Den Opfern der Flut im Nordwesten Pakistans könnte bei weiteren Regenfällen ein gefährlicher Cholera-Ausbruch drohen.
Majuky Faqirabad. Angesichts der schweren Überschwemmungen im Nordwesten Pakistans warnen Helfer und Behörden vor einer Gesundheitskatastrophe. Insgesamt seien schon mehr als drei Millionen Menschen von den Fluten betroffen, teilte das Uno-Kinderhilfswerk Unicef am Dienstag in Genf mit. Unter den Notleidenden seien 1,4 Millionen Kinder, von denen bereits unzählige an lebensgefährlichem Durchfall erkrankt seien. Ein Unicef-Sprecher sagte in Genf, insgesamt seien nach Schätzungen der pakistanischen Regierung 3,2 Millionen Menschen in Not geraten. Nach Angaben der Verwaltung der schwer betroffenen Provinz Khyber Pakhtunkhwa starben bereits etwa 1.500 Menschen in den Fluten. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen verloren fast eine Million Menschen ihr Dach über dem Kopf oder wurden zur Flucht gezwungen. Sie campieren laut dem Bericht eines AFP-Korrespondenten aus dem Dorf Majuky Faqirabad oft mit ihren letzten geretteten Habseligkeiten auf der Straße. Immer wieder sind auch Schüsse zu hören, Plünderer versuchen von der Situation zu profitieren. Außerdem regnete es auch am Dienstag wieder in Strömen, neue Überschwemmungen wurden befürchtet. Unter den Notleidenden sind auch viele Kinder. „Die größte Gefahr für Kinder sind jetzt Durchfall und Cholera.
„Sauberes Wasser, Nahrung, Medikamente, Kleidung und Impfstoffe werden dringend benötigt.“ Insbesondere jüngere Kinder würden von Durchfall, Malaria und Infektionskrankheiten sowie Haut- und Augenkrankheiten bedroht. „Die Schlammmassen haben Brunnen und Wasserwerke verseucht und unbrauchbar gemacht“, erklärte Unicef. Deshalb werde dringend sauberes Wasser benötigt. Auch die Johanniter berichteten, dass das Trinkwasser in vielen Orten verseucht sei. „Wir befürchten, dass es durch das verschmutzte Trinkwasser jetzt vermehrt zu schweren Erkrankungen und im schlimmsten Fall zu Seuchen kommt“, erklärte Naseer Ahmed Kakar, Programmkoordinator der Johanniter in Pakistan. „Die Betroffenen brauchen dringend Nahrung, Trinkwasser, Unterkünfte und Latrinen - es besteht große Gefahr für die Gesundheit der Menschen“, warnte auch die Hilfsorganisation Oxfam. Angesichts des Elends und der nur schleppend anlaufenden Hilfe wuchs bei den Betroffenen der Zorn auf die Regierung und die Behörden. Vor allem Präsident Asif Ali Zardari geriet zunehmend in die Kritik, weil er statt im Land zu helfen auf eine Europareise ging. „Warum ist Zardari nach Frankreich und Großbritannien gereist, wenn sein eigenes Volk in tiefer Trauer und unter Schock ist“, fragte beispielsweise Murad Khan in Majuky Faqirabad, einem der am schlimmsten betroffenen Dörfer im Nordwesten des Landes. „Zardari hätte uns hier besuchen sollen und sich um unser Wohlergehen kümmern, statt auf Vergnügungsreise zu gehen“, fügte sein Nachbar Sher Khan hinzu.