Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in der Beziehung scheint weiter entfernt als gedacht. Laut einer Studie leidet eine von vier Frauen unter Gewalt in der Partnerschaft.
Düsseldorf/Bielefeld. Das Problem betrifft alle Bildungsschichten. Nach einer repräsentativen Studie der Universität Bielefeld hat jede vierte Frau in Deutschland schon körperliche oder sexuelle Gewalt durch ihren Partner erlebt. Bei jeder sechsten Frau gebe es Hinweise auf ausgeprägte Formen psychischer Gewalt durch den Partner, sagte die Wissenschaftlerin Monika Schröttle am Donnerstag bei der Vorstellung der Studie über Gewalt in Paarbeziehungen im Ausschuss für Frauenpolitik des NRW-Landtag. Für die Studie waren insgesamt 10.000 Frauen befragt worden.
Sehr häufig seien es auch die Ex-Partner der Frauen, die infolge einer Trennung oder Scheidung Gewalt anwendeten, erläuterte die Frauenforscherin. So habe jede vierte Frau, die sich von ihrem Partner getrennt hatte, von Nachstellungen, Androhungen von Gewalt oder von Gewalt gegenüber ihrem Eigentum berichtet. In etwa einem Drittel der Fälle würden Frauen Opfer von psychischer Gewalt wie Eifersucht, Dominanzverhalten, Kontrolle und Einschüchterung durch des Partner.
In jeder fünften Beziehung gibt es laut Studie schwere Formen von Gewalt, in jeder 17. Beziehung sogar schwere Misshandlungen. Frauen unter 20 und über 45 Jahren erlebten häufiger schwere psychische Gewalt, wobei ältere Frauen das Thema nach wie vor stark tabuisierten, führte die Wissenschaftlerin weiter aus.
Schröttle wies außerdem darauf hin, dass Frauen aller Bildungsschichten von Gewalt betroffen sind. Bei den hochgebildeten Frauen mit Abitur, Hochschulabschluss und gutem Einkommen seien es vor allem die über 45jährigen, die häufiger Opfer von Gewalt durch ihren Partner werden. Bei den unter 35-jährigen seien eher Frauen mit fehlender Schul- und Berufsausbildung, Geldmangel oder Jobverlust betroffen. Die Mehrheit der Täter und Opfer waren laut Schröttle „nicht arbeitslos, hatten keinen Migrationshintergrund und auch keine schwierige soziale oder finanzielle Lage“.
Nach den Worten der Forscherin wird Gewalt durch aktuelle oder frühere Partner immer noch von den Opfern tabuisiert. Eine große Mehrheit spreche mit niemandem über ihr Leid, sagte Schröttle. Die Wissenschaftlerin zeigte sich überrascht davon, dass etwa ein Drittel der befragten Frauen in der Studie angab, keine Kenntnis über Hilfsangebote zu haben.
Vor dem Ausschuss für Frauenpolitik plädierte Schröttle deshalb auch dafür, die Aufklärung weiter zu verbessern, mehrsprachige Angebote für Frauen mit Migrationshintergrund auszubauen, jüngere Paare in schwierigen sozialen Lagen besser zu betreuen und Paaren in Scheidung mehr psychologische Unterstützung zu gewähren. Weiterhin sprach sich die Forscherin auch für mehr Angebote für durch Gewalt traumatisierte Frauen aus und dafür, auch die Täter mit Betreuungsangeboten in die Pflicht zu nehmen.