Stickstoff soll die Gefahr neuer Explosionen in Fukushima bannen. Das Kaiserpaar besucht Opfer der Katastrophe. Japans Wirtschaft unter Druck.
Tokio/Seoul. Viele Versuche waren bisher vergeblich, nun soll es ein neuer Anlauf richten: An der Atomruine Fukushima füllen Arbeiter seit dem frühen Donnerstagmorgen Stickstoff in Kraftwerksblock 1. Sie wollen das brisante Luftgemisch im Reaktorgehäuse verdünnen und so verhindern, dass es erneut zu Wasserstoff-Explosionen wie kurz nach der Havarie kommt.
Den Banken in der erdbebenzerstörten Katastrophenregion wollen Japans Währungshüter mit einem Kreditprogramm helfen. Mit bis zu einer Billion Yen (8,2 Milliarden Euro) will die Zentralbank den Banken ermöglichen, von der Krise betroffene Firmen mit frischem Geld zu versorgen. Die Bank von Japan senkte ihre allgemeine Einschätzung der wirtschaftlichen Lage des Landes. Japans Wirtschaft sei in Folge der Katastrophe unter starken Druck geraten, vor allem im Produktionssektor. Daran werde sich vorerst nichts ändern.
Genau vier Wochen nach Erdbeben und Tsunami will das japanische Kaiserpaar an diesem Freitag ein Auffanglager in der Tokioter Nachbarprovinz Saitama besuchen. Dort sind rund 1200 Flüchtlinge aus Futaba untergekommen. In Futaba steht das zerstörte Kernkraftwerk Fukushima Eins, das von dem Tsunami schwer getroffen worden war.
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Nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo will dann auch US-Außenministerin Hillary Clinton nächste Woche Japan besuchen.
Die Verantwortlichen in Fukushima schätzen die Gefahr einer neuen Wasserstoff-Explosion als niedrig ein. Die Einleitung von Stickstoff begann nach Medienangaben ohne Zwischenfälle. Der Druck in dem Reaktorgehäuse sei wie erwartet leicht gestiegen. Später könnten die Reaktorblöcke 2 und 3 folgen.
In den Tagen nach dem Tsunami vom 11. März war es in den Blöcken 1, 3 und 4 zu Wasserstoff-Explosionen gekommen. Sie hatten starke Zerstörungen angerichtet.
Wie der Fernsehsender NHK berichtete, ist der Kühlwasserstand im Reaktorblock 1 nach wie vor niedrig, so dass sich die Brennstäbe gefährlich erhitzen. Dadurch könnte sich das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff getrennt haben. In diesem Fall stiege das Risiko einer Knallgasexplosion. Mit Stickstoff lässt sich das gefährliche Gemisch verdünnen. Ebenso wie Tepco geht auch die japanische Atomsicherheitsbehörde NISA nicht davon aus, dass durch die Stickstoff-Zuführung große Mengen an radioaktivem Dampf aus dem Reaktorgehäuse strömen können.
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Becken mit gebrauchten Kernbrennstäben liegen nach wie vor offen. Um sie zu kühlen, werden die Becken mit Wasser geflutet. Da dieses verseuchte Wasser überlaufen kann, muss das automatische Kühlsystem wieder in Gang gebracht werden. Die Arbeiter können diese Maschinen jedoch wegen der extremen Verstrahlung nicht erreichen. Wie Kyodo berichtete, erwägt die Regierung, ein ferngesteuertes US-Flugzeug einzusetzen, um die extrem hohe Strahlung an den Abklingbecken der Reaktoren zu messen.
Südkorea schließt Schulen aus Angst vor radioaktivem Regen
Aus Angst vor radioaktiv verseuchtem Regen hat Südkorea am Donnerstag einige Schulen geschlossen. Zudem empfahlen die Behörden als Vorsichtsmaßnahme nach der Atomkatastrophe in Japan, von Aktivitäten im Freien abzusehen. Viele Eltern brachten daher ihre Kinder mit dem Auto in die Schule. Einige Koreaner setzten Gesichtsmasken als Schutz vor Strahlung auf.
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Eine unmittelbare Gefahr besteht nach Angaben der Atomsicherheitsbehörde jedoch nicht. Die im Regen gemessenen Mengen radioaktiven Jods und Cäsiums seien zu gering, um ein Gesundheitsrisiko darzustellen. Der Wetterdienst teilte mit, die Windrichtung sorge dafür, dass radioaktiv belastete Luftmassen über dem etwa tausend Kilometer entfernt liegenden AKW Fukushima sehr wahrscheinlich nicht die koreanische Halbinsel erreichten.