Er habe aus den Medien von der fristlosen Kündigung erfahren. Verdi kündigte bereits an, ihn bei einem Rechtsstreit zu unterstützen.
Berlin. Der langjährige Kapitän der MS „Deutschland“, Andreas Jungblut, erhebt nach seiner Entlassung schwere Vorwürfe gegen die Reederei Deilmann. „Ich bin schockiert“, sagte er der „Bild“-Zeitung (Mittwochausgabe). Nach 13 Jahren als Kapitän habe er aus den Medien von seinem Rausschmiss erfahren. Die Reederei wies die Vorwürfe zurück. Jungblut sei nicht erreichbar gewesen. Bereits zuvor seien mehrere Versuche gescheitert, das gestörte Vertrauensverhältnis wieder herzustellen. Jungbluts Rechtsanwalt Carsten Neuhaus kündigte auf dapd-Anfrage an, gemeinsam mit seinem Mandanten gegen die Kündigung vorzugehen.
„Eine Kündigung liegt mir nicht vor, weder schriftlich noch wurde mir eine solche mündlich mitgeteilt“, monierte Jungblut in der „Bild“. Neumann sagte, seinem Mandanten habe bis zum Dienstagnachmittag noch immer keine Kündigung durch die Reederei vorgelegen und nannte das Vorgehen des Arbeitgebers „unverschämt“.
Jungblut will gegen Kündigung vorgehen
Jungblut versicherte der „Bild“-Zeitung, er sei zuversichtlich, dass „ich gemeinsam mit meinem Rechtsanwalt die Angelegenheit einer Klärung zuführen kann.“ Eine Strategie, wie gegen die Kündigung Jungbluts vorgegangen werden soll, steht laut Rechtsanwalt Neuhaus derzeit jedoch noch nicht fest. Dafür müsse er zunächst Rücksprache mit seinem Mandanten halten, sagte der Jurist.
Jungblut führte in dem Bericht aus, auch die weiteren Kündigungen langjähriger Besatzungsmitglieder des als Traumschiff aus der gleichnamigen ZDF-Serie bekannten Kreuzfahrtschiffs seien nicht nachvollziehbar: „Man zerstört damit das Herz und die Seele des Schiffes.“
Eine Sprecherin der Reederei bestätigte drei weitere Entlassungen. Ansonsten wies sie Jungbluts Darstellung zurück. Diverse Gesprächsversuche seien zuvor erfolglos verlaufen. Auch am Montag habe die Reederei versucht, ihn anzurufen. Generell sei die Erreichbarkeit Jungbluts ein großes Problem gewesen. „Die Kündigung ist auf dem Weg“, fügte die Sprecherin hinzu.
Dem Rechtsanwalt ist laut eigener Aussage nicht bekannt, dass es vergebliche Versuche der Reederei gegeben habe, seinen Mandanten zu erreichen.
Gewerkschaft stellt sich hinter Ex-Kapitän
Die Reederei hatte die Trennung von Jungblut am Montagabend bekannt gegeben. Als Grund führte das Unternehmen „wiederholte Fälle von illoyalem Verhalten und Vertrauensbruch“ an. Neuer Kapitän wird Elmar Mühlebach, der das Schiff künftig im Wechsel mit Kapitän Andreas Greulich fährt.
Unterstützung erhielt Jungblut von der Gewerkschaft ver.di. „Wenn es um die Belange der Besatzung und der Gäste ging, war Kapitän Andreas Jungblut derjenige, der sich ganz im Sinne der Reederei eingesetzt hat, um Schaden von ihr abzuwenden“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle. So habe sich Jungblut im Juli gegen damalige Pläne seines Arbeitgebers gewandt, dass Schiff künftig unter der Flagge Maltas fahren zu lassen und so den Flaggenwechsel verhindert.