Noch immer fehlt jede Spur der verschwundenen Boeing. Die Behörden in Malaysia leiteten wegen der beiden Reisenden mit gestohlenen Pässen Terrorermittlungen ein. Einer von ihnen konnte nun vom Geheimdienst identifiziert werden.
Kuala Lumpur. Die malaysischen Behörden haben drei Tagen nach dem mysteriösen Verschwinden eines Passagierflugzeugs einen von zwei Männern identifiziert, die sich mit gestohlenem Pass Zugang zu der Maschine verschafft hatten. Bei dem Mann handele es sich nicht um einen Malaysier, sagte Polizeichef Khalid Abu Bakar am Montag. Allerdings hielt die Polizei in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur Namen und Herkunft des Mannes zunächst geheim. Ein ausländischer Geheimdienst habe bei der Identifizierung geholfen.
Es werde derzeit noch ermittelt, ob sich die Männer illegal oder legal in Malaysia aufgehalten hätten, sagte Bakar. „Das ist alles, was wir bislang sagen können.“
Eine Boeing 777 von Malaysia Airlines war in der Nacht zu Sonnabend auf dem Weg nach Peking von den Radarschirmen verschwunden. Die Behörden in Malaysia leiteten wegen der beiden Reisenden mit gestohlenen Pässen Terrorermittlungen ein.
Die Suchmannschaften haben auch am Montag noch keine Teile der verschollenen Passagiermaschine in Südostasien finden können. Der Direktor der malaysischen Luftverkehrsbehörde, Azharuddin Abdul Rahman, sagte am Montag in Kuala Lumpur. „Wir haben nichts finden können, das so aussieht, als wenn es ein Teil des Flugzeugs wäre.“
Die Ermittlungen gingen „in alle Richtungen“, sagte der Direktor auf Fragen nach einem möglichen terroristischen Hintergrund oder einer Flugzeugentführung. Wenn ein Flugzeug auf diese Weise verschwinde, gebe es viele Spekulationen von Experten. „Wir rätseln genauso“, sagte Rahman. „Um zu bestätigen, was wirklich passiert ist, brauchen wir klare und konkrete Beweise oder Teile des Flugzeugs.“
Alle Hoffnungen vom Wochenende, die Boeing 777 der Malaysia Airlines zu finden, wurden am Montag wieder zunichte gemacht. Eine im Südchinesischen Meer entdeckte kilometerlange Ölspur stamme offenbar von Schiffen, teilte die Sprecherin der malaysischen Küstenpolizei, Faridah Shuib, nach einer Analyse von Proben mit. Der Ölteppich befand sich rund 185 Kilometer nördlich des malaysischen Ostküstenstaats Kelantan – unweit der Stelle, wo die Boeing 777 in der Nacht zum Sonnabend auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking von den Radarschirmen verschwunden war. Auch mehrere dort auf dem Wasser treibende Objekte waren keine Wrackteile.
Experten suchen nach Hinweis auf Explosion
Nach dem mysteriösen Verschwinden eines Flugzeugs der Malaysia Airlines suchen Experten der Vereinten Nationen nach Anhaltspunkten für eine mögliche Explosion in der Luft. Seine Spezialisten verwendeten dafür Infraschallsensoren, mit denen für gewöhnlich nach Spuren von Atomexplosionen in der Erdatmosphäre gesucht werden könne, sagte Lassina Zerbo.
Er ist der Chef einer Organisation zur Überwachung des Verbots von Nuklearversuchen. Die Infraschalltechnik sei die verlässlichste um zu prüfen, ob das vermisste Flugzeug explodiert sei, erklärte er.
Kein unbegleitetes Gepäck an Bord
Rahman versicherte, dass kein unbegleitetes Gepäck an Bord gewesen sei. Fünf Passagiere hätten den Flug nicht erreicht, doch sei ihr Gepäck wieder ausgeladen worden.
Laut Malaysia Airlines waren insgesamt 227 Passagiere und zwölf Crew-Mitglieder an Bord. Demnach wurde kein Notsignal und auch kein schlechtes Wetter gemeldet. Technische Mängel an der Maschine seien auch nicht bekannt gewesen.
Die Suche nach Trümmerteilen oder sonstigen Spuren laufen auf Hochtouren. Am Montag waren insgesamt 40 Schiffe und mehr als 30 Flugzeuge aus mehreren südostasiatischen Ländern, China und den USA beteiligt. Auf der größeren Insel Phuc Quoc, die näher am vietnamesischen Festland liegt, wurde ein Kommandozentrum eingerichtet.
Ein Überblick über die geklärten und ungeklärten Fragen:
Was ist geklärt:
Die Boeing 777-200 verschwand bei gutem Wetter. Zwei Stunden nach dem Start war die Maschine eigentlich in der sichersten Phase eines Flugs, auf der Reisehöhe von rund 10.000 Metern. Es gab keinen Notruf, und die Bordcomputer sendeten keinen automatischen Alarm an die Bodenkontrolle, wie bei technischen Problemen eigentlich üblich. Im Cockpit saß ein erfahrener Pilot. Die Fluggesellschaft gilt als sehr zuverlässig, die Boeing ebenfalls.
Der Funkkontakt brach vor der vietnamesischen Küste ab. 154 der 239 Insassen waren chinesische Staatsbürger. Malaysia Airlines bot den Flug gemeinsam mit China Southern an.
An Bord waren zwei Passagiere mit gestohlenen Pässen. Diese waren ihren Besitzern, einem Italiener und einem Österreicher, 2012 und 2013 in Thailand gestohlen worden. Die Reisedokumente wurden bei der Passkontrolle nicht mit der Datenbank von Interpol abgeglichen.
Fünf Reisende checkten ein, gingen aber nicht an Bord. Ihr Gepäck wurde vor dem Abflug wieder ausgeladen.
Was ist ungeklärt:
Wo ist die 70 Meter lange Maschine mit 60 Metern Spannweite geblieben? Obwohl Dutzende Schiffe und Flugzeuge das Meer zwischen Malaysia und Vietnam seit Samstag absuchen, gibt es kein Zeichen, dass die Maschine dort abgestürzt ist.
Machte das Flugzeug vor seinem Verschwinden ein ungeplantes Flugmanöver? Ein Militärradar zeichnete eine Bewegung auf, die darauf hindeutet, dass die Maschine umgedreht haben könnte.
Was hat es mit den Passagieren mit den gestohlenen Pässen auf sich? Sie könnten Kriminelle sei oder einfach versucht haben, illegal nach Europa zu gelangen. Es gibt bislang keinerlei Hinweis auf einen Terroranschlag. Niemand hat sich zu etwas bekannt.
Was ist mit den fünf Passagieren, die nicht eingestiegen sind? Ein oder zwei Passagiere können einen Flug verpassen, fünf ist ungewöhnlich.