Nach dem mysteriösen Verschwinden eines Flugzeugs der Malaysia Airlines gibt es offenbar neue Erkenntnisse. Das Schicksal der 239 Menschen, die sich an Bord befanden, ist jedoch noch immer ungewiss.
Kuala Lumpur. Von dem seit Sonnabend verschollenen malaysischen Flugzeug gibt es möglicherweise eine erste Spur. Aus malaysischen Militärkreisen verlautete am Dienstag, die Maschine habe die Straße von Malakka an der Westküste Malaysias überflogen. Das ist allerdings weit entfernt von der Stelle östlich des Inselstaates, wo es den letzten Funkkontakt gab.
Die Maschine habe ihren Kurs geändert und die Flughöhe verringert, nachdem sie die Stadt Kota Bharu an der Ostküste überflogen habe, sagte ein Vertreter des malaysischen Militärs. Die malaysische Zeitung „Berita Harian“ zitierte Luftwaffenchef Rodzali Daud mit den Worten, die Maschine sei am Sonnabend um 02.40 Uhr nahe der Insel Pulau Perak am nördlichen Ende der Straße von Malakka in 9000 Metern Höhe auf dem Militärradar aufgetaucht. Das wäre gut eine Stunde nachdem das Flugzeug vom Radar der zivilen Flugsicherung verschwand.
Die vielbefahrene Schifffahrtsstraße von Malakka liegt westlich der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur – entgegengesetzt zur Flugroute nach Peking. Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines hatte am Sonnabend erklärt, die Maschine habe zuletzt vor Kota Bharu Funkkontakt gehabt und sei auf den Radarschirmen gewesen. Sollte das Flugzeug über der Straße von Malakka auf dem Radar aufgetaucht sein, spräche das für die These, dass die Piloten umgekehrt sind. Warum sie das hätten tun sollen, ist unklar. Es gab weder eine Meldung über technische Probleme noch einen Notruf.
Zwei Passagiere mit gestohlenen Pässen an Bord
Die beiden Passagiere mit gestohlenen Pässen an Bord des verschollenen Flugzeugs in Südostasien sind keine Terroristen gewesen. Ermittler identifizierten die beiden am Dienstag als Iraner – 19 und 29 Jahre alt – die lediglich mit gestohlenen Pässen nach Europa gelangen wollten. Der Jüngere wollte zu seiner Mutter nach Frankfurt, wie der malaysische Polizeichef Khalid Abu Bakar am Dienstag sagte. Die beiden seien wohl keine Terroristen, sagte Ronald Noble, Generalsekretär der Polizeiorganisation Interpol, in Lyon: „Je mehr Informationen wir bekommen, desto mehr sind wir geneigt, daraus zu schließen, dass es sich um kein Attentat handelt.“
Damit verlief eine mögliche heiße Spur zur Klärung des mysteriösen Verschwindens von Flug MH370 im Sande. Interpol hatte am Sonntag mitgeteilt, dass mindestens zwei Passagiere an Bord der malaysischen Boeing 777-200ER mit falschen Pässen gereist seien. Das hatte Spekulationen genährt, auf die Maschine könne ein Anschlag verübt worden sein.
Die Mutter des Iraners habe in Frankfurt auf ihren Sohn gewartet, sagte Khalid. Als sich der 19-Jährige nicht bei ihr meldete, habe sie die Behörden in Malaysia alarmiert.
Beide Männer waren am selben Tag in Malaysia eingetroffen. Beide reisten laut Behörden mit den gestohlenen Pässen eines Italieners und eines Österreichers. Die thailändische Polizei und Interpol befragten am Montag die Besitzer eines Reisebüros in der Stadt Pattaya, das den beiden Männern am Donnerstag One-Way-Tickets von Kuala Lumpur über Peking nach Europa ausgestellt hatte. Die Polizei in Thailand erklärte, sie denke nicht, dass die beiden Personen etwas mit dem Verschwinden der Maschine zu tun hätten.
Ermittlungen in alle Richtungen
Die Maschine der Malaysia Airlines war am Sonnabend auf einem Flug von Kuala Lumpur nach Peking von den Radarschirmen verschwunden, auch der Funkkontakt brach ab. Seither fehlt jede Spur von der Boeing 777. An Bord befanden sich 239 Menschen.
„Leider haben wir weder Teile gefunden, die zum Flugzeug gehören könnten, noch das Flugzeug selbst“, sagte der Chef der malaysischen Luftfahrtbehörde, Azharuddin Abdul Rahman, am Montag. Die Behörden ermitteln demnach in alle Richtungen und schließen nichts aus. China erhöhte den Druck auf Malaysia, die Suche und die Ermittlungen zu intensivieren. Etwa zwei Drittel der Passagiere waren Chinesen. Vor allem im Interesse ihrer Angehörigen hoffe die Volksrepublik, dass Malaysia die Angelegenheit beschleunige, erklärte das Außenministerium in Peking.
Nach Angaben von Polizeichef Khalid verfolgen die Ermittler vier mögliche Erklärungsstränge: 1. eine Entführung, 2. Sabotage, 3. psychologische Probleme bei Passagieren oder der Besatzung als Grundlage einer Selbstmordaktion oder aber 4. persönliche Probleme. In diesem Zusammenhang werde untersucht, ob jemand eine hohe Versicherungspolice abschloss oder hohe Schulden hatte.
Suche wird ausgeweitet
Die Suche, an der zehn Staaten beteiligt sind, wurde am Dienstag auf ein größeres Gebiet im Golf von Thailand und im Südchinesischen Meer ausgeweitet. Vietnam erlaubte Schiffen und Flugzeugen aus Malaysia, Singapur, China und den USA, in seinen Hoheitsgewässern nach Wrackteilen zu suchen. „Bis jetzt gibt es trotz all unserer Anstrengungen sehr wenig Hoffnung auf gute Nachrichten über dieses Flugzeug“, sagte der Leiter des vietnamesischen Such- und Rettungseinsatzes. Auch an der Westküste Malaysias und weiter in Richtung Nordwesten in der Andaman-See wurde nach Trümmern des Flugzeuges gesucht.
Vor der vietnamesischen Küste war der Funkkontakt abgebrochen und das Flugzeug von den Radarschirmen verschwunden. Die Piloten der Malaysia Airlines hatten weder von Problemen berichtet noch ein Notsignal gesendet.
„Dass wir bislang keine Trümmerteile finden konnten, deutet darauf hin, dass die Maschine wahrscheinlich in 35.000 Fuß (etwa 10.500 Meter) Höhe auseinandergebrochen ist“, sagte ein ranghoher Beamter, der an den Untersuchungen in Malaysia beteiligt ist. Wäre das Flugzeug intakt auf das Wasser aufgeschlagen, hätte es größere Trümmerteile auf engem Raum geben müssen.
Auf die Frage, ob es eine Explosion gegeben haben könnte, etwa durch eine Bombe, sagte der Insider, bislang gebe es keine Hinweise darauf. Die Maschine könnte auch nach einem mechanischen Defekt auseinandergebrochen sein. US-Aufklärungssatelliten haben zum Zeitpunkt des Verschwindens der Maschine keine Hinweise auf eine Explosion in der Luft registriert, wie aus US-Regierungskreisen verlautete.