub kommen laut bayerischem Strafvollzugsgesetz bei Freigängern in den letzten neun Monaten vor der Entlassung zusätzlich bis zu sechs Tage Urlaub im Monat dazu. Regelmäßige „freie“ Wochenenden daheim sind demnach zu erwarten.
Kehr er dann an die Spitze des FC Bayern zurück?
Bei vorzeitiger Entlassung aus der Haft legt das Gericht allerdings eine Bewährungszeit fest, wie das Justizministerium ohne konkreten Bezug zum Fall Hoeneß erläutert. Zudem wird dem Entlassenen für eine bestimmte Zeit ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt. Die Strafvollstreckungskammer kann auch anordnen, dass sich Hoeneß regelmäßig bei Gericht oder seinem Bewährungshelfer meldet.
Bleibt noch die Frage zur beruflichen Zukunft von Hoeneß, der Anfang nächsten Jahres 64 wird. Vielen Fans klingen noch seine Worte bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des FC Bayern wenige Wochen vor Haftantritt in den Ohren: „Das war’s noch nicht!“ Sein Nachfolger im Präsidentenamt, Karl Hopfner, versichert jedenfalls für den Fall, dass der einstige Fußball-Patron an die Vereinsspitze zurückkehren will, immer wieder: „Ich werde nicht gegen Uli Hoeneß antreten.“