Das Geheimnis des Flugs MH370 wird womöglich nie gelüftet werden. Zahlreiche Fragen sind noch immer ungeklärt. Wegen schlechten Wetters musste die Suche nach Wrackteilen vorerst unterbrochen werden.
Peking. Wird das Schicksal der seit mehr als zwei Wochen verschollenen Boeing 777 der Fluggesellschaft Malaysian Airlines und der 239 Menschen an Bord jemals geklärt werden? Experten bezweifeln dies – denn die Ermittler stehen nun vor einer Herkulesaufgabe. Nach Angaben der malaysischen Regierung steht mittlerweile fest, dass das Flugzeug über dem südlichen Indischen Ozean vor der Westküste Australiens abgestürzt ist. Die Regierung in Kuala Lumpur stützt diese These bislang allerdings nur auf die Analyse neuer Satellitendaten.
Zahlreiche Fragen bleiben ungeklärt: Wieso haben die Piloten etwa eine Stunde nach ihrem Abflug aus Kuala Lumpur am 8. März die Richtung geändert und sind nach Westen geflogen, anstatt nach Nordosten in Richtung Peking, dem eigentlichen Zielort? Warum wurden die Kommunikationssysteme an Bord vorsätzlich ausgeschaltet? Warum ist die Maschine sieben Stunden lang weitergeflogen, bis sie offenbar keinen Treibstoff mehr hatte und ins Meer stürzte?
Antworten auf diese Fragen erhoffen sich die Ermittler von den beiden Flugschreibern. Einer zeichnet alle technischen Angaben wie Geschwindigkeit oder Flughöhe auf, der andere die Gespräche im Cockpit. Doch die Suche nach diesen Geräten ist eine immense Herausforderung – trotz vieler technischer Hilfsmittel.
Wird die Blackbox rechtzeitig gefunden?
Außerdem ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die Flugschreiber senden im Prinzip nur noch rund 20 Tage lang Signale aus, bevor sie verstummen. Die US-Marine hat bereits am Montag ein Gerät zum Aufspüren der so genannten Blackboxes in die australische Stadt Perth geflogen. Dieses Gerät wird an Kabeln von einem Schiff gezogen und kann Signale bis in 6000 Meter Tiefe empfangen.
Damit die Flugschreiber zu finden, wäre allerdings ein reiner Glücksfall, erläutert ein Experte, der die Suche nach der im Jahre 2009 auf einem Flug von Rio de Janeiro nach Paris in den Atlantik gestürzten Air France-Maschine AF 447 geleitet hatte. Denn die Signale der Flugschreiber hätten nur eine Reichweite von drei Kilometern.
Bevor die Suche nach der Maschine überhaupt gestartet werden könne, müsse das Gebiet daher enger eingegrenzt werden, betont der ehemalige Mitarbeiter der französischen Behörde für Flugsicherheit (BEA). Auch die Topographie des Meeresbodens müsse ausgekundschaftet werden – dank des Einsatzes von mit Spezialkameras ausgestatteten Unterwasserfahrzeugen. Auch das setze aber voraus, dass der Absturzort präzise eingegrenzt werde.
Noch keine Wrackteile geborgen
Davon sind die Ermittler noch weit entfernt. Denn außer den Analysen von Satellitenaufzeichnungen haben sie bisher nichts in der Hand. Zuletzt gesichtete mögliche Wrackteile konnten bisher wegen schlechter Wetterbedingungen nicht von Schiffen angesteuert und geborgen werden. „Wir brauchen physische Beweisstücke, um arbeiten zu können“, betont Anthony Brickhouse von der Internationalen Gesellschaft der Flugsicherheits-Ermittler.
Und selbst wenn die Experten Glück haben und einen oder beide Flugschreiber bergen, dürfte damit das Geheimnis um den Flug MH370 nicht restlos geklärt werden. Zwar zeichnet eine Blackbox die Gespräche im Cockpit auf, doch nur die beiden letzten Stunden bleiben erhalten. Was zu Beginn des Fluges gesagt wurde und im Cockpit passierte, als die Boeing 777 über den Golf von Thailand plötzlich ihre Richtung änderte, werde also nie bekannt werden, stellte das US-Expertenbüro für Fluganalysen Leeham Co fest.
Bisher werden drei mögliche Szenarien genannt: Eine Entführung, ein Sabotageakt eines oder beider Piloten oder eine plötzliche Krise, die die Piloten handlungsunfähig machte und die Maschine bis zum Absturz dem Autopiloten überließ. Doch es gibt bislang nichts, was eine dieser Hypothesen untermauert.
Flugexperte Chris Yates hält es daher für wahrscheinlich, dass es für den Irrflug nie ein Erklärung geben wird. „Wir wissen immer noch nichts über den geistigen Zustand der Piloten, wir wissen nicht, ob jemand ins Cockpit eingedrungen ist und wir haben keinerlei Bekennerschreiben erhalten“, sagt er dem Rundfunksender BBC.