Thomas Gottschalk kehrt der großen Abendunterhaltung den Rücken und steigt in den Vorabend ein. Ein Rückschritt? Nicht für den 61-Jährigen.
Berlin. Für Thomas Gottschalk (61) ist seine ARD-Vorabendsendung „Gottschalk Live“ etwas Neues im deutschen Fernsehen. Er plane eine Unterhaltungssendung mit einer gewissen „journalistischen Relevanz“, sagte der 61-jährige Moderator am Freitag bei der Vorstellung des Formats in Berlin. „Das darf nicht zu ernst sein, soll aber auch keine Lachnummer werden.“ Er werde Prominente einladen, aber auch mit Experten über tagesaktuelle Themen sprechen. Es gebe auf keinen Fall eine „People-Sendung mit Hollywood-Schnipseln“ und Bildern vom Roten Teppich.
Die Show kommt vom 23. Januar an montags bis donnerstags jeweils um 19.20 Uhr im ARD-Programm - live, wie Gottschalk betonte. „Live is live, bis fünf vor acht - jeden Tag“, sagte der Entertainer. Die ARD sprach bislang stets von einer „tagesaktuellen Produktion“, was eine späte Aufzeichnung knapp vor der Ausstrahlung nahelegte. Die Sendung wird im Humboldt-Carré in der Mitte Berlins produziert, er wohne keine 500 Meter vom Studio entfernt, sagte Gottschalk.
Überziehen könne er wegen der 20-Uhr-“Tagesschau“ wohl nicht. „Wir werden pünktlich anfangen und pünktlich aufhören“ - und wenn er mal mitten im Satz abbrechen müsse, so habe das schließlich auch seinen Reiz.
In den vergangenen Wochen hatte Gottschalk nicht nur Komplimente an seinen neuen Arbeitgeber verteilt. Er sprach von „Todeszone“ und „Fernsehfriedhof“ und meinte den Vorabend, an dem die ARD schwächelt. Am Freitag sagte er, bei den „Öffentlich-Rechtlichen ist alles so statuarisch, erstarrt. Es fehlt mir die Erregung“, wie bei einem Jon Stewart in den USA etwa. Das wolle er mit seiner Sendung anders machen. Er wolle Emotionen wecken, selbst emotional diskutieren.
Das neue Format und den neuen Sender hat Gottschalk anscheinend noch nicht ganz verinnerlicht. So sprach er - leicht im Scherz - von „Gottschalk täglich, oder wie heißt das?“ und zeigte beim Foto-Termin das ZDF-Markenzeichen - zwei Finger vorm Auge.
Aber gründlich durchdacht haben er und seine 30-köpfige Redaktion unter Leitung der WDR mediagroup und Grundy light Entertainment das Format offensichtlich. Eine Probewoche habe es gegeben, in der die Sendung durchgespielt wurde, erzählte Gottschalk, der zugleich über ein Dutzend Themen-Ideen (Partnerschaft, Facebook, Klitschkos Nierensteine) und Gäste-Vorschläge (Bryan Ferry, Sarah-Jessica Parker, Stephen King) plauderte - und sich dabei locker und beschwingt präsentierte, wie schon bei seinem Abschied vom ZDF-Dauerbrenner „Wetten, dass..?“ am vergangenen Sonnabend.
Für ihn ist die Sendung ein „nach hinten gezogenes Frühstücksfernsehen und eine vorgezogene Late-Night“. Er wolle den Zuschauern mit „Gottschalk Live“ eine „Wohlfühl-Halbe-Stunde vor der „Tagesschau““ präsentieren. Die Themen? „Das, was ich mit meiner Frau abends bespreche und Sie auch mit ihrer Frau besprechen.“
Weitere Showpläne in der ARD - möglicherweise sogar am Sonnabendabend in Konkurrenz zu „Wetten, dass..?“ - gebe es derzeit nicht. „Ich plane nur bis März“ - soll heißen, seine Vorabendsendung steht im Grundgerüst bis zum Frühjahr, für andere Gedanken darüber hinaus ist derzeit kein Platz.