Sabine Kehm will nur noch an die Presse gehen, wenn sich der Zustand des verunglückten Ex-Rennfahrers signifikant verändert. Einen Tag vor dem 45. Geburtstag halten „Schumi“ weiter zahlreiche Wegbegleiter die Daumen.
Grenoble/Berlin/London. Einen Tag vor seinem 45. Geburtstag ist der Gesundheitszustand des verunglückten Formel-1-Rekordweltmeisters Michael Schumacher anscheinend weiter kritisch, aber stabil.
Für den Donnerstag sind zunächst keine weiteren Statements über die Entwicklungen der Verletzungen des Kerpeners geplant. Bis um 11 Uhr am Donnerstag verschickte Schumachers Managerin Sabine Kehm, im Gegensatz zu den vergangenen Tagen, keine Details über weitere Pressetermine an die wartenden Journalisten.
Am Mittwoch hatte Kehm betont, dass Schumachers Zustand immer noch kritisch sei, sich nach einer zweiten Operation am Kopf aber leicht verbessert und stabilisiert hätte. „Dies ist eine gute Nachricht für den Moment, aber nur für den Moment, weil seine Verletzungen sehr schwer sind“, hatte Kehm gesagt und ausdrücklich betont, dass neue Informationen nur mitgeteilt würden, sollte sich Schumachers Krankheitsbild deutlich verändern – positiv wie negativ.
Schumacher war am vergangenen Sonntag in den französischen Alpen beim Skifahren gestürzt und hatte sich schwer verletzt. Die behandelnden Ärzte in Grenoble hatten ihn wegen eines Schädel-Hirn-Traumas daraufhin in ein künstliches Koma versetzt. Am Freitag wird der siebenmalige Weltmeister 45 Jahre alt.
Podolski erneuert Genesungswünsche
Weltweit sind nach wie vor etliche Weggefährten und Bewunderer Schumachers in Gedanken beim verunglückten Rennfahrer. Fußball-Profi Lukas Podolski, enger Freund des Kerpeners, erneuerte am Mittwoch seine Genesungswünsche.
„Es war ein wichtiger Sieg heute für unser Team. Michael, wir alle hoffen, dass auch Du gewinnen wirst“, twitterte Podolski am Neujahrstag nach dem schwer erkämpften 2:0 (0:0)-Erfolg seines FC Arsenal gegen Cardiff City in der englischen Premier League.
Zusammen mit Per Mertesacker und weiteren Mannschaftskollegen des FC Arsenal hielt der Nationalspieler in der Umkleidekabine außerdem ein weißes Shirt mit der Aufschrift: „GET WELL SOON SCHUMI“ (Werd bald gesund Schumi) hoch.
Neben Mikel Arteta („Wir schicken dir all unsere Unterstützung“) twitterte auch Jack Wilshere das Bild. Dass die Gunners zuvor durch den Erfolg auch die Rückkehr an die Tabellenspitze geschafft hatten, war in diesem Moment Nebensache.
Podolski hatte schon am Sonntag, als der schwere Skiunfall Schumachers in Méribel bekanntgeworden war, seinem rheinländischen Kumpel per Twitter geschrieben. „Bitte werde schnell wieder gesund, Michael Schumacher. Alles Gute, mein Freund!“
Unter Schumachers Beiständlern ist auch sein ehemaliger Teamchef zu gemeinsamen Ferrari-Zeiten, Jean Todt. Schumacher sei ein sehr, sehr guter Freund von ihm, hatte der Franzose einmal gesagt. „Das ist mehr, als wenn ich sein Vater wäre, denn einen Freund sucht man sich aus – einen Vater nicht“, sagte Todt damals der Zeitung „Die Welt“.
Der ebenfalls mit Schumacher eng verbundene Ross Brawn, auch zuletzt sein Teamchef bei MercedesAMG, war am Abend des Unfalltages in Grenoble angekommen. Statements hat keiner von ihnen bislang abgegeben.
Medien berichten weltweit über Schumis Schicksal
Indes bestimmt Schumachers Schicksal seit Tagen auch international die Berichterstattung in den Medien. In Indien unterbrachen Nachrichtensender wie NDTV und CNN-IBN ihr Programm, als die Nachricht vom Unfall um die Welt ging. Auf den Sportseiten des Landes nimmt die Berichterstattung über den Rekordchampion seitdem großen Raum ein. Schumacher ist neben Tennis-Ikone Steffi Graf und dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler Jürgen Klinsmann einer der bekanntesten Deutschen in Indien.
Auch in Ländern, in denen noch nie ein Formel-1-Rennen stattfand, wird Schumachers kritischer Zustand seit Tagen mit Bangen verfolgt. In Zypern berichteten die Blätter zunächst auf der ersten Seite von Schumachers Unfall am Sonntag. Die TV-Sender berichten jeden Abend ausführlich.
In Schumachers Wahlheimat Schweiz widmen sich von der Boulevard-Zeitung „Blick“ bis zur „Neue Zürcher Zeitung“ ausführlich dem Thema. „Ein Dorf bangt um Schumi“, schrieb der „Blick“ zu den Sorgen, die sich die Menschen in Gland machen. In Österreich nahmen die Berichte über Schumacher phasenweise fast alle Titelseiten ein.
Fachhandel: Kaum Skifahrer ohne Helm
Derweil erwartet der Sportfachhandel nach dem schweren Skiunfall Schumachers keinen kräftigen Nachfrageschub bei Skihelmen. Der weitaus größte Teil der Skifahrer sei bereits mit Kopfschutz unterwegs, sagte ein Sprecher des Verbands Deutscher Sportfachhandel (VDS) am Donnerstag in München.
Dazu beigetragen habe allerdings ein anderes tragisches Unglück: Nach dem schweren Skiunfall des damaligen thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus (CDU) am Neujahrstag 2009 sei das Thema in den Fokus gerückt und die Nachfrage nach Helmen sprunghaft gestiegen. Seither fahre nur eine kleine Minderheit noch ohne Skihelm.
Althaus war auf einer Piste in Österreich mit einer 41 Jahre alten Skifahrerin zusammengestoßen. Die Frau, die im Gegensatz zu Althaus keinen Helm getragen hatte, starb. Der Handel habe nach diesem Unfall seine Beratung nochmals verstärkt. Auch das habe Wirkung gezeigt.