Oberbürgermeister Christian Ude schaffte es erneut mit nur zwei Schlägen. Der SPD-Politiker ist alleiniger Rekordhalter im Wiesn-Anzapfen.
München. Dirndl, Bier und Lederhosen: Bei strahlendem Sonnenschein hat das Münchner Oktoberfest begonnen. Mit erneut nur zwei Schlägen zapfte Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) am Samstag um Punkt zwölf Uhr das erste Fass Wiesn-Bier an und eröffnete damit das größte Volksfest der Welt. Nach einem kräftigen „O'zapft ist“ reichte er die erste frische Maß dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU), um mit ihm auf eine friedliche Wiesn anzustoßen. Viele Oktoberfest-Fans hatten da schon Stunden auf die erste Maß gewartet.
Auf der 178. Wiesn stand das Treffen der beiden Politiker besonders im Fokus, da Ude bei der kommenden Landtagswahl 2013 gegen Seehofer antreten will. Seehofer stellte aber vor Festbeginn klar: „Die Wiesn ist traditionell eine politikfreie Zone, und so wollen wir es auch halten.“ Ein Politikum ist dagegen traditionell der Bierpreis: Er liegt heuer zwischen 8,70 bis 9,20 Euro pro Maß und ist damit schon gefährlich nahe an die 10-Euro-Marke herangekommen.
Aber weder Preise noch Gedränge hielt die Menschen davon ab, zu Tausenden auf die Wiesn zu strömen. Noch im Dunkeln, vor sechs Uhr morgens, kamen viele zur Theresienwiese, um sich einen der begehrten Plätze in einem Bierzelt zu sichern. Schon vor der offiziellen Eröffnung waren viele der Bierburgen wegen Überfüllung geschlossen, am Nachmittag war dann alles dicht. Die Ordner hatten alle Mühe, die Massen in Schach zu halten.
"Ozapft is": Maß auf der Wiesn wird erneut teurer
Saftige Bierpreise und viel Nostalgie auf dem Oktoberfest
Einen schönen Ausblick hatten sie zumindest: Die meisten Frauen zeigten tiefe Ausschnitte im festlichen Dirndl, die Männer kamen zünftig in der Leserhose. Selbst Besucher aus Australien schlüpften in die bayerische Tracht. Und auf dem Weg von der U-Bahn zum Festgelände konnten sich Gäste aus aller Welt noch schnell in „Madl“ und „Buam“ verwandeln: In zur „Dirndl-Alm“ umfunktionierten Büroräumen in einer Nebenstraße gab es Dirndl und Lederhose – und als besondern Service für zehn Euro die Aufbewahrung der Straßenklamotten.
Unter die ersten Wiesn-Gäste mischten sich wie stets zahlreiche Prominente. So stürzten sich etwa Bayerns FDP-Chefin und Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Grünen-Chefin Claudia Roth ins Getümmel. Die Volksmusik war mit Heino und Florian Silbereisen vertreten.
Allen Wetterprognose zum Trotz strahlte zum Einzug der Wiesnwirte die Sonne über dem Festgelände. „Der Petrus ist ein Münchner“, sagte Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl. „Das ist ein Auftakt nach Maß.“ Noch am Morgen hatte es geregnet, der Himmel war schmuddelig grau. Er habe kaum zu träumen gewagt, sagte Ude: „Jetzt schauen Sie sich den Himmel an: Die Wolken sind weggeblasen.“ Perfektes Wetter, um sich hinter einem Zelt von dem Trubel auszuruhen: Hier sammeln sich stets die, die zu früh, zu tief in den Bierkrug geschaut hatten.
Besonders traditionell geht es heuer mit Volksmusik, zünftigen Schmankerl und historischen Fahrgeschäften auf der „Oidn Wiesn“ zu, die an die Historie des Festes erinnern soll.
Die Sicherheitsvorkehrungen wurden heuer noch einmal verstärkt. Erstmals schirmen knapp 200 Betonpoller das Volksfest gegen mögliche Terror-Anschläge ab, rund 500 Polizeibeamte sind im Einsatz. Außerdem sollen drei Sperrgürtel für Sicherheit sorgen. Eine konkrete Bedrohung gibt es aber nicht. Für Raucher haben die Wirte wegen des strikten Rauchverbots extra Balkone und Freiflächen eingerichtet.
Rund sechs Millionen Besucher aus aller Welt werden an 17 Festtagen erwartet. Da der Feiertag zur Deutschen Einheit am 3. Oktober am Montag angehängt wird, können die Wiesn-Fans einen Extra-Tag trinken und feiern. 2010 kamen zum 200-jährigen Jubiläum des Volksfestes rund 6,4 Millionen Menschen und tranken rekordverdächtige sieben Millionen Maß Bier. Außerdem verspeisten die Besucher 117 Ochsen, 59 Kälber und hunderttausende Hendl.
Die Geschichte des Oktoberfestes geht auf das Jahr 1810 zurück, als Kronprinz Ludwig in einer prunkvollen Zeremonie Therese von Sachsen-Hildburghausen das Ja-Wort gab. (dpa)