Der Januar bringt neue Wetter-Rekorde – und Stress für Menschen mit Allergien. In den Alpen fallen die Hotelpreise. Experten: Solange es in den USA friert, bleibt es in Deutschland mild.
Hamburg/Leipzig. Am Mittwochmorgen regnete es pausenlos – doch die Temperaturen in Hamburg bewegen sich auf frühlingshaftem Niveau. Und das bereitet bereits den Allergikern Probleme. Denn die ersten Haselpollen fliegen, Gänseblümchen blühen, Vögel zwitschern in den Gärten. Bis Donnerstag haben die Meteorologen noch einmal Temperaturen von örtlich bis zu 15 Grad vorausgesagt, bevor es dann wieder etwas kühler wird. Der milde Winter hat erhebliche Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Pflanzen.
Die Schonfrist für Pollenallergiker war diesmal kurz. Wegen des milden Wetters hat bereits in Teilen Deutschlands der Flug der Haselpollen begonnen. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) gibt es in Nordrhein-Westfalen, im Saarland und im Frankfurter Raum eine geringe Belastung. Auch in Sachsen, Teilen von Niedersachsen und Schleswig-Holstein wurden schon Pollen registriert.
Die ersten Januartage zeigten sich mit Temperaturen um die zwölf Grad frühlingshaft. „Mit 8,1 Grad war es die wärmste Nacht auf einen 7. Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“, so Frank Böttcher vom Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation.
Hotelzimmer in den Skigebieten der Alpen sind derzeit teils deutlich billiger als im Vorjahr. In vielen deutschen, österreichischen und Schweizer Skiorten liegen die Übernachtungspreise deutlich unter dem Wert vom Januar 2013, teilt das Hotelportal Trivago mit.
In Berchtesgaden zahlen Reisende zum Beispiel 35 Prozent weniger, im österreichischen St. Johann 27 Prozent und im Schweizer Gstaad 24 Prozent. Auch in vielen anderen Skiorten wie Mayrhofen, Ischgl, St. Leonhard, Winterberg, Inzell, Davos oder Saas Fee gingen die Preise zurück.
Auch auf die Vögel wirkt sich das Wetter aus. Zahlreiche Vogelarten zeigen bereits ihr typisches Revierverhalten. „In diesem Jahr haben die Vögel bereits um Weihnachten herum mit ihrem Gesang begonnen und scheinen derzeit auch aktiver als sonst“, sagt Lars Lachmann vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Zu hören seien unter anderem Kohlmeisen und Blaumeisen, die schon nach Nisthöhlen suchten.
„Für die Zecken ist das ein optimaler Winter“, meint Christine Klaus vom Nationalen Referenzlabor für durch Zecken übertragbare Krankheiten in Jena. Schon bei Temperaturen von sechs bis acht Grad Celsius werden die kleinen Blutsauger aktiv. Ein milder Winter führt nach Angaben der Expertin allerdings nicht zwangsläufig auch zu einer Zeckenplage. „Wenn es knackig kalt wird, ziehen sich die Zecken wieder zurück“, sagt Klaus. Falle das Frühjahr zudem warm und trocken aus, störe dies massiv die Entwicklung der Tiere.
In der Landwirtschaft könnte der milde Winter noch für einige Probleme sorgen. Wenn die Wintersaaten zu früh wachsen, könnte der Spätfrost im Frühjahr den jungen Trieben gefährlich werden, sagt der Agrarmeteorologe Franz-Josef Löpmeier vom DWD. Die Pflanzen seien nicht abgehärtet. Kritisch werde es, wenn die Temperaturen dann unter minus zehn Grad rutschten und kein Schnee liege.
Selbst in Nordskandinavien, wo zu dieser Jahreszeit eher zweistellige Minusgrade üblich sind, gab es Plusgrade. Dabei herrschen in den USA derzeit arktische Temperaturen. Und doch haben diese beiden Extremwetterlagen etwas miteinander zu tun: „Solange die Amerikaner frieren, werden wir schwitzen“, sagte Andreas Friedrich vom DWD in Offenbach. Verantwortlich sei ein riesiges steuerndes Tief namens „Christina“ über dem Nordatlantik.
Die Extremkälte in den USA hat seit Sonntag mindestens 21 Menschen das Leben gekostet. Das teilten die Behörden mit. Nachdem in Teilen des Kontinents das Thermometer immer neue Rekordtemperaturen anzeigte, sank sogar in Atlanta im südlichen US-Staat Georgia das Quecksilber auf minus 13 Grad Celsius. Ungewöhnlich kalt war es auch es auch in Birmingham im US-Staat Alabama, Nashville in Tennessee und Little Rock in Arkansas.
Das Frieren könnte bald ein Ende haben: Für die kommenden Tage sagten Meteorologen für weite Teile der betroffenen Regionen wärmere Temperaturen voraus.
In Hamburgs Partnerstadt Chicago wurden minus 24 Grad Celsius gemessen, in den US-Staaten Oklahoma und Texas lag die gefühlte Temperatur gar bei minus 40 Grad Celsius. In Indiana fielen rund 30 Zentimeter Schnee, noch am Dienstag waren mehr als 15.000 Menschen ohne Strom.