In der Hauptstadt leben etwa drei Millionen Menschen, viele von ihnen in Notunterkünften. Ende November soll in Haiti gewählt werden.
Berlin/Genf. Auch in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince verstärken sich die Hinweise auf einen drohenden Ausbruch der Cholera . Die Teams von Ärzte ohne Grenzen hätten in der Hauptstadt bereits mehr als 200 Menschen mit schwerem Durchfall behandelt, teilte die Hilfsorganisation am Mittwoch mit und sprach vom „klinischen Symptom für Cholera“. Die Behandlung erfolge daher nach den Richtlinien für diese Krankheit. In anderen Teilen des Inselstaats erlagen der Krankheit nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef bereits 583 Menschen, unter ihnen viele Kinder.
Die Bestätigung für den Cholera-Erreger im Labor stehe zwar noch aus, erklärten Ärzte ohne Grenzen (MSF). Gleichwohl gebe die Situation für die betroffenen Familien schon jetzt Anlass zu großer Sorge. Die Hilfsorganisation machte darauf aufmerksam, dass die Bewohner der betroffenen Stadtteile nur einen eingeschränkten Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.
Die Zahl der Verdachtsfälle in den vier medizinischen Einrichtungen von MSF habe seit dem Wochenende zugenommen. In diesen Zentren seien mehr als 300 Betten für die Behandlung von Cholera-Patienten reserviert worden. Der Leiter des Haiti-Einsatzes der Organisation, Stefano Zannini, sprach von einer alarmierenden Lage.
Im Norden von Haiti werden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits mehr als 8000 Patienten mit Cholera-Symptomen behandelt. Die hygienische Situation verschlechterte sich durch Überschwemmungen nach dem Hurrikan „Tomas“ in der vergangenen Woche.
Die Hauptstadt Port-au-Prince wurde im Januar von einem Erdbeben in Trümmer gelegt. Seitdem harrt ein großer Teil der Bevölkerung in Notunterkünften aus. Für mehrere hunderttausend Kinder, die dort und in den Armenvierteln lebten, werde jetzt die Cholera-Gefahr immer größer, warnte Unicef am Mittwoch.
Trotz der Epidemie infolge der schweren Zerstörungen durch das Erdbeben sollen in Haiti am 28. November Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattfinden. Die provisorische Wahlkommission hat die erste Lieferung von Wahlsets, bestehend aus Wahlurnen und -kabinen, aus Mexiko bestätigt.
Die regierende Unité-Partei des derzeitigen Präsidenten René Préval rief wegen der Seuche zu einer Pause im Wahlkampf auf. Ihr Präsidentschaftskandidat Jude Célestin sagte, die Kandidaten der Partei sollten sich an Stelle des Wahlkampfs „in den Dienst der betroffenen Menschen“ stellen. Er nahm damit Bezug auf Beobachtungen, nach denen Kandidaten öffentliche Auftritte in den von der Krankheit befallenen Gebieten vermieden.