Am Wochenende sind Hamburger aufgerufen, Vögel in Parks und Gärten zu zählen und dem Naturschutzbund zu melden. Milder Winter begünstigt Nahrungssuche, Populationen können sich erholen.
Hamburg. Es ist Winter – und trotzdem piept es an allen Ecken. Die bislang milden Temperaturen haben dafür gesorgt, dass der Vogelbestand in Hamburg im Vergleich zu den Herbstmonaten nahezu konstant geblieben ist. Experten hoffen nun sogar, dass sich die Populationen einiger Arten nach dem langen und verlustreichen Winter des Vorjahres erholen werden. „Zaunkönig oder Eisvogel etwa haben im vergangenen Winter Einbußen erlitten. Wenn es so mild bleibt, könnten sich die Bestände erholen“, sagt Krysztof Wesolowski, Vogelkundler beim Hamburger Naturschutzbund (Nabu).
Der Dezember war im langjährigen Mittel 3,1 Grad zu warm. Davon profitieren auch die Vögel. „Die Nahrungssuche ist durch das Fehlen einer Schneedecke begünstigt“, sagt der Nabu-Experte. Am Boden und an Sträuchern biete sich noch ein reich gedeckter Tisch für die Tiere. Gerade Stare oder Buchfinken seien deshalb in Trupps in der Stadt geblieben. „Aber auch Drosseln, Rotkehlchen, Meisen und Gimpel finden derzeit gute Bedingungen vor.“
Stellenweise werde bereits der Revieranspruch für das Frühjahr lauthals verkündet. Mancherorts gebe es Gezwitscher wie im Lenz. „Und auch bei Zugvögeln wie Gänsen beobachten wir, dass sie derzeit über Hamburg ostwärts ziehen“, sagt Wesolowski. „Das deutet auf verfrühte Frühlingsstimmung hin.“
Grund für verfrühten Optimismus gibt diese Entwicklung jedoch nicht. Auch der vergangene Winter begann mild, zog sich am Ende allerdings bis weit in den März – mit verheerenden Auswirkungen auf einige Vogelarten. Insofern kann die alljährliche Vogelzählung des Nabu an diesem Wochenende, die „Stunde der Wintervögel“, nur eine Momentaufnahme sein.
Laut Naturschutzbund sei es aber eine wichtige Standortbestimmung, wenn Hamburgs Tierfreunde vom heutigen Freitag bis 6.Januar aufgerufen sind, im eigenen Garten nachzuzählen. Im vergangenen Jahr beteiligten sich 1161 Hamburger und meldeten 24.560 Vogelsichtungen. Die Kohlmeise war mit 3945 Meldungen vor der Amsel und der Blaumeise die am häufigsten vertretene Art. Ähnlich viele Sichtungen bei anhaltend mildem Wetter erhoffen sich Ornithologen auch an diesem Wochenende.