Die serbische Hauptstadt rüstet sich mit knapp 300.000 Sandsäcken gegen das Hochwasser. Besorgt blicken die Menschen auch auf das Kraftwerk Nikola Tesla. Unterdessen ist die Zahl der Todesopfer auf dem Balkan gestiegen.

Belgrad. Die serbische Hauptstadt Belgrad hat sich am Montag für einen neuen Rekordpegelstand der Save gewappnet. Tausende Einsatzkräfte und freiwillige Helfer verstärkten am Montag in einem Wettlauf gegen die Zeit den Hochwasserschutz und stapelten Sandsäcke entlang des Flusses, der in Belgrad in die Donau mündet. Die Zahl der Todesopfer stieg in den Überschwemmungsgebieten in Serbien, Bosnien und Kroatien auf 47.

Mit Schaufeln befüllten Helfer in Belgrad Sandsäcke. Auf einer Strecke von zwölf Kilometern, auf denen die Save durch Belgrad fließt, wurden insgesamt 300.000 Sandsäcke an besonders gefährdeten Abschnitten gestapelt. „Hier ist das Wasser zwei Meter vom Deich entfernt, und sein Pegel steigt zwei Zentimeter pro Stunde an“, sagte Bürgermeister Sinisa Mali. „Die Lage ist derzeit unter Kontrolle.“

Besonders besorgt blickten die serbischen Behörden auf das Kraftwerk Nikola Tesla in der Nähe der überschwemmten Stadt Obrenovac. Aus dem Wärmekraftwerk kommt die Hälfte des in Serbien produzierten Stroms. Serbiens Energieminister Aleksandar Antic nannte den Schutz des Kraftwerks „entscheidend“ für die Sicherheit der Energieversorgung im Land.

In Obrenovac waren 8000 der 20.000 Einwohner vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht worden. Zwar sank der auf bis zu zwei Meter angestiegene Pegel am Montag wieder ab, doch gingen die Evakuierungen weiter. Die Polizei riegelte die Stadt ab. Serbiens Außenminister Ivica Dacic lud die ausländischen Botschafter im Land sowie die internationale Presse ein, sich am Nachmittag ein Bild von den Zerstörungen in Obrenovac zu machen.

„Ich bin niedergeschmettert“, sagte ein Bewohner des benachbarten Dorfes Zabrezje, Veselin Rankovic, der aus seinem Haus fliehen musste. „Ich habe alles zurückgelassen, die Kühe, die Schweine und die Hühner“, sagte der 78-Jährige. „Zum Glück sind meine Frau, meine Kinder und meine Enkel am Leben.“ Der serbische Tennisstar Novak Djokovic kündigte an, sein Honorar in Höhe von 700.000 Euro für den Sieg beim ATP-Turnier in Rom zu spenden.

Im Nachbarland Bosnien-Herzegowina, das zu einem Drittel unter Wasser stand, warnten die Behörden vor der Gefahr durch Landminen, die durch die Wassermassen an die Oberfläche befördert werden. Die Zahl der Minen aus dem Bosnien-Krieg vor 20 Jahren wird auf 120.000 geschätzt.

Die Zahl der Toten in Serbien, Bosnien und Kroatien stieg auf insgesamt 47. In der bosnischen Ortschaft Savac kam ein Mensch ums Leben, zwei weitere Menschen wurden vermisst. An den Flüssen in Bosnien entspannte sich die Lage unterdessen. Am Montag herrschte trockenes und sonniges Wetter in der Region, in vielen kleinen Flüssen sanken die Pegel. Auch in den völlig überschwemmten Orten Maglaj und Doboj zog sich das Wasser langsam zurück. Dort hatte der Pegel zum Teil die oberen Stockwerke der Häuser erreicht.

Unterdessen traf weitere internationale Hilfe für die Flutopfer in Serbien ein. Am Montagmorgen landete ein Flugzeug der Vereinten Nationen auf dem Flughafen Belgrad, zudem trafen Teams aus Russland, den USA und der Europäischen Union sowie aus den Nachbarländern Montenegro und Mazedonien ein. Mehrere deutsche und internationale Hilfsorganisationen riefen zu Spenden für die Flutopfer auf.