Den Sattelrobben fehlt eine feste Eisdecke, ohne diese ertrinken die Neugeborenen. Nur fünf Prozent des St. Lorenz Golfs sind mit Eis bedeckt.
Hamburg. Im Golf von St. Lorenz an der Ostküste Kanadas ertrinken derzeit vermutlich tausende neugeborene Sattelrobben. Ihnen fehle eine feste Eisdecke, teilte der Internationale Tierschutz-Fonds IFAW am Donnerstag in Hamburg mit. Experten haben in den vergangenen Tagen nur wenige verlassene und abgemagerte Robbenbabys am Strand der Prinz-Edward-Insel gefunden.
„Die diesjährige Eissituation ist katastrophal für die Sattelrobben“, erklärt Sheryl Fink vom IFAW. „Wir sehen offenes Wasser, wo in den vergangenen Jahren eine dichte Eisdecke die Kinderstube Hunderttausender Sattelrobben war.“ Üblicherweise sind 80 bis 90 Prozent des Golfs mit Eis bedeckt, jetzt sind es lediglich fünf Prozent – so wenig, wie in den vergangenen 40 Jahren nicht.
Sattelrobben sind für die Geburt ihrer Jungtiere jedoch auf Eis angewiesen. Die Mütter wandern jährlich etwa 4.500 Kilometer von der Arktis in den Süden, um auf den Eisfeldern ihre Jungtiere zur Welt zu bringen. Finden sie kein Eis, können die Mütter laut IFAW die Geburt noch bis zu zwei Wochen hinauszögern. Spätestens dann werden die Jungtiere geboren. Ist kein Eis vorhanden, findet die Geburt im Wasser statt und die Babys ertrinken.
Unter diesen Umständen sei es unverantwortlich, die Jagdquote der Robben sogar um 50.000 zu erhöhen und auf 330.000 Tiere festzusetzen, so IFAW-Meeresbiologe Ralf Sonntag. Diese Quote sei ein weiterer Beleg dafür, dass die kanadische Regierung einen irrationalen Vernichtungsfeldzug gegen die Robben führe. Selbst Robbenjäger würden die diesjährige Jagdquote für „blödsinnig“ halten.