Arbeiter beginnen, verseuchtes Wasser abzupumpen. Japanische Regierung hält vollständige Kernschmelze derzeit für unwahrscheinlich.
Tokio. Die Gefahr einer vollständigen Kernschmelze im zerstörten Kernkraftwerk Fukushima Eins hält die Regierung in Japan derzeit für weitgehend unwahrscheinlich. Regierungssprecher Yukio Edano meldete am Dienstag, wenn die Kühlung aufrecht erhalten werde, sei so etwas unwahrscheinlich. Die andauernde Kühlung der Reaktoren mit Millionen Litern Wasser zeige zumindest eine gewisse Wirkung, jedoch behinderten die enormen Massen verstrahlten Wassers die weiteren Arbeiten. Zuvor hatte die Atomaufsichtsbehörde bestätigt, dass Brennstäbe in den Reaktoren 1, 2 und 3 teilweise geschmolzen sind. Des Weiteren besteht nach Angaben des Atombetreibers Tepco die Möglichkeit, dass gebrauchte Brennstäbe in Reaktor 2 beschädigt sind. Wie groß die Schäden sind, sei noch nicht klar, sagte Edano. Atomexperten seien dabei, die Details zu analysieren.
Unterdessen haben die Arbeiter in der Atomruine mit dem Abpumpen des hochgradig verseuchten Wassers aus Reaktor zwei begonnen. Das Wasser werde in eine Auffanganlage gepumpt, in die rund 30.000 Tonnen Wasser passten, berichteten japanische Medien. Nach Schätzung des Betreiberkonzerns Tepco befinden sich im Reaktor 2 rund 25.000 Tonnen verseuchten Wassers. Die Schläuche zur Auffanganlage verlaufen demnach an den Turbinengehäusen der Reaktoren 3 und 4 entlang. Pro Tag könnten etwa 480 Tonnen abgepumpt werden.
Relativ gering verstrahltes Wasser soll sich in den Reaktoren 1 und 3 befinden, hieß es unter Berufung auf Tepco. Die Arbeiter setzen derweil die Vorbereitungen fort, für dieses Wasser Behelfstanks sowie einen auf dem Meer schwimmenden Riesentank zu benutzen, in den rund 10.000 Tonnen Wasser passen.
Benefizkonzert für Katastrophenopfer in Japan
In Dresden wird heute für die Katastrophenopfer in Japan ein Benefizkonzert veranstaltet. Werke von Rachmaninov, Borodin, Mozart, Debussy und Schumann erklingen (Dienstag/20.00) im Festsaal des Dresdner Coselpalais. Acht junge Künstler spielen ein Benefizkonzert für die Opfern der Naturkatastrophen in Japan. Die Deutsch-Japanische Gesellschaft Sachsen will dabei Spenden sammeln, um die Not ein Stück zu lindern und ein Zeichen der Ermutigung und der Verbundenheit zu setzen. Das Geld solle dem Wiederaufbau in den von Erdbeben und Tsunami zerstörten Regionen eingesetzt werden und dank direkter Kontakte von Vereinsmitgliedern auch dort ankommen, wo sie wirklich gebraucht werden. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.
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Shimizu: Tepco hat Unglück selbst verursacht
Der Tepco-Chef Masataka Shimizu hat sich im japanischen Parlament der Kritik der Abgeordneten gestellt und sich erneut für das Reaktorunglück in Fukushima entschuldigt. Vor der Haushaltskommission sagte Shimizu, dass der Tsunami vom 11. März "jenseits unserer Erwartungen" gewesen sei. Allerdings gab er zu, dass Tepco das Unglück selbst verursacht habe.
Der Abgeordnete Shuichi Kato der oppositionellen Neuen Komeito Partei hielt ihm ein Exemplar der Tepco-Sicherheitsregeln entgegen: „Dies sagt aus, dass der Präsident die nukleare Sicherheit als seine oberste Priorität ansieht. Mit diesem im Kopf, lassen Sie mich fragen, wie Sie sich fühlen.“ Shimizu sagte, „als die Person, die die endgültige Verantwortung für die Sicherheitsstrategie für das Atomkraftwerk trägt“, könne er „nicht genug Worte finden“, sein Bedauern auszudrücken.
Der 66-Jährige hatte sich bereits am 13. März für das Unglück entschuldigt, war dann jedoch krank geworden. Erst knapp einen Monat später, am 11. April, trat er wieder an die Öffentlichkeit. Tepco steht ebenso wie die Regierung seit Wochen wegen seiner als zögerlich und unzureichend empfundenen Kommunikation in der Kritik. Am Montag musste sich auch Ministerpräsident Naoto Kan der Befragung durch das Parlament stellen. Die Umfragewerte des ohnehin angeschlagenen Regierungschefs stiegen zwar jüngst, zwei Drittel der Befragten sind jedoch weiter unzufrieden mit seiner Arbeit.
(Mit Material von dpa/afp)