Eine Mitarbeiterin des Bürgeramtes will verschleiert arbeiten. Ihr Chef und auch die Muslime der Stadt zeigen dafür kein Verständnis.
Frankfurt/Main. Im Streit über ein Burka-Verbot im Frankfurter Bürgeramt erhält die Stadt weiter Rückendeckung der Muslime: Die islamische Religionsgemeinschaft Hessen empfahl einer 39-Jährigen, die vollverschleiert arbeiten will, nicht zu übertreiben. Der muslimischen Frau sei zwar geboten, sich in der Öffentlichkeit bis auf Hände, Füße und Gesicht zu bekleiden. Eine Burka sei aber kein islamisches Gebot, das Tragen eines Kopftuchs genüge den religiösen Kleidungsvorschriften, sagte der Gemeinschafts-Vorsitzende Ramazan Kuruyüz am Mittwoch in Frankfurt. Am Vorabend hat auch Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU) den Kurs des Bürgeramtes gestützt: Er kündigte ein Burka-Verbot für die Bediensteten des Landes an: "Beschäftigte des öffentlichen Dienstes und gerade solche, die Bürgerkontakt haben, dürfen nicht verschleiert sein“, sagte er. Die Burka könne als Zeichen einer Haltung gegen die Werte der westlichen Welt verstanden werden.
“Wir raten der städtischen Angestellten deshalb eindringlich an, die Übertreibung in der Bekleidung zu vermeiden und den islamischen Mittelweg einzuhalten“, erklärte Kuruyüz weiter. Die Interessen der Stadt seien berechtigt. Die Frau muss sich in den kommenden Tagen also entscheiden, ob sie ohne Burka ins Büro kommen oder den Job aufgeben will. Die Deutsche mit marokkanischen Wurzeln muss nach Angaben des zuständigen Dezernats unverschleiert erscheinen, ein Kopftuch wird allerdings akzeptiert.
Abfindung gefordert
Nach unbestätigten Angaben der "Bild“-Zeitung (Dienstag) hat die erste Anwältin der vierfachen Mutter eine Abfindung in Höhe von 40.000 Euro verlangt. Ihr neuer Anwalt fordere sechs Monatsgehälter, was etwa 18.000 Euro entspreche, berichtete die Zeitung. Auch bei muslimischen Verbänden stößt der Vorstoß der Burka-Trägerin auf Unverständnis. „Das ist nicht nur inakzeptabel und absurd, es beruht absolut nicht auf einer islamisch-theologischen Grundlage“, sagte Naime Cekir vom Kompetenzzentrum muslimischer Frauen in Frankfurt. Die Forderung der Frau überfordere die Toleranz von Christen, aber auch von vielen Muslimen. „Nicht zuletzt mobilisiert der Streit um die Burka verborgene Ängste“, sagte Cekir. „Man sollte es als Einzelfall betrachten.“
Auch die CDU geht mit der Frankfurter Burka-Trägerin hart ins Gericht: „Die Burka ist ein Symbol für die Unterdrückung und Entrechtung von Frauen“, sagte der integrationspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im hessischen Landtag, Ismail Tipi. Außerdem verhindere sie den direkten Blickkontakt von Menschen – und genau dieser sei wichtig, um Vertrauen aufzubauen. Außerdem verstoße die Frau mit ihrer Burka gegen die staatliche Neutralitätspflicht. Tipi bezeichnete den breiten Konsens der Parteien und Gruppen als „wichtiges Signal“. Die Frankfurter FDP vermutet dagegen keineswegs religiöse Beweggründe der Frau: „Wenn man nun liest, dass die Anwältin einen Auflösungsvertrag angeboten hat, der eine Zahlung von 40.000 Euro beinhaltet, dann wird immer klarer, dass es weniger um religiöse als vielmehr um finanzielle Motive geht“, sagte Stefan von Wangenheim, der integrationspolitische Sprecher der FDP-Römerfraktion. Das sei absolut inakzeptabel. „Hier müssen wir eine deutliche Grenze einziehen, auch um Klarheit für die Zukunft zu schaffen.“