Die gewitterträchtigen Tage sind gezählt. Nur noch am Freitag drohen Starkregen, Blitz, Donner und Hagel. Dann streckt der Herbst seine Fühler aus.
Berlin. Unwetter in vielen Teilen Deutschlands haben Millionenschäden angerichtet. Eine Gewitterfront fegte mit starken Regenfällen und Sturmböen am späten Abend und in der Nacht zum Donnerstag über mehrere Bundesländer hinweg. Hunderte Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr waren vor allem in Bayern, Hessen, Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Teilen Norddeutschland pausenlos im Einsatz. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes fielen teilweise mehr als 40 Liter Regen pro Quadratmeter.
Straßen seien überflutet und Zugstrecken teilweise gesperrt worden, hieß es. Zudem mussten vielerorts umgestürzte Bäume bei Seite geräumt und vollgelaufene Keller ausgepumpt werden. Blitze setzten einige Häuser in Brand. In Quedlinburg im Harz wurden nach Polizeiangaben zwei Menschen durch Tennisball große Hagelkörner verletzt. Sie mussten mit Platzwunden am Kopf in einer Klinik ambulant behandelt werden, wie ein Sprecher sagte.
Allein in Hessen geht die Polizei davon aus, dass die Schäden in die Millionen geht. Das Unwetter am Mittwochabend stürzte Hunderte Bäume um, deckte Dutzende Häuserdächer ab und führte zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. In Mittelhessen waren am Morgen noch mehrere Landstraßen gesperrt, wie die Polizei mitteilte. Im Gießener Südkreis kippten wegen der Sturmböen Hoftore aus den Fundamenten. Ein Seniorenheim im Groß-Gerau wurde teilweise geräumt, nachdem Teile der Dachabdeckung weggerissen worden waren. 60 Bewohner mussten das Heim zeitweilig verlassen.
In vielen Teilen Hessens mussten Straßen- und Zugstrecken am Mittwochabend ganz oder teilweise gesperrt werden. Der Verkehr kam zeitweise zum Erliegen. Die Aufräumarbeiten bei der Bahn sollten noch den ganzen Donnerstag anhalten. Zahlreiche Äste waren in Oberleitungen gefallen oder drohten, Gleise und Leitungen zu beschädigen, wie ein Sprecher sagte. Am Morgen waren fast alle Streckensperrungen wieder aufgehoben.
In Sachsen erreichte der Sturm örtlich Stärke acht und in der Lausitz fielen mehr als 40 Liter Regen pro Quadratmeter, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Leipzig auf dapd-Anfrage mitteilte. Im sachsen-anhaltischen Wernigerode wurden innerhalb einer Stunde 31 Liter pro Quadratmeter gemessen. Ab 25 Liter pro Quadratmeter und Stunde sprechen die Meteorologen von einem Unwetter.
Im Raum Quedlinburg im Harz wurden etwa 70 Fahrzeuge von Hagelkörnern zerbeult und teilweise deren Scheiben zerstört. Auch Polizeifahrzeuge wurden durch Hagelschlag beschädigt. Die Rettungskräfte mussten auch Baugerüste und eingestürzte Baugruben sichern.
In Artern in Thüringen wurden schwere Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 95 Stundenkilometern gemessen. Dort fielen laut DWD 31 Liter Regen pro Quadratmeter. In Erfurt musste die Aufführung der Domstufen-Festspiele abgesagt werden.
Blitze setzen in Brandenburg mehrere Wohnhäuser in Brand. In Burgsdorf brannte in der Nacht ein Dachstuhl, wie die Feuerwehr mitteilte. Vier Bewohner mussten wegen Verdachts auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Auch in Massen schlug laut Polizei ein Blitz in ein dreistöckiges Wohnhaus ein. Der Dachstuhl brannte vollständig aus, verletzt wurde niemand.
Starke Regenfälle sorgten erneut für Überschwemmungen im östlichen Niedersachsen. In Heiningen im Landkreis Wolfenbüttel flutete wie bereits am Dienstag eine Schlammlawine die Ortsdurchfahrt, wie die Polizei mitteilte. Die betroffene Landstraße wurde für etwa zwei Stunden voll gesperrt.
Heftiger Regen, Blitzschlag, Hagel und Sturmböen lösten auch in Bayern Einsätzen von Polizei und Feuerwehr aus. Zahlreiche Bäume wurden umgeknickt, Überführungen und Straßen überflutet, wie die Polizei mitteilte. Vereinzelt sei es auch zu Stromausfällen gekommen.
Der Deutsche Wetterdienst warnte auch für den Donnerstag vor Gewittern mit Sturmböen. Ab Sonnabend soll es aber deutlich kühler werden. Dann beginnt der Frühherbst - mit kühlen Nächten, Frühnebel und Schauern. Ein Tief über Ostfrankreich bläst mit seiner Kaltfront die subtropische Luft weg. Die Folge: Es wird um die zehn Grad kühler. Diplom-Meteorologe Christian Herold: „Die wohl längste Hitzeperiode dieses Sommers neigt sich ihrem Ende entgegen.