Der Berliner Polizei ist ein Durchbruch gelungen. Sie nahm einen Tatverdächtigen fest. Er ist mit 19 ein Jahr jünger als sein Opfer.
Berlin. Neun Tage nach der tödlichen Prügelattacke am Berliner Alexanderplatz verfolgt die Polizei eine erste heiße Spur: Sie nahm am Dienstagnachmittag einen 19-jährigen möglichen Tatverdächtigen fest. Der junge Mann wurde am Nachmittag gegen 15.30 Uhr in der Osloer Straße im Stadtteil Wedding von Zielfahndern festgenommen, sagte die Sprecherin. Sie bestätigte damit Berichte der „Berliner Morgenpost“ und der „Berliner Zeitung“. Der 19-Jährige wurde am Nachmittag verhört.
In der Nacht zum 14. Oktober hatten sieben junge Männer den 20-jährigen Jonny K. vor einem Lokal am Rande des Alexanderplatzes brutal zusammengeschlagen und getreten. Er starb einen Tag später aufgrund der Blutungen im Gehirn, die Fußtritte der Täter gegen seinen Kopf hervorgerufen hatten. Der gebürtige Thailänder hatte einem völlig betrunkenen Freund helfen wollen, als er unvermittelt von der Gruppe angegriffen wurde.
Mit der Festnahme konnte die Polizei nach rund 40 eingegangenen Hinweisen erstmals einen Fahndungserfolg verbuchen. Wie sie auf die Spur des 19-Jährigen gekommen ist, dazu machte die Sprecherin keine Angaben. Die Staatsanwaltschaft hatte 15 000 Euro Belohnung für Hinweise zur Ergreifung der Täter ausgesetzt. Sie ermittelt gegen sieben bisher unbekannte Männer wegen Mordes. Von dem Überfall gibt es keine Videoaufnahmen.
Es war vermutet worden, dass die Täter aus der nahe gelegenen Bar „Cancun“ gekommen waren. Dort hatten in der Tatnacht bis zu 700 Menschen auf Einladung eines türkischen Künstlers gefeiert. Ein Zeuge machte die Polizei auf eine Gruppe von jungen Männern vor dem Lokal aufmerksam. In Medien hieß es, die Polizei überprüfe auch, ob sich einige der Täter bereits in ihr Heimatland abgesetzt hätten.
Die brutale Attacke hatte eine neue Debatte über Gewalt in Berlin und die Sicherheit an öffentlichen Plätzen ausgelöst. Bundespräsident Joachim Gauck, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Innensenator Frank Henkel (CDU) hatten sich wiederholt gegen jegliche Form von Gewalt ausgesprochen. Alle drei forderten die Zivilgesellschaft auf, jegliche Form von Gewalt zu ächten.
Für das Opfer ist an diesem Sonntag (28. Oktober) eine öffentliche Trauerfeier geplant. Zunächst will sich die Familie von Jonny im engsten Kreis verabschieden, sagte eine Schwester dem „Tagesspiegel“(Dienstag). Von 15.00 Uhr an sei auch die Öffentlichkeit in dem Haus der Begegnung in Westend zugelassen. Bei der Gedenkfeier würden „Verwandte und Freunde etwas zu Jonny und seinem Leben erzählen“, so die Schwester. Am Abend sei im Verwandtenkreis eine große Abschiedsparty geplant, was bei Buddhisten üblich sei. Die Leiche des 20-Jährigen soll später eingeäschert werden.