In Serbien, Bosnien und Kroatien geht das Wasser zurück - und macht das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Noch droht Seuchengefahr, Brücken und Straßen müssen repariert werden.
Belgrad. Nach dem Jahrhunderthochwasser auf dem Balkan haben die Menschen in den betroffenen Gebieten weiter unter Hochdruck Schmutz und Schäden beseitigt – die wirtschaftlichen Folgen der Flutkatastrophe in Serbien, Bosnien und Kroatien dürften dagegen noch lange zu spüren sein. Serbiens Ministerpräsident Aleksandar Vucic bezifferte am Donnerstag allein die Schäden am Energienetz auf mehr als 250 Millionen Euro. Insgesamt könnten sich die Schäden in Serbien auf mehr als eine Milliarde Euro addieren.
„Unsere Verluste sind enorm“, sagte Vucic. Bei einem Treffen mit Vertretern von Weltbank und anderen internationalen Geldgebern warnte der Regierungschef vor einem „langsameren Wirtschaftswachstum“ infolge der Überschwemmungen. Allein rund 3500 Kilometer Straßen und 80 Brücken seien durch die Fluten zerstört worden, 200 weitere Brücken beschädigt worden, sagte Vucic. Die für Serbiens Wirtschaft wichtige Bahnstrecke zum montenegrinischen Hafen von Bar ist noch voraussichtlich einen Monat lang unbefahrbar.
Auch in Bosnien gehen die Behörden von Schäden in Höhe von hunderten Millionen Euro aus. Der bosnisch-serbische Präsident Igor Radojicic sprach von einer „gewaltigen Katastrophe“. Sein Land brauche internationale Hilfe. Der Präsident der bosnischen Handelskammer, Ahmet Egrlic, schätzte, dass die Wirtschaftsleistung des Landes um 30 Prozent einbrechen könne. Hunderte Arbeitsplätze seien bedroht.
Die serbischen Behörden erlaubten am Donnerstag Einwohnern die Rückkehr in mehrere von den Fluten wieder freigegebene Gemeinden wie Baric bei Belgrad. Baric an der Save war am Samstag in aller Eile evakuiert worden, mittlerweile wurde Entwarnung gegeben.
Bei den Überschwemmungen infolge tagelanger Regenstürme wurden bis Mittwoch rund 50 Menschen getötet, fast 150.000 Menschen in Bosnien, Serbien und Kroatien mussten ihre Häuser verlassen. Mehr als 1,6 Millionen Menschen auf dem Balkan sind betroffen.
In den Hochwassergebieten mussten wegen Seuchengefahr noch dutzende Tonnen Tierkadaver entsorgt werden. Bislang gebe es noch keine Epidemien, „aber die Lage ist sehr unsicher“, sagte der bosnische Gesundheitsminister Rusmir Mesihovic.
Zahlreiche EU-Mitglieder boten Beistand an, darunter Deutschland. Die Vereinten Nationen boten an, neben den bereits zur Verfügung gestellten medizinischen Gütern weitere humanitäre Unterstützung zu schicken. Die kroatische Fußball-Nationalmannschaft spendete ein Viertel der Prämien, die ihnen für das Erreichen des WM-Turniers in Brasilien gezahlt wurden, den Flutopfern auf dem Balkan.