Die Passagiermaschine war seit Sonnabend vermisst. Die Hintergründe für das Unglück sind völlig unklar. Ein Satellit hat schwimmende Objekte vor der Südspitze Vietnams entdeckt. Es könnten Teile der vermissten Maschine sein.
Peking. Bei der Suche nach der in Südostasien verschwundenen Passagiermaschine hat ein chinesischer Satellit drei „schwimmende Objekte“ entdeckt. Die im Meer zwischen Vietnam und Malaysia georteten Teile könnten eine Spur zu der am Sonnabend verschollenen Maschine sein, berichtete die chinesische Nachrichtenagentur China News Service am Donnerstag (Ortszeit).
Es handelt sich den Angaben zufolge um Satellitenbilder vom Morgen des 9. März aus dem Seegebiet vor der Südspitze Vietnams. Sie zeigten „drei verdächtige schwimmende Objekte“ unterschiedlicher Größe. Die Teile seien etwa 13 mal 18 Meter, 14 mal 19 Meter und 22 mal 24 Meter groß. Der Fundort wurde mit 105.63 östlicher Längengrad und 6.7 nördlicher Breitengrad angegeben. Die Stelle liegt etwa dort, wo die Maschine auf ihrem Kurs von Kuala Lumpur nach Peking ursprünglich zuletzt vermutet worden war.
Wie China News Service berichtete, sind die Satellitenbilder schon am Sonntag aufgenommen worden und wurden nun von der staatlichen Verwaltung für Wissenschaft, Technologie und Verteidigungsindustrie (SASTIND) in Peking veröffentlicht.
Die Boeing 777 hatte 239 Menschen an Bord. Sie war auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking von den Radarschirmen verschwunden. Seither fehlte von ihr jede Spur - obwohl intensiv nach ihr gesucht wurde. Bisherige Bericht über angebliche Trümmerfunde hatten sich nicht bestätigen lassen.
Co-Pilot rückt ins Visier der Ermittler
Die Vermutung, es könnte sich um einen Terroranschlag handeln, wurde inzwischen von den Ermittlern als unwahrscheinlich eingeschätzt. Wegen Ungereimtheiten auf der Passagierliste hatte es Spekulationen gegeben, ob die Maschine Ziel eines Terroranschlags gewesen sein könnte. In den Fokus rückten zwei Männer, die mit gestohlenen Pässen an Bord waren. Doch erklärten die Ermittler jetzt, es handele sich um zwei Iraner, die vermutlich keine Terroristen seien.
Interpol-Chef Ronald K. Noble sagte, die beiden seien mit ihren iranischen Pässen nach Malaysia geflogen und hätten dann ihre gegen die gestohlenen österreichischen und italienischen Dokumente ausgewechselt.
Der malaysische Polizeichef Khalid Abu Bakar erklärte, man untersuche mögliche kriminelle Aspekte im Zusammenhang mit dem Verschwinden aber weiter ebenso wie die Fragen nach dem psychischen Zustand der Piloten.
Bei der Suche nach möglichen Hintergründen des Verschwindens rückte der junge Copilot am Mittwoch ins Visier der Ermittler. Zwei Touristinnen aus Südafrika berichteten einem australischen Sender, dass der 27-Jährige sie auf einem früheren Flug ins Cockpit geholt und dort mit ihnen herumalbert habe. „Wir sind schockiert“, teilte die Fluggesellschaft mit. Sie könne das Material aber auf Anhieb nicht verifizieren.
Die Frauen zeigten Fotos, auf denen der Copilot der Unglücksmaschine und ein weiterer Malaysia-Airlines-Pilot mit den beiden Blondinen posieren. Auf anderen Fotos tragen die Frauen die Pilotenmützen. Der Copilot habe geflirtet und geraucht. „Die Piloten kamen am Flugsteig auf uns zu und fragten, ob wir nicht mit ins Cockpit wollten – natürlich haben wir Ja gesagt“, berichtete die Frau. Sie hätten den gesamten Flug im Cockpit verbracht, auch den Start und die Landung. Das sei „eine schockierende Verletzung der Sicherheitsvorschriften“, kommentierte der Sender Channel 9.
Krisenmanagement in der Kritik
Das mysteriöse Verschwinden der Boeing rückt auch die Ermittler in den Blick der Öffentlichkeit. Diese haben insbesondere durch abweichende Aussagen die Kritik auf sich gezogen.
„Das plötzliche Verschwinden des Flugzeugs ist mysteriös, aber noch verwirrender ist, wie die Regierung die ganze Sache anpackt“, meint der Journalist Terrence Netto, der für das regierungskritische Portal „Malaysiakini“ schreibt.
Auch das Portal „The Malaysian Insider“ ist kritisch: „Die Stimmung unter Malaysiern schwingt nun von Geduld zu Ärger über die unterschiedlichen Angaben zu Passagieren, Gepäck und letzter bekannter Position des Flugzeugs“, heißt es dort in einem Kommentar.
Die Pannen häufen sich: Am Sonntag hieß es, fünf Passagiere seien zwar eingecheckt, aber nicht zum Abflugsteig gekommen. Detailliert beschreibt der Chef von Behörde für Zivilluftfahrt, Azharuddin Abdul Rahman, dass ihr Gepäck vor dem Abflug wieder ausgeladen worden sei und niemand daran etwas Verdächtiges entdeckt habe. Zwei Tage später sagt Polizeichef Khalid Abu Bakar: „Jeder, der eingecheckt war, ist auch geflogen. Niemand checkte ein und stieg dann nicht ein.“
Die beiden Iraner, die mit gestohlenen Pässen an Bord waren, seien schon mit falschen Dokumenten nach Malaysia gereist, sagt die Leiterin der Einwanderungsbehörde, Aloyah Mama, erst. Dann die Korrektur: Sie kamen mit ihren iranischen Pässen völlig legal ins Land. Die letzte Radarposition wurde nicht zwei, sondern weniger als eine Stunde nach dem Start registriert.
Bei wachsender Kritik vor allem in den Ländern, die Landsleute an Bord der Maschine hatten, fragt der frühere Verkehrsminister On Tee Keat laut, warum die Regierung keinen Krisenstab über die Ministeriengrenzen hinweg einsetze. „Krisenmanagement muss klar strukturiert und koordiniert werden“, sagt er. „Die Menschen in aller Welt müssen sich sicher sein, dass wir kompetent und fähig sind, eine solche Krise zu meistern – andernfalls hat das Ganze in Zukunft schwere Konsequenzen für unsere Zusammenarbeit mit anderen Ländern.“
Die Regierungspartei, die seit der Unabhängigkeit 1957 ununterbrochen regiert, sei Transparenz im eigenen Land nicht gerade gewohnt, sagt eine ausländische Journalistin, die seit Jahren aus Kuala Lumpur berichtet. „Die Regierung hat totale Kontrolle, von der Wirtschaft bis zu den Medien“, sagt sie. Forsche Fragen von der heimischen Presse sind eine Seltenheit. „Die Beamten sind es nicht gewohnt, im Rampenlicht zu stehen und jede ihrer Äußerungen zerpflückt zu sehen.“
Netto meint, hinter den Pannen stecke System: „Sie schaffen bewusst ein Durcheinander, um etwas zu verbergen“, meint er. „Zum Beispiel lenken sie damit die Aufmerksamkeit davon ab, dass es am Flughafen offenbar allzu laxe Kontrollen gibt.“
Die Suche nach der Wahrheit im Dschungel sich widersprechender Angaben halte die Presse auch davon ab, zu fragen, warum die beiden malaysischen Scorpène-U-Boote nicht an der Suche beteiligt sind. Um ihren Kauf in der Zeit, als Ministerpräsident Najib Razak Verteidigungsminister war, ranken sich viele hartnäckige Gerüchte um Unsummen an Bestechungsgeldern.