Der Fall des ermordeten Tätowierers Raoul S. aus Berlin scheint aufgeklärt. Ein anderer Tätowierer hat gestanden. Seine Freundin wird auch verhört.

Berlin. Knapp zwei Wochen nach dem Fund erster Leichenteile des aus Österreich stammenden Tätowierers Raoul S. in der Berliner Spree hat ein Tatverdächtiger die Tötung zugegeben. Der Mann sollte noch am Mittwoch einem Richter zum Erlass eines Haftbefehls vorgeführt werden, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit. Bei dem Mann soll es sich nach dessen eigenen Angaben um einen 29 Jahre alten US-Amerikaner handeln, wie es hieß. Er sei ein Bekannter des Opfers gewesen und gehöre ebenfalls zur Tätowiererszene, sagte die Leiterin der Mordkommission, Jutta Porzucek. Noch fehlten die Personalpapiere des mutmaßlichen Täters.

"Es gibt Anhaltspunkte, dass die Leiche zersägt worden ist, sagte die Kriminalistin. Ob dabei eine Kettensäge verwendet wurde, sei noch unklar. Das prüften die Behörden in Zusammenarbeit mit der Gerichtsmedizin. Auf jeden Fall sei Raoul S. mit "massiver Gewalt" geschlagen worden. Dem sollen ein "Streit aus nichtigem Anlass" und der Konsum von Alkohol voraus gegangen sein. Sie gehe davon aus, dass der Mord am 5. oder 6. Juli stattfand, fügte Porzucek hinzu.

Der Tatverdächtige habe sich bereits bei seiner ersten Vernehmung am 18. Juli als Zeuge in "gewisse Widersprüche" verwickelt, erläuterte Oberstaatsanwalt Michael von Hagen in Berlin. Inzwischen sei auch die deutsche Freundin des Mannes festgenommen worden. "Bislang gibt es keine Erkenntnisse, dass sie etwas von der Tat in ihrer Wohnung wusste", sagte der Oberstaatsanwalt. Der Tatverdächtige lebte mit der Frau in deren Wohnung im Stadtteil Oberschöneweide. Dort soll sich auch die Tat ereignet haben. Die Frau soll Anfang 20 sein.

Leichenteile von Raoul S. waren am 7. und 10. Juli in der Spree in Oberschöneweide gefunden worden. Den Kopf des Mannes entdeckten Spaziergänger verpackt in einem Müllsack am 12. Juli am Reinickendorfer Schäfersee.